Bschießer-Südwand

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Iseler, Kühgundkopf, Bschießer, Ponten, Gaißhorn und wie sie alle heißen: von der A7 zwischen Kempten und Füssen kommend, sind dies die ersten höheren Gipfel, die an der 2000er-Marke kratzen. Im Winter ein begehrtes Skitourengebiet, im Sommer ein beliebtes Wanderrevier. Vom Tannheimer Tal aus sind die Ziele alle schnell zu erreichen, so kehrt in dieser Gegend lediglich in der Zwischensaison immer nur für kurze Zeit Ruhe ein. Was das klettern betrifft, fahren die meisten Bergsteiger immer gleich weiter Richtung Nesselwängle zu den allseits bekannten Routen über dem Gimpelhaus.

Der Bschießer (auf tirolerisch Bscheisser) befindet sich etwas versteckt, gleich zu Beginn des Tannheimer Tals.  Auf dem Gipfel verläuft die Grenze zwischen Österreich und Deutschland. Seine Südkante ist ein altehrwürdiger Klassiker im 5. Grad, die schon Generationen von Kletterern angelockt hat. Vor allem im Frühjahr ist die Tour für viele ein begehrtes Ziel, um die Klettersaison zu beginnen. Das Pontenkar hat zu dieser Zeit noch reichlich Schnee zu bieten, deshalb ist es eine tolle Kombi mit den Skiern zur sonnigen, bereits ausgeaperteten Südwand es Bschießers aufzusteigen.

Auf den ersten Blick wirkt die Wand nicht besonders einladend. Bereits beim Zustieg läuft man über brüchige Bänder hinüber zu den Einstiegen. Der Eindruck täuscht jedoch, auf der Südkante wird man durchwegs mit kompaktem, wunderbar griffigem Allgäuer Hauptdolomit verwöhnt.

Nachdem ich die Bschießerkante bereits von früheren Begehungen kenne, wollten wir diesesmal die benachbarte Südwand-Route antesten. Einer meiner Kollegen meinte einmal,  die Tour sei für den angegebenen Grad recht anspruchsvoll, so waren wir gespannt, was uns da erwartet.

An der Kante herrschte bereits reger Andrang, wir gingen ein Stück weiter und erreichten über eine schottrige Schlucht den Einstieg auf einem schmalen Band. Der erste Eindruck: graue Plattenfluchten, von ein paar Bohrhaken geziert, machten durchaus Lust hier einzusteigen.

1. Seillänge (4+)

Schöne leichte Kletterei, die nach oben hin etwas schrofig wird, führt auf ein grasiges Band zu einem maroden Stand mit Normalhaken. Man lässt ihn aus und quert ca. 10 Meter nach links zum Stand mit Klebehaken.

2. Seillänge (5+)

Ca. 40 Meter stets diagonal linkshaltend. Der Schwierigkeiten steigern sich langsam und es ist nicht immer alles fest, was man in den Händen hält. Etwas alpin angehaucht, durchwegs spannend, mit etwas weiteren Bohhakenabständen.

3. Seillänge (6+)

Die Originalführe leitet nach rechts durch einen Riss-Kamin hinauf zum Wandbuch. Wir verirrten uns in die linke Variante. Steile Wandkletterei mit zwingenden Passagen im oberen 6. Grad. Zu Beginn noch Bohrhaken, später muss mit Friends abgesichert werden. An der Schlüsselstelle befindet sich eine zerfledderte A-Null-Schlinge. Die Seillänge hinterlässt einen sehr alpinen, abenteuerlichen Eindruck und erfordert eine gewisse Vorstiegsmoral. Sie führt nach oben hin rechts zur Originalführe, wo an einem einzelnen Bohrhaken Stand bezogen wird.

4. Seillänge (5+)

Sehr schöne kompakte Plattenkletterei mit Leisten, die beste Seillänge in der Tour. Der Stand befindet sich auf einem schrofigen Band. Hier trifft man auf die Südkante.

5. Seillänge (2+)

Über schrofiges Gelände zum Vorgipfel, es kann auch seilfrei gegangen werden. Von hier in wenigen Minuten auf dem Kamm zum Normalweg, der auf den Hauptgipfel führt.

Fazit: Bei der Bschießer-Südwand handelt es sich um eine alpin angehauchte Tour in nicht immer zuverlässigem Fels. Während die erste Seillänge noch etwas schrofig ist, wird der graue Plattenkalk nach oben hin zunehmend kompakter. Der angebene Schwierigkeitsgrad  muss zwischen den etwas weiteren Bohrhakenabständen zwingend beherrscht werden. Während die benachbarte Südkante dem Plaisir-Charakter entspricht, ist in der Südwand-Führe „Old School“ angesagt. Es muss vor allem im unteren Bereich auf Steinschlag geachtet werden.

Schwierigkeit

Meist 5 bis 6. Gelegentlich leichter. 6+ obligatorisch

Absicherung

Die Tour ist durchgehend mit Bohr- oder Klebehaken abgesichert. Dazwischen befinden sich gelegentlich alte Normalhaken. Der Abstände betragen durchschnittlich 3 bis 4 Meter. Mit mittelgroßen Friends und Schlingen kann an manchen Stellen optimiert werden.

Material

50-Meter Einfach- oder Doppelseil. 10 Exen, Schlingen, Keile, Friends

Ausgangspunkt

Schattwald im Tannheimer Tal. Der gebührenpflichtige Parkplatz befindet sich bei der Talstation der Wannenjoch-Bahn.

Zustieg

Entlang der Beschilderung Richtung Bschießer bzw. Ponten. Nach ca. 1 Stunde erreicht man die bewirtschaftete Stuibensennnalpe. In einer weiteren Stunde durchs Pontenkar hinauf zum langgezogenen Kamm. Hier über den Wanderweg nach rechts Richtung Bschießer. Man beachte einen Pfad, der in wenigen Minuten nach links unter die Bschießer-Südwand führt. Über brüchige Bänder erreicht man absteigend, später querend den Einstieg der Südkante. Zur Südwand-Führe geht man wenige Meter weiter in eine brüchige Rinne. Nun nach rechts ansteigend auf ein schmales Band zum Einstieg. Von Schattwald insgesamt ca. 2,5 Stunden.

Abstieg

Vom letzten Stand auf den Vorgipfel und weiter zum Hauptgipfel auf ca. 2000 Meter Höhe. (ca. 10 Minuten). Abstieg ins Tal ca. 1,5 – 2 Stunden.

Tipp

Es empfiehlt sich im Sommer mit dem Bike bis zur Stuibenalpe zu radeln. Im Frühjahr kann mit Liftunterstützung und den Skiern ebenfalls bis zur Stuibenalpe gefahren werden. Somit reduziert sich die Gesamtunternehmung um 1 bis 2 Stunden.

Topos

Kletterführer Allgäu incl. Tannheimer Tal www.panico.de

Bildgallerie

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