Wer an Akrophobie (Höhenangst) leidet, der steigt hier besser nicht ein. Aber so ist es ja meistens beim Klettern … Als ich nach der Jahrtausendwende die „Miss Nesselwängle“ an der Zwerchwand erschloss, ist mir im oberen Wandbereich links davon eine optisch „sehr schmackhafte“ Plattenflucht aufgefallen. Es lag nahe, hier noch eine weitere Route zu erschließen …
Die Tour beginnt zunächst mit dem gleichen Einstieg der Miss Nesselwängle. Nach einem leicht überhängenden und deshalb anstrengenden Kaltstart gelangt man schnell wieder in leichteres Gelände. Es folgt eine etwas längere steile Wandstufe, danach eine schrofige Querung nach rechts zum oberen Ende des Vorbaus der Zwerchwand.
Die „Akrophobie“ leitet dann vom 3. Standplatz der „Miss Nesselwängle“ direkt durch die kompakte Wand. Es geht gleich richtig zur Sache, die schwerste Seillänge verlangt kleingriffige Wandkletterei an schmalen Leisten. Danach führen leicht rechtshaltend ein paar brüchig anmutende Klettermeter unter einen Überhang, über den man eine kurze Schrofenzone erreicht.
Die vorletzte Seillänge startet mit einer anstrengenden Rissverscheidung und leitet schließlich in die bereits oben erwähnte Plattenflucht über. Die bietet über eine längere Strecke wunderbar kompakte und wasserzerfressene Plattenkletterei vom Feinsten. Durch eingestreute Fingerlöcher lösen sich die schweren Passagen immer wieder angenehm auf. Vom Wandbuch ist es dann über eine einfache, schrofige Rinne nicht mehr weit bis zum Gipfelgrat der Zwerchwand hinauf.
Die Tour ist vielleicht nicht ganz so “chic” wie die benachbarte Miss Nesselwängle. Dennoch gibt es immer wieder tolle Kletterpassagen inmitten der für die Tannheimer typischen Felslandschaft. Nach den ersten zwei Abseillängen erreicht man wieder die Spitze des Vorbaus. Über eine kurze grasige Querung können bei Bedarf die oberen Längen der Miss Nesselwängle noch drangehängt werden.
Schwierigkeit
In der Schlüssel-Seillänge anhaltend 6+/7-, zum Stand hin immer schwerer werdend (7+). Die vorletzte Seillänge bewegt sich homogen im 6. bis 7. Schwierigkeitsgrad auf einer Länge von ca. 30 Metern. Mit Hakenhilfe reduzieren sich die Gesamtanforderungen auf 6+ obligatorisch.
Absicherung
Die Route ist perfekt mit Bohrhaken abgesichert
Ausrüstung
60-Meter-Doppelseil, 12 Exen, Abseilausrüstung
Ausgangspunkt
Nesselwängle im Tannheimer Tal. Der Parkplatz befindet sich am westlichen Ortsrand.
Zustieg
Vom Parkplatz entlang der Beschilderung in ca. 1,5 Stunden zum Gimpelhaus. Von hier weiter Richtung Rote Flüh ins Gimpelkar aufsteigen. Bei einem Plateau in Höhe eines Gedenkkreuzes weglos direkt zur Wand hinauf. Der Einstieg befindet sich bei einem kleinen Absatz unterhalb eines markanten Überhangs.
Abstieg
Vom Ausstieg der Tour nach links in eine Scharte absteigen. Der erste Abseilstand befindet sich wenige Meter südlich der Scharte auf der rechten Seite. Von hier je nach Einhaltung der Stände ca. 4 bis 5 mal abseilen.
Unterkunft
Gimpelhaus www.gimpelhaus.at
Literatur
Kletterführer Allgäu incl. Tannheimer Berge www.panico.de
Webinfo
www.climbers-paradise.com
Bildgallerie