„Das Leben ist schön“, das hört sich doch so richtig plaisirmäßig an: ein sanierter Klassiker im 6. Grad mit den besten Wasserrillen am Hochkönig, wie es in den Beschreibungen heißt. Bei unserem Roadtrip vom Allgäu Richtung Salzburger Land schlich sich jedoch bald die Erkenntnis ein: je weiter man Richtung Osten tourt, desto utopischer werden die angegebenen Zustiegszeiten (die Locals müssen hier flott unterwegs sein), die Hakenabstände werden immer weiter und die Bewertung zunehmend anspruchsvoll. Vielleicht liegt das immer noch an der Precht’schen Meßlatte: der bekannte Erstbegeher kletterte damals in einer anderen Liga …
Darüber gibt es allerdings nichts auszusetzen: Der Fels am Höchkönig verdient 5 Sterne, so auch am nahegelegenen Östlichen Schoberkopf in der Schoberplatte. Und die Wasserillen in den oberen Seillängen suchen tatsächlich ihresgleichen. Da klettert man zwei Seillängen lang bis zu den Waden in tiefen karstigen Rinnen, solange bis es die Füße nicht mehr aushalten. Mit einer eleganten Piaz-Technik geht es dann doch etwas schmerzfreier weiter, wie man schnell herausfindet.
Bis dahin muss aber erst einmal ein Meer von wasserzerfressenen Platten mit sportlichen Hakenabständen überwunden werden. Bereits in der Einstiegslänge erschallen die Rufe der Vorsteiger „jetzt bitte aufpassen“ und der Sicherungsmann erahnt, wie sich in der Tour die 6er anfühlen. In der athletischen Schlüssel-Passage dienen die Haken mehr zur Rast, als sich sich daran hochnullen zu können. Dazwischen ist mutiges Klettern angesagt …
„Nicht nur das Leben, auch diese Tour gehört zum Feinsten“ heißt es bei Bergsteigen.com. Nicht umsonst ist sie bereits ein Klassiker mit sehr vielen Begegungen incl. Staugefahr. Als eines der leichteren Ziele im Hochkönig-Gebiet absolut empfehlenswert – allerdings braucht es einen souveränen Vorsteiger. Nur bei schönem Wetter einsteigen! Der Hochkönig-Nebel ist berühmt-berüchtigt und dann kann es in der Wand sehr frisch werden …
Schwierigkeit
Überwiegend 5 bis 6, gelegentlich leichter, maximal 6+, 6+ obligatorisch. (Bewertungen im Kletterführer). Generell ist die Tour hart bewertet und es lässt sich jeweils ein halber bis ganzer Grad dazuzählen.
Absicherung
Die Tour ist ausreichend mit Bohrhaken abgesichert. Der angegebene Schwierigkeitsgrad ist zwischen den Haken zwingend zu klettern. In den Wasserrillen und diversen weiteren Passagen können Friends dazugelegt werden.
Ausrüstung
60-Meter-Doppelseil, 12 Exen, evtl. ein paar Friends, Abseilausrüstung
Ausgangspunkt
Mühlbach am Hochkönig. Der Parkplatz befindet sich über der Ortschaft beim Arthurhaus.
Zustieg
Man folgt dem Schotterweg zur Mitterfeldalm und weiter Richtung Hochkönig. Nach knapp 2 Stunden erreicht man die östlichen Ausläufer der markanten Torsäule. Hier verlässt man den Weg nach rechts und folgt den zahlreichen Steinmännern über karstiges Gelände. Querend auf- und absteigend erreicht man ein großes Schuttkar, das zum Östlichen Schoberkopf hinaufzieht. Ca. 2, 5 Stunden bis zum Einstieg.
Einstieg
Über das Schuttkar zum Wandfuß hinauf. Ein kurzer Vorbau wird in leichter Kletterei überwunden, bis der Einstieg bei einem markanten Piazriss erreicht wird.
Abstieg
Im Abstiegssinn: zuerst links der Route 4-mal 50 Meter abseilen. Man erreicht eine markante Schlucht und steigt diagonal nach links zu einem schrofigen Band ab. Man folgt ihm bis zum Ende und klettert über eine steile Wandstufe (2) zum Wandfuß ab. Hier nach rechts zurück zum Einstieg. Vom Ausstieg ca. 1 Stunde.
Unterkünfte
Arthurhaus www.arthurhaus.at
Mitterfeldalm www.mitterfeldalm.at
Literatur
Kletterführer „Best of Salzburger Land“, Band 1 www.panico.de
Webinfo
www.bergsteigen.com
www.bergtraum.at
www.petergloss.at
www.jensreindl.at
Bildgallerie