Dent du Géant Normalweg

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Der „Dent du Géant“ ist eine der imposantesten Granitnadeln des Mont-Blanc-Gebiets bzw. im ganzen Alpenraum. Dies hat auch schon Alexander Huber erkannt und durchstieg die fotogene Südwand (6b) free solo, seitdem gehen die Bilder dieser gewagten Leistung um die Welt. Die schöne Form, eine Höhe von über 4000 m, die Nähe zur Turiner Hütte und Entschärfung des Normalweges mit robusten Fixseilen tragen zur allgemeinen Beliebtheit bei. So ist hier an schönen Sommertagen immer wieder mit Staus zu rechnen.

Doch ganz geschenkt bekommt man diesen Berg trotz seiner hohen Frequenz allerdings nicht. Ich stand schon 3mal auf dieser Nadel und die Verhältnisse waren jeweils sehr unterschiedlich: nach Neuschneefällen gab es stürmischen Wind bei -25 Grad Kälte, da wird selbst die Hangelei an den Fixseilen mühsam. Oder Klettern im langärmeligen T-Shirt in der sonnigen Südwand, so verschieden können die Verhältnisse hier sein.

Der Anstieg von der Turiner Hütte aus beginnt zunächst recht gemütlich. Über den flach ansteigenden Gletscher geht es zu einer ca. 40 Grad steilen und 80 Meter langen Schnee-Rinne hinauf, die in meist vereistes kombiniertes Gelände übergeht. Besonders beim Abstieg ist hier Vorsicht geboten, die Mitnahme von Steigeisen und Pickel ist obligatorisch. Man erreicht einen markanten Felsturm, der am Grat rechts umgangen wird und zum Frühstücksplatz bzw. Depot unter die Dent du Géant Südwand führt. Bei normalen Verhältnissen können hier Pickel, Steigeisen, Thermoskanne usw. hinterlegt werden, um mit leichtem Gepäck oder sogar ohne Rucksack in den Felsteil überzugehen.

Vom Depot steigt man am besten gleich angeseilt wenige Meter entlang des Wandfußes hinab und quert nach rechts in die Südwestwand hinaus. Hier beginnt der Felsanstieg zum Gipfel, es ist noch lange kalt und erst spät am Tag scheint die Sonne hinein. Wer mit Kletterschuhen unterwegs sein möchte, sollte deshalb nicht zu früh einsteigen. Im unteren Drittel der Wand klettert man mehrere Seillängen über Risse und Verschneidungen, die teilweise vereist sein können, bis zu einem Absatz. Hier beginnen die bekannten „Burgener Platten“, der riesigen markanten Plattenflucht im mittleren Teil des Anstiegs. Bei guten Verhältnissen, wenig Schnee und entsprechender tageszeitlicher Erwärmung bietet dieser Abschnitt tolle Granitkletterei im oberen 4. Schwierigkeitsgrad. Alternativ dazu kann bei Vereisung in die Fixseile entlang der Aufstiegsroute gegriffen werden. Die Befestigungsringe bieten optimale Standplätze zur eigenen Seilsicherung.

In der Gipfelwand steilt sich die Route zunehmend auf, der 5. Schwierigkeitsgrad in 4000 Meter Höhe strengt an, da greift so manch ein Kletterer gern in die fixen Seile. Entlang eines luftigen Grates bzw. Quergangs erreicht man schließlich den schmalen ausgesetzten Gipfel samt Madonna. Und wer nun das Glück hat, ohne allzu großen Andrang hier oben sitzen zu dürfen, kann in Ruhe den Ausblick zum klassischen Rochefortgrat, den Grand Jorasses mit dem berühmten Walkerpfeiler usw. ausgiebig genießen. Wenn jedoch ein Gewitter im Anzug ist, sollte man so schnell wie möglich das Weite suchen, noch bevor die ersten Blitze zucken. Die gesamte Tour kann mit Seilbahnbenützung, entsprechender Akklimatisation und Schnelligkeit auch an einem Tag gemacht werden.

Zustieg

Von der Turiner Hütte steigt man zunächst wenige Minuten zum Gletscherbecken hinab. Es folgt ein anfangs flacher, später immer steiler werdender Anstieg entlang der weiten Hänge Richtung Dent du Géant.

Topo Abstieg

Am besten über die Südwand abseilen. Hierzu klettert man am Gipfelgrat wenige Meter zurück, um an die erste Abseilstelle zu gelangen. In der Südwand gibt es mehrere Kletterrouten mit teilweise gebohrten Ständen bzw. Abseilstellen.

Schwierigkeit

Die Hänge am Bergmassiv weisen je nach Ausaperung, Schneemenge und Vereisung unterschiedliche Verhältnisse auf. In der Regel kann ohne Seilsicherung mit Steigeisen und Pickel gegangen werden. Die anschließende Aufstieg auf die Felsnadel erreicht bei freier Kletterei den 5. Schwierigkeitsgrad. Alternativ kann in die vorhandenen Fixseile gegriffen werden.

Absicherung

Die Standplätze und gelegentliche Zwischensicherungen können an den Verankerungen der Fixseile eingerichtet werden. Im unteren Teil des Felsanstiegs kann mit Schlingen, Friends und gelegentlichen Normalhaken zwischengesichert werden. Die Standplätze sind hier ebenfalls vorhanden.

Material

Steigeisen, Pickel, Doppelseil, Abseilausrüstung, 8 Exen, Schlingen, Friends

Stützpunkt

Die neugebaute Turiner Hütte auf 3375 m Höhe, erreichbar mit der ebenfalls neuen modernen Kabinenbahn.

Talort

Courmayeur im Aostatal auf der Südseite des Mont-Blanc-Tunnels.

Literatur

Unter dem vielfältigen Angebot an Bergbüchern bietet die deutschsprachige Sammlung „Die Gipfel des Mont Blanc“ (BLV Verlagsgesellschaft) eine gute Beschreibung des Anstiegs sowie weiterer bekannter Ziele.

 

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