Der Biancograt auf den Piz Bernina

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Die Beschreibung dieses herrlichen Firngrates heißt “Eulen nach Athen” zu tragen, denn die Begehung des Biancogrates zählt zu den berühmtesten und gerühmtesten Hochtouren der gesamten Alpen. Man nennt ihn auch die „Himmelsleiter“, ein Name der ihm trefflich steht. Seine wunderbar gezeichneten Aufschwünge sind die ideale Verkörperung einer Firnschneide, die sich gewaltig und doch elegant zum höchsten Berg der Bernina mit 4039 Metern erhebt. Wer von Norden über den Julierpass Richtung St. Moritz hinabfährt, wird aus der Ferne von dessen Anblick bereits euphorisiert…

Der Biancograt hat bis heute nichts an seiner Beliebtheit verloren und wird an schönen Tagen von unzähligen Bergsteigern begangen. Vor allem bei großem Andrang kann es zu Staus kommen, dementsprechend erhöht sich die Begehungszeit. Ein sehr früher Aufbruch um 4 Uhr morgens ist deshalb ratsam, um genügend Zeitreserven zu gewähren. Wer diesen langen Anstieg mit über 1600 Höhenmetern bezwingen will, sollte die nötige Kondition mitbringen und sich im kombinierten Fels-Eis-Gelände einigermaßem wohlfühlen.

Der Zustieg in den frühen Morgenstunden von der Tschierva-Hütte hinauf zur Fuorcla Prievlusa führt durch Geröll und Blockwerk in dem man sich vor allem im Schein der Stirnlampen nur schwer orientieren kann. Schon manch eine Seilschaft hat sich hier in der Dunkelheit verlaufen und dadurch kostbare Zeit verloren.

Der eigentliche Firngrat ist das Mittelstück der Tour. Er wird unten von einem steilen Felsstück und oben von einem Zackengrat begrenzt. Über weite Teile ist der Grat sehr ausgesetzt.  Durch die zunehmende Ausaperung wird der Biancograt fortschreitend schwieriger und es ist mit immer längeren Fels- bzw. heiklen Blankeispassagen zu rechnen. Wenn man schon am laufenden Seil geht, so sollten wenigsten Zwischensicherungen (Eisschrauben) gesetzt werden, um Mannschaftsstürze zu vermeiden. Die tragischen Unfälle der vergangenen Zeit sprechen dazu Bände …

Schwierigkeit

Stellen im Fels bis zum 3. Schwierigkeitsgrad. Firn- bzw. Eispassagen bis 45 Grad. Gelegentlich kombiniertes Mixed-Gelände bzw. brüchige Felsabschnitte. Dazu sind Orientierungssinn im Alpinen Gelände und Höhenanpassung vorteilhaft, um nicht zuviel Zeit zu verlieren.

Absicherung

In den Felspassagen sind an den schwierigen Stellen Bohr- oder Schlaghaken angebracht. Dazwischen kann gut mit Bandschlingen gesichert werden. Unter der Fuorcla Prievlusa sind teilweise Klammern und Eisenstangen zur Sicherung vorhanden. Unsichere Begeher sollten in den vereisten Passagen Eisschrauben setzen.

Empfohlene Ausrüstung

Die komplette Gletscherausrüstung (Steigeisen, Pickel, Eisschrauben, Einfachseil). Zusätzlich ist die Mitnahme einer kleinen Felsausrüstung empfehlenswert (Helm, Bandschlingen, wenige Express-Schlingen, Abseilausrüstung).

Talort 

Pontresina (1803 m) unweit der Touristenhochburg St. Moritz

Stützpunkt 

Tschierva Hütte (2573 m). Vom Parkplatz in Pontresina zuerst lange flach ins Val Roseg, bis der Wanderweg zur Tschierva Hütte beginnt. Ca. 700 Höhenmeter bzw. 3,5 Stunden.

Tschierva-Hütte (2573 m) – Fuorcla Prievlusa (3437 m)

Ca. 50 m nach der Tschierva-Hütte zweigt man links ab und folgt dem Weg Richtung Piz Morteratsch. Bei einem Hinweisschild führt der Weg nach rechts entlang von Steinmännchen und Reflektoren bis zum Gletscher. Man steigt nach rechts in Richtung Fuorcla Prievlusa auf. Der alte Weg führte direkt auf dem Firn, erst etwas rechts haltend, am Schluss links querend in die Fuorcla. Dieser Weg ist allerdings Steinschlag gefährdet und nur zu empfehlen wenn man alleine am Berg ist. Ansonsten ist der neue Weg zu nehmen, welcher links durch die Felsen zur Fuorcla führt. Dazu steigt man über den Bergschrund, quert auf einem Felsband links den Hang und gelangt somit zu den ersten Eisenstufen des Steigs. Von hier an immer den Sicherungsstangen entlang bis auf die Fuorcla. Man beachte auch die Hinweise und Photos in der Tschierva-Hütte (ca. 2,5 Stunden).

Fuorcla Privlusa (3437 m) – Piz Alv (3995 m)

Von der Scharte folgt ein kombinierter Felsteil mit Schwierigkeiten bis 3 und wenigen Haken. Danach gelangt man zum Fuße des eigentlichen Biancograts und folgt diesem auf der ausgesetzten und teilweise vereisten Firnschneide bis zum Piz Alv, dem Vorgipfel des Piz Bernina (ca. 2,5 Stunden).

Piz Alv (3995 m) – Piz Bernina (4048 m)

Man folgt dem Felsgrat in meist einfacher Kletterei bis zum 3. Schwierigkeitsgrad. An den schwierigen Stellen gibt es Bohrhaken bzw. Felszacken, an denen gesichert werden kann. Zweimal muss man in eine Scharte ca. 10 m abklettern bzw. abseilen. Anschließend im kombinierten Gelände, später auf Firn zum Gipfel des Piz Bernina (ca. 1,5 Stunden).

Abstieg zur Marco e Rosa Hütte (3609 m)

Vom Gipfel des Piz Bernina steigt man im Fels bis zu einem Firngrat. Dort wo der Grat steil abbricht befindet sich die erste Abseilstelle. Danach geht man auf dem flacher werdenden Gletscher zur Marco e Rosa Hütte (3609 m, ca. 2,5 Stunden). Eine Übernachtung ist meist obligatorisch.

Abstieg nach Pontresina

Von der Hütte über den Fortezzagrat (Kletterstellen bis 3 incl. Abseilstellen). Anschließend über den Morteratsch Gletscher zurück ins Tal (ca. 4 – 5 Stunden). Es kann auch über die Bellavista weiter auf den Piz Palü gestiegen und zur Seilbahnstation Diavolezza abgestiegen werden. Diese Variante ist ein weiteres tagesfüllendes Programm.

Gesamtgehzeit

Von der Tschierva-Hütte sind es ca. 1650 Hm bis auf den Gipfel des Piz Bernina und weitere 450 Hm Abstieg zur Marco e Rosa Hütte. Es muss mit einer Gesamtzeit von ca. 10 Stunden inclusive Pausen gerechnet werden. Bei erhöhtem Andrang bzw. schlechten Verhältnissen dauert die Tour entsprechend länger.

Beste Jahreszeit:

Juni, Juli, August, September

Literatur

SAC Führer Bündner Alpen (Band V)
Rother Ostalpen Hochtourenführer
Hochtourenführer Bündner Alpen
bzw. viele weitere Beschreibungen

Erstbegehung

1878 durch Paul Güßfeld mit zwei Bergführern aus Pontresina

 

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