Der Rätikon-Express: Die Sulzfluh-Umrundung

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Eigentlich sind wir hier im Sommer zum Klettern in der Gegend, aber diesesmal sollte es in den Faschingsferien im Februar sein. Wir quartierten uns auf der Rätikon-Südseite in St. Antönien für ein verlängertes Skitourenwochenende ein. Eines unserer Ziele war die Sulzfluh-Umrundung, eine ausgiebige Tagestour mit 2000 Höhenmeter Auf- und Abstieg und einer Distanz von ca. 20 Kilometern. Nichts für Spätaufsteher, 8 – 9 Stunden Geh- und Abfahrtszeit, gute Kondition und Durchhaltevermögen sind von Vorteil …

Am Ausgangspunkt rein in die Tourenschuhe, oje, tat das weh. Sind meine Füße über Nacht so angeschwollen? Zurück in die Pension, kam mir schon eine Dame entgegen: sind das Ihre Schuhe? Schließlich tauschten wir Scarpa gegen Scarpa wieder ein …

Landschaftlich einmalig, im Aufstieg immer den Blick zu den berühmten Kletterwänden der Sulzfluh und Schijenfluh vor Augen. Am Beginn des Gemstobels zur Sulzfluh muß eine Steilstufe überwunden werden, der Schlüsselstelle der Tour. Hier heißt es Skier an den Rucksack und ca. 100 Meter durch eine Verengung, die nach oben hin immer steiler und felsdurchsetzter wird. Nicht wirklich schwer, aber bei Vereisung kann es hier auch mal glatt werden und Steigeisen hilfreich sein.

Danach geht es über eine breite schneebedeckte Wanne in einer Linksschlaufe entlang der Gemstobelwand. Wer Glück hat, begegnet hier Schneehühnern, die sich im Winter durch ihr weißes Gefieder tarnen. Schließlich nähert man sich einem breiten Felssockel, dem Gipfelaufbau, der in einer Rechtsschlaufe umgangen wird. Bei schneereichen Wintern gelangt man mit den Skiern bis zum höchsten Punkt. Der Gipfel bietet eine fantastische Aussicht in alle Himmelsrichtungen: die steilen Wände der Drusenfluh sowie das ganze Programm von der Silvretta bis in die Bernina.

Die Abfahrt durch den Rachen, hinab zur Lindauer Hütte: 1000 Höhenmeter Skigenuss, unendlich weite Hänge, aufgrund der nordwestlichen Himmelsrichtung meist Pulverschneegarantie. Nach unten hin wird es etwas unübersichtlich und latschendurchsetzt, doch es findet sich immer wieder ein geeigneter Durchschlupf.

Aus zeitlichen Gründen ließen wir die Lindauer Hütte rechts liegen. Gleich nach den Ausläufern der Sulzfluh gingen wir in einer Linksschlaufe wieder hinauf Richtung Drusentor. Anfangs flach durch Latschengelände, später steile Hänge, im oberen Teil linkshaltend und wieder geradeaus hoch. Die letzten 100 Meter durch eine steile Schneerinne mussten die Skier wieder an den Rucksack, das Drusentor an der österreichisch-schweizer Grenze war erreicht.

Insgesamt 2000 Höhenmeter Aufstieg hinter uns, Blasen an den Fersen, später Nachmittag, und jetzt noch im Nebel die Carschina Hütte finden, bei diesen Bedingungen war dies der schwierigste Teil der Tour. Ich kannte das Gelände vom Sommer her, ohne großen Höhenverlust immer linkshaltend, eigentlich ein Katzensprung. Nach gefühlten 2 Stunden Stop and Go in der Waschküche hatten wir mit viel Glück die Hütte gefunden. Noch eine Stunde bis es dunkel wurde, die Verlockung war groß hier im Winterraum zu bleiben, doch wir bevorzugten das warme Abendessen in unserer Pension.

Abfahrt nach Partnun auf hartem Grund mit phantastischer Pulverschneeauflage.  Und immer wieder endlos lange Hänge im Nebel orientierungslos durch‘s Almgelände. Es dämmerte bereits, die ersten Almhütten waren in Sicht und wir gelangten schließlich sicher auf den Ziehweg, der nach 2 Kilometer Schussfahrt bis zum Parkplatz führte. Ein tagesfüllendes Programm mit Hindernissen, Auf- und Abstiege bis zum Anschlag, gerade noch rechtzeitig zurück. Erlebnisse, die man nie  vergisst …

Talort

St. Antönien im Prättigau/Schweiz

Parken

Mit dem Auto ca. 5 km Richtung Partnun bis zum letzten großen Parkplatz an der Wintersperre

Aufstieg nach Partnun

Mit den Skiern über einen Ziehweg ca. 1 Stunde zum Gasthof Alpenrösli. Einkehrmöglichkeit und geeigneter Stützpunkt für Skitouren in der Gegend. Vom Parkplatz 300 Höhenmeter.

Aufstieg Richtung Sulzfluh

Hinter dem Gasthof Alpenrösli über die Brücke und nordöstlich über sanftes Almgelände , später nach rechts steile Hänge querend zum Beginn des Gemstobels. Von Partnun ca. 1,5 Stunden Gehzeit auf 400 Höhenmeter.

Aufstieg durch den Gemstobel

Aus der Nähe ist die Schwachstelle durch die Wand zu erkennen. Skier an den Rucksack, zu Fuß ca. 100 m durch eine felsdurchsetzte Engstelle. Bei Vereisung sind Steigeisen vorteilhaft. In einer Linksschlaufe über mäßig steile Hänge immer selbsterklärend bis zum Gipfelaufbau, der rechts umgangen und zum höchsten Punkt der Sulzfluh (2817) m führt. Vom Beginn des Gemstobels ca. 700 Höhenmeter, 2 Stunden.

Abfahrt durch den Rachen

Nordwestlich ca. 1000 Höhenmeter Richtung Lindauer Hütte abfahren. Die Richtung ist selbsterklärend, immer geradeaus entlang der breitesten Hänge. Im unteren Teil wird es etwas steiler, Rinnen zwischen den Latschenhängen, bis zum Beginn der Ebene in der Nähe der Lindauer Hütte. Wer hier einkehren oder übernachten will (zur Skitourenzeit geöffnet) gelangt nordwestlich durch einen Bergwald in ca. einer halben Stunde bis zur Hütte.

Aufstieg zum Drusentor

Am unteren Ende des Rachens, den Ausläufern der Sulzfluh, in einer Linkskurve wieder retour.  Über flaches Latschengelände und später steile Hänge geht es zwischen Sulzfluh und Drusenfluh geradeaus hoch. Nach ca. einer Stunde linkshaltend zum Beginn großer Mulden, die rechts umgangen werden, bis es sich wieder aufsteilt. Geradeaus empor bis zu einer Rinne, Skier an den Rucksack und ca. 100 Meter hinauf bis zum Drusentor (2342 m). Vom Rachen ca. 2 Stunden Aufstieg, ca. 600 Höhenmeter

Querung zur Carschina Hütte

Ca. 100 Meter nach Süden abfahren, dann immer linkshaltend die Hänge querend, zur Hütte. Vom Drusentor ca. 45 Minuten.

Abfahrt von der Carschina Hütte nach Partnun

Selbsterklärend, immer rechts der Sulzlfluh über sanftes Almgelände

Abfahrt von Partnun nach St. Antönien

Wer nicht im Gasthof Alpenrösli übernachtet, zurück über die Aufstiegsroute über den Ziehweg zum Parkplatz

 

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