“Badelatschen” am Kleinen Säuling

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Ein Bericht von Andreas Baur

Beim Erschließen und Klettern der Tour ‘ALTER PAPA’ stachen mir immer wieder die rauen und wasserzerfressenen Risse links daneben ins Auge. Vor allem der Bereich vor und nach der von unten sichtbaren großen, schwarzen Gufel sah nach schöner Risskletterei aus. Auch darüber meinte ich eine kletterbare Linie durch die Wand finden zu können.

Im Herbst 2015 konnte ich Jörg Kühn dazu überreden, einen Erstbegehungsversuch mit mir zu unternehmen. Die erste SL kletterten wir zuerst eine grasige, brüchige Rissverschneidung hoch, dann weiter über Steilgas und Schrofen zum Beginn eines Kamins. Hier machten wir Stand. Jörg wollte abseilen und meinte, das sei wohl eher Training für den Rädlergrat (berühmte Graskletterei in den Allgäuer Alpen).

Wir machten trotzdem weiter. Die nächsten 3 SL waren schöne rauhe Risskletterei die perfekt selbst abgesichert werden kann. Nur am Ende der dritten SL mussten wir eine schwere Stelle links umgehen, da der 3er Camelot zum vernünftigen Absichern der Stelle zu klein ist. Am Ende der vierten SL machten wir Stand unter einem steilen Aufschwung. Es tröpfelte mittlerweile und über den Tannheimern hingen dunkle Gewitterwolken. Wir beschlossen abzubrechen, querten zur ‘Alter Papa’ hinüber und schauten, dass wir wieder runter kamen. Wir gönnten uns noch ein schnelles Bier im Säulinghaus und schafften es noch vor dem Gewitter ans Auto zu kommen.

Erst im Sommer2016 kamen wir dazu weiterzumachen. Am Parkplatz fiel Jörg auf, dass er seine Zustiegsschuhe vergessen hatte. Also radelte er in Badelatschen los. Das Radeln ging noch ganz gut, das Laufen dann weniger, er rutschte immer wieder nach hinten aus den Latschen. Mit viel Improvisationstalent kettete Jörg dann die Badelatschen mit Exen an den Füßen fest. So ging es dann einigermaßen. Wie Jörg allerdings heil über das Schutt- und Blockfeld an den Wandfuß kam, ist mir bis heute ein Rätsel.

Also los, die ersten SL kannten wir ja bereits. Mit einem 4er Cam trauten wir uns auch, die Stelle am Ende der 3 SL zu klettern. Einen Versuch zu Beginn der 5 SL mußten wir wegen mangelnder Absicherungsmöglichkeiten aufgeben. Ich kam nur wieder heil zum Stand zurück, weil ich Jörgs Kopf und Schultern als Tritt missbrauchte. Wir umgingen die Stelle rechts, konnten noch eine schöne Abschluss-Seillänge klettern und kamen ein paar Meter unterhalb des Gipfelkreuzes des Kleinen Säulings am Grat raus.

Geil, komplett von unten auf einer neuen Linie durch die Wand geklettert!

Ein paar Wochen später seilte ich zur 5. SL ab, bohrte sie ein und putzte den unteren Bereich aus. Nachdem ich einiges an Dreck und Lehm entfernt hatte, kam ein seichter Riss zum Vorschein, der auch gut kletterbar aussah. Der wäre eventuell sogar mobil absicherbar gewesen. Außerdem konnte ich noch einen Camelot aus der 4 SL retten, den Jörg nicht mehr aus dem Riss gebracht hatte. Auch die 1. SL bohrte ich ein und verlegte sie etwas nach links. Allerdings ist auch hier der Fels selbst nach viel Putzarbeit noch recht splittrig. Die 1. SL bleibt ein Biss in den sauren Apfel …

Erst 2017 konnte ich dann mit Timo die Linie wiederholen und die 5. SL antesten. Timo kletterte die SL beim ersten Versuch. Wer gerne und gut mit mobilen Sicherungsmitteln klettert, findet hier eine schöne Tour, die fast vollständig selbst abgesichert werden muß. Die Stände sind gebohrt, in der 1. SL stecken einige BH. Die 5. SL ist komplett eingebohrt und kann sogar A0 geklettert werden.

Viel Spaß beim Wiederholen!

Schwierigkeit

Maximal 7+ (6 obligatorisch)

Absicherung

Die Stände und gelegentliche Zwischensicherungen sind gebohrt. Dazwischen muß mobil abgesichert werden.

Material

60-Meter-Doppelseil, 10 Exen, Schlingen, ein Satz Camalots bis Größe 5, Abseilausrüstung.

Ausgangspunkt

Die kleine Ortschaft Pflach, ca. 2 km nördlich von Reutte (Tirol). Am Ortsrand führt eine Fahrstraße (Beschilderung „Säulinghaus“) über das Bahngleis zum geräumigen Parkplatz.

Zustieg

Vom Parkplatz entlang des beschilderten Wanderwegs hinauf zum Säulinghaus. Es lohnt sich, das Bike mitzunehmen (6 Kilometer Fahrt auf dem Schotterweg). Ca. 20 Minuten unterhalb des Säulinghauses befindet sich ein PKW-Wendeplatz, wo das Bike deponiert werden kann. Nun zu Fuß weiter bis zur Hütte. Vom Ausgangspunkt 1,5 bis 2 Stunden.

Einstieg

Vom Säulinghaus diagonal durch den Wald, anschließend über ein Blockfeld unter die gut sichtbare Westwand des Kleinen Säulings. Der Einstieg befindet sich rechts eines markanten Pfeilers bei einem schrofigen Vorbau. (Über den Pfeiler verläuft die Route „Knöchelbruch“)

Abstieg

Vom Ausstieg wenige Meter über den Grat zu einem markanten Felskopf aufsteigen. Auf dessen Talseite befindet sich die Abseilpiste. Insgesamt 4mal über die Route „Knöchelbruch“ abseilen.

Stützpunkt

Säulinghaus, www.saeulinghaus.at

Weitere Topos

Kletterführer Allgäu & Ammergau, Panico Verlag

 

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