Die Wetterkante am Zugspitz-Massiv

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Die Wetterkante (Erstbegehung 1908) war lange Zeit der große Klassiker an der Wetterwand überhalb der malerisch gelegenen Ortschaft Ehrwald. Mittlerweile gibt es hier einige moderne Bohrhaken-Routen (Zwischen den Toren, Rauschendes Wasser, Therapie usw.) sowie die Wintererstbegehungen „Optimist“ und „Dornröschen“ von Michi Wohlleben & Co. mit Kletterstrecken bis zu 1300 Metern. Sogar Adi Stocker war es wert, einige dieser Linien in seinem Buch “Longlines”, den längsten Kletterrouten der Ostalpen, mit aufzunehmen. Als ich zusammen mit Markus Noichl die ersten Seillängen der „Therapie“ erstbeging, meinte der Hüttenwirt der Ehrwalder Alm: „Do isch no koana aue“. Kein Wunder, bei einer Wandhöhe von knappen 1000 Metern überlegt man es sich schon genauer, ob man da ins Niemandsland einsteigt …

Zwar gibt es hier eine leichtere nicht nachvollziehbare Linie von Willo Welzenbach aus dem Jahre 1920, die Wetterkante ist jedoch die gängigste Möglichkeit, durch diese dolomitenhafte Mega-Wand zu steigen. Die logische Linie und Schwierigkeiten im 4. bis 5. Grad sind auch für weniger extreme Felskletterer realistisch. Dennoch sind eine gewisse Spürnase für die Routenfindung und Alpine Erfahrung Grundvoraussetzung einer erfolgreichen Begehung. Der Kantenrücken ist oft breit und es bieten sich immer wieder mehrere Varianten an. Hin wieder stößt man auf den ein oder anderen richtungsweisenden Bohr- oder Normalhaken oder man freut sich wieder, auf einen geklebten Standhaken zu treffen.

Insgesamt handelt es sich bei dieser Unternehmung um eine lange und Alpine Route mit nicht immer fester Felsqualität auf der ausgeprägten Kante der Wetterwand. Während der ganzen Tour bietet sich ein imposanter Tiefblick in das Ehrwalder Becken mit Blick auf die Mieminger Berge. Links davon kann die bekannte Skitourenabfahrt “Neue Welt” mit ihrer Abseilstelle genau studiert werden. Es empfiehlt sich ein früher Start und zügiges Klettern, um die letzte Bahn vom Zugspitzplatt (Station Sonnalpin) auf die Zugspitze, und von dort mit der Tiroler Zugspitzbahn zurück nach Ehrwald zu gelangen (ca. 16:30 Uhr).  Anderenfalls kann auch nach rechts zur Knorr-Hütte (ca. 1,5 Stunden) oder über’s Gatterl nach Ehrwald (ca. 3,5 Stunden) zeitintensiv abgestiegen werden. Eine weitere Alternative bei Zeitmangel ist die Übernachtung auf dem Münchner Haus auf dem Zugspitzgipfel. Dies ist gleichzeitig ein Highlight, den Sonnenunter- bzw. –aufgang auf einer Höhe von knapp 3000 Metern Höhe zu erleben.

Schwierigkeit

Die ersten 200 Meter über dem großen Schuttkar können seilfrei geklettert werden (Schwierigkeitsgrad 2). Der Einstieg der Kletterei befindet sich in einem schuttigen Kessel, an der darüberliegenden Wand, dem Beginn der eigentlichen Kantenführe. Danach geht es konstant im 4. bis 5. Grad entlang der breiten Kante weiter. Dazwischen gibt es auch die ein oder andere Zweier- oder Dreier Länge. Insgesamt ca. 20 Seillängen bzw. über 1200 Meter Kletterlänge.

Absicherung

Die meisten Stände sind geklebt. Zwischensicherungen mit Bohr- oder Normalhaken. Gelegentlich kann auch mit Schlingen oder Friends optimiert werden.

Material

Doppelseil, 8 Exen, eine kleine Auswahl an Keilen bzw. Friends, Schlingen, Abseilausrüstung

Zeitaufwand

Zustieg: ca. 2 Stunden
Kletterzeit: ca. 6 – 8 Stunden
Abstieg: ca. 1,5 Stunden zur Tiroler Zugspitzbahn bzw. 3,5 Stunden zurück nach Ehrwald

Zustieg

Von der Ehrwalder-Alm-Bahn-Talstation auf der Fahrstraße hinauf Richtung Ehrwalder Alm. Nach ca. 30 min. erreicht man eine Schranke und hält sich über den Schotterweg horizontal nach links. Man überquert einen Bach und geht weiter, bis auf der linken Seite ein Geräteschuppen kommt. Ein Stück weiter erreicht man eine linksstehende Tanne mit zwei Stämmen. Hier nach rechts durch den Wald und über den Höhenrücken hinauf bis zum großen Schuttkar, das unter die Wand führt. Am höchsten Punkt des rechterhand liegenden Latschenrückens befindet sich der Einstieg. Von der Talstation ca. 2 Stunden.

Abstieg

Am Ende der Route seilt man bei einer Abseilstelle 1 x 60 m bis zum Zugspitzplatt ab. Nun geradeaus hinunter zu den Liftstationen. Von hier entweder links hinauf zur Tiroler Zugspitzbahn (1,5 Std.) oder Abstieg nach rechts zur Knorr-Hütte bzw. übers Gatterl zurück nach Ehrwald (ca. 3,5 Std.).

Talort

Ehrwald auf der österreichischen Seite der Zugspitze.

Übernachtung

Campingplatz bei Biberwier bzw. Pensionen im Tal. Der Parkplatz bei der Ehrwalder Alm Bahn bietet sich hervorragend zur Übernachtung im Wohnmobil bzw. Biwak neben dem Auto an.

Topos

Longlines, die längsten Kletterrouten der Ostalpen. Von Adi Stocker, Panico-Verlag
Kletterführer Wetterstein Süd incl. Mieminger Kette, Panico-Verlag

 

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