D’r Alt und d’r Jung am Sorgschrofen

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Abgesehen von einer Besteigung vor langer Zeit über den Normalweg, sind wir jahrelang ahnungslos am Sorgschrofen vorbeigefahren, zielstrebig zu den hohen Wänden im Tannheimer Tal. Zwar gab es da im Allgäu-Führer mal ein Topo von „D’r Alt und d’r Jung“ (für die Nicht-Allgäuer: Wenn der Vater mit dem Sohne), aber diese Kletterroute erschien uns aus der Ferne betrachtet immer zu botanisch, unhomogen und wahrscheinlich zu brüchig.

Am letzten Wochenendtag vor dem Wintereinbruch 2016 hatten wir erst ab Mittag Zeit und es musste vor Saisonende noch unbedingt eine Mehrseillängen-Tour sein. So fuhren wir planlos Richtung Tannheimer Tal und kamen zur spontanen Entscheidung, dem Sorgschrofen einen Besuch abzustatten. Wir parkten unterhalb der Sorgalpe und liefen ohne nähere Beschreibung querfeldein über Wiesen und später durch den Wald kerzengerade hoch Richtung Zinken-Nordgrat, auf dem die Route „D’r Alt und d’r Jung“ verläuft. Der Zustieg über zuletzt steiles Schrofengelände ist nicht ganz einfach, aber mit unseren geübten pfandfinderischen Fähigkeiten fanden wir mit viel Glück und Phantasie den Einstieg. Ein Bohrhaken – wir waren richtig.

Von wegen „brüchig“. Von Anfang an war der Fels bombenfest, verschwenderisch griffig und richtig schön zu beklettern. Die ersten beiden Seillängen sind für einen 6er, wie in den wenigen verfügbaren Topos angegeben,  gar nicht so leicht und man musste schon genauer hinsehen, um da „frei“ hochzukommen. Nach einer genüsslichen 5er-Länge erreichten wir einen Absatz mit anschließender Schrofenquerung bis zum nächsten Aufschwung.

Der Weiterweg war offensichtlich, immer entlang des Grates, von einem Pfeiler zum nächsten, dazwischen leichte Übergänge bis hin zum Gipfel. Wir waren zufrieden, die Neuentdeckung einer 10-Seillängen-Tour quasi vor der Haustüre, und die Kletterei für Allgäu-Verhältnisse verhältismäßig schön.

Der Abstieg vom Zinken. Wieder planlos, dafür selbsterklärend. Über einen originellen Durchschlupf und einen leichten Klettersteig erreichten wir nach der Gesamtüberschreitung des Sorgschrofen-Massivs den Hauptgipfel mit schönem Blick ins Allgäuer Vorland. Jetzt entgültig hinunter: nochmal kurz ausgesetzt und steil, und der anschließende Wanderweg führte uns zurück zum Ausgangspunkt.

Resümee

„D’r Alt und d’r Jung“ ist die am schnellsten erreichbare Mehrseillängen-Tour in der Nähe der A7 von Ulm nach Füssen, Abfahrt Oy-Mittelberg. Die Kletterei ist überraschend schön und bietet zusammen mit der Gesamtüberschreitung des Sorgschrofens ein lohnendes Gesamterlebnis. Die wenigen botanischen Kletter-Meter stören dabei kaum. Ideal bei der Anreise ins Allgäu, bei Zeitmangel, unsicherem Wetter oder einfach mal eine Alternative zu den allseits bekannten Tannheimer Kletterzielen …

Schwierigkeit

Überwiegend 4 – 5, zwei Seillängen 6, Rest 2 – 3. Der 5. Schwierigkeitsgrad ist obligatorisch.

Absicherung

Plaisirmäßig mit Bohrhaken. Die Stände sind jeweils mit zwei Bohrhaken ausgestattet.

Material

Einfachseil, 10 Exen, Schlingen. Mobile Sicherungsgeräte erübrigen sich

Zeitbedarf

Parkplatz – Kiesgrube (Bikedepot): ca. 30 min
Kiesgrube – Einstieg: ca. 1 Stunde
Einstieg – Zinken: ca. 2 Stunden
Zinken – Hauptgipfel: ca. 30 min
Hauptgipfel – Bikedepot: ca. 45 min
Bikedepot – Parkplatz: ca. 15 min

Anfahrt

Von der A7 kommend, Abfahrt Oy-Mittelberg. Man fährt weiter Richtung Wertach bzw. Oberjoch. Zwischen Jungholz und Unterjoch zweigt auf halber Strecke nach links eine Straße zu den Sorgalpen ab. Kurz darauf wird der Parkplatz nach einer Brücke über die Wertach erreicht.

Zustieg

Es empfiehlt sich das Bike mitzunehmen. Man radelt vom Parkplatz über einen Teerweg nach rechts zur Sorgalpe 2. Von hier über einen Schotterweg wieder nach rechts. Nach ca. 500 m gelangt man leicht ansteigend zu einer 90-Grad-Kurve, die nach links in weiteren 500 m zu einer Kiesgrube mit Steinmännern führt (= Bikedpot). Von hier geht es am linken Rand der Kiesgrube steil den Wald empor bis man nach ca. 30 min die ersten Felsen erreicht. Es folgt eine Querung über einen schwach ausgeprägten Pfad nach rechts. Am rechten Rand der Felsen steigt man nun über Schrofen bis zu einer kleinen Scharte empor. Hier nach rechts wenige Meter absteigen und über eine schrofige Rinne ca. 200 m steil hinauf, später linkshaltend in eine Scharte zum Beginn der Route. Von der Kiesgrube ca. 1 Stunde.

Abstieg

Vom Gipfel über den Klettersteig ca. 50 m nach Süden absteigen. Hier nach links durch einen schmalen Felsspalt und über den teilweise mit Drahseilen gesicherten Steig hinüber bis zum Hauptgipfel des Sorgschrofens. Nun steigt man ca. 100 m einen ausgesetzten Pfad hinab, der zum Wanderweg und einem Sendemasten führt. Von hier immer linkshaltend zu den Liftanlagen und später zur Älpele-Alpe. Man geht den Weg weiter nach links, anschließend über Serpentinen absteigend, bis man den Forstweg zurück zum Bikedepot bei der Kiesgrube erreicht. Vom Hauptgipfel ca. 45 min.

 

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4 Gedanken zu „D’r Alt und d’r Jung am Sorgschrofen“

  1. hi,
    ist jetzt zwar leider schon etwa her, aber ich hatte vorher leider keine zeit ne rückmeldung zu schreiben.

    wir sind die tour am 08.08 als dreier-seilschaft durchgestiegen. vorher gab es ja recht kräftig niederschläge aber an diesem tag war alles trocken und auch gut zu gehen/klettern.
    allerdings kam es durch die feuchtigkeit wohl dazu, dass sich einige brocken gelockert haben. im unteren teil brachen immer wieder kleine stücke ab und viele griffe musste man übergehen, da wackelig.

    in der 5. SL, nach dem kurzen grasstück, brach in der verschneidung unter dem Fixseil ein größeres stück (ca. 1m x 0,5m) ab, an dem ich leider gerade hing.
    der fels hat an der stelle eigentlich einen stabilen eindruck gemacht und wackelte kein stück, bis er belastet wurde.

    fazit: nach regenfällen bitte vorsichtig durch die tour gehen.

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  2. Wurde von mir und Egbert Lehner schon in den 80-ern mal gemacht als wir auf der Suche nach neuem “playground” waren.
    Aber das nur so nebenbei und als historische Berichtigung.

    Grüße Peter

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