Direkte Nordwand am Großen Bockmattli Turm

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Mitten aus sanften Almwiesen ragt das steile Bockmattli-Massiv heraus, sodass es einem gleich beim Zustieg den Atem verschlägt. Die bis zu 400 Meter hohe Nordwand besteht aus mehreren Türmen und bietet eine stattliche Anzahl meist anspruchsvoller Kletterrouten. Anfang der 80er Jahre legte hier Martin Scheel mit seiner „Supertramp“ einen Meilenstein des Alpinen Sportkletterns. Der Anstieg hat sich mittlerweile zur Kultroute etabliert und wurde mit nur wenigen Haken und Schwierigkeiten bis zm 8. Grad erstbegangen. Nach der Jahrtausendwende setzten ein paar Locals 30 weitere Haken dazu, um die Sache etwas gemütlicher zu gestalten. Dem Erstbegeher Scheel gefiel die Aktion jedoch gar nicht und veranlasste später, die Route wieder in den Urzustand zurückzuversetzen.

Nicht weniger bekannt ist die Direkte Nordwand auf den Großen Bockmattli-Turm. 1956 fand hier der berühmte Max Niedermann einen gangbaren Weg, der es bis in das Buch der 100 Extremrouten der Alpen von Walter Pause schaffte.

Bereits der steile Graszustieg verlangt Trittsicherheit, um an den Anfang der Tour zu gelangen. Nach der Einstiegslänge trifft man auf eine kurze Abseilstelle, die auf einem schrofigen Band endet. Von hier geht es zwei einfache Seillängen nach links, bis der Schwierigkeitsgrad deutlich zulegt. Etwa in Wandmitte gelangt man in eine Rießenverschneidung, die gleich zu Beginn die Schlüssestellte (6a+) bietet. Nach 4 Seillängen anstrengender Verschneidungskletterei (5c bis 6a) öffnet sich die Wand wieder und bietet herrliche Plattenkletterei (max. 5c+) bis zum Gipfel.

Die Linie ist von unten klar erkennbar und mit den gängigen Topos leicht zu finden. Letztendlich führt der Weg immer durch die schwächsten Zonen der Wand. Die 12 Seillängen bieten überwiegend schönen Fels und sind an Genuss kaum zu übertreffen. Ich durfte die Tour vor 30 Jahren noch im Urzustand mit Normalhaken, Holzkeilen und maroden Schlingen erleben. Mittlerweile ist sie fast schon plaisirmäßig saniert. Dennoch bleibt es eine exponierte alpine Klettertour und ein Rückzug ist im Ernstfall wegen der Querungen im unteren Bereich nur schwer möglich.

Vom Gipfel bietet sich eine sehr schöne Sicht auf die Seen des Alpenvorlands und nicht zu vergessen, im Osten der legendäre Brüggler, gar nicht weit vom Bockmattli entfernt. Das landschaftliche Ambiente und die Klettertour zusammen mit dem alpinen Abstieg ergeben insgesmt eine sehr lohnende Unternehmung. Es lohnt sich außerdem eine Nacht auf der heimeligen Bockmattli Hütte zu übernachten. Schöne Kletterrouten und Klettergärten gibt’s hier ja genügend …

Schwierigkeit

Überwiegend 5c bis 6a, gelegentlich leichter. Maximal 6a+ (6a obligatorisch). Wandhöhe ca. 350 m, Kletterzeit ca. 4 bis 5 Stunden.

Absicherung

Die Tour ist meist gut bis sehr gut mit Bohrhaken gesichert. Einzelne Seillängen bleiben dennoch etwas sportlich. Der zusätzliche Einsatz von Keilen und Friends ist möglich, aber in der Regel kaum nötig. Sämtliche Stände sind mit Muniringen ausgestattet.

Ausrüstung

Doppelseil, 12 Exen, Schlingen, evtl. Keile und Friends, Abseilausrüstung

Talort

Innerthal am Wägitalersee. Erreichbar von der Autobahn Chur – Zürich, Abfahrt Siebnen.

Hüttenaufstieg

Vom großen Parkplatz bei Innerthal am besten mit dem Bike ca. 1 km entlang des Wägitalersees. Nun nach links über teils steile Serpentinen Richtung Bockmattli bis zu einer großen Almhütte. Bikedepot. Von hier zu Fuß weiter entlang des Wanderwegs zur Bockmattli Hütte. Vom Tal ca. 1,5 – 2 Stunden.

Zustieg

Noch vor der Hütte verlässt man den Wanderweg nach links und gelangt über Wiesen und Bäumen enlang der Nordwand bis zu einem blauen Wegweiser, der zum Einstieg zeigt. Hie folgt man einem schwachen Pfad zum Wandvorbau mit Muniring. Über grasige Flanken mit gelegentlichen Zwischenhaken gelangt man in den Westkessel. Hier befindet sich der eigentliche Einstieg. Vom Tal ca. 2 Stunden von der Bockmattli-Hütte ca. 30 Minuten.

Abstieg

Der Abstieg führt nach Westen über die verschiedenen Bockmattli-Türmchen, welche bis zum 3. Schwierigkeitsgrad überklettert werden müssen. An manchen Passagen sind Abseilstellen eingerichtet. Muniringe und Zwischenhaken weisen den Weg. Später trifft man auf einen Pfad, der über eine Scharte hinuner zur Bockmattli Hütte führt. Der Abstieg verlangt Alpine Erfahrung und Trittsicherheit. Bei Nässe unangenehm. Zur Hütte ca. 2 Stunden.

Unterkunft

Bockmattli Hütte www.sac-cas.ch

Topos

Kletterführer Schweiz Plaisir Ost www.filidor.ch

Webinfo

www.danielmohler.com

www.chmoser.ch

Bildgallerie

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