Lange Zeit gab es im Gebiet der Coburger Hütte nur wenige alpine Kletterrouten, doch seit ein paar Jahren hat sich hier so einiges getan. Die Sektion Coburg scheint einen guten Draht zu Christoph Hainz, dem Südtiroler Extremkletterer zu haben. Zusammen mit Thomas Engel hat er die letzten Jahre eine Vielzahl an Routen mehr oder weniger gehobenen Anspruchs eingerichtet. Aber auch die Locals waren aktiv: allen voran Stefan Schennach, der einige Anstiege in den gemäßigten Schwierigkeitsgraden erschloss.
Allein der Aufstieg entlang des malerisch gelegenen Seebensees ist schon einen Ausflug wert. Rund um die Coburger Hütte bildet sich schließlich eine Arena mit steil aufragenden Wänden, Graten und wild verstreuten Plattenfluchten. Dass die Gegend durch eine besonders gute Felsqualität glänzt, wurde mir bei meinem letzten Besuch erst wieder bewusst. Das Gestein ist äußerst kompakt und oft wasserzerfressen, wie man es vom benachbarten Wettersteinkalk kennt.
Schon vor einigen Jahren wurde hier ein mittlerweile beliebter Klettersteig auf den Vorderen Tajakopf errichtet. Parallel dazu verläuft eine weitere Kante, über die Christoph Hainz und Wolfgang Tschöderich den „Drachentanz“ erstbegingen. Die Tour führt über einen langgezogenen Grat, der im Gipfelbereich des Tajakopfs in den Klettersteig mündet. Mit 25 Seillängen plus finalem Klettersteig kommt da einiges zusammen und es ist dabei ratsam einen bequemen Kletterschuh zu tragen. Obwohl die gesamte Unternehmung überwiegend im 3 bis 5. Schwierigkeitsgrad angesiedelt ist, stößt man gelegentlich auch auf ein paar 6er-Stellen, die es frei geklettert in sich haben. Wer’s nicht drauf hat – kein Problem. Dank der guten Absicherung mit Bohrhaken können die schweren Passagen auch A-Null erzwungen werden.
Im unteren Teil bietet die Tour meist luftige Gratkletterei, nach oben hin trifft man dann auch auf Rampen und Verschneidungen. Und das Beste kommt zum Schluss: Die letzte Seillänge führt diagonal entlang einer ausgesetzten megarauen Wand, um den letzten Stand zu erreichen. Von hier sind es nur noch wenige Meter zum Klettersteig, der weiter auf den Tajakopf führt.
Christoph Hainz hat hier die besten Kletterpassagen zu einer sehr schönen Plaisirroute kreiert. Allerdings sollte nur bei sicheren Wetterbedingungen eingestiegen werden, da ein Rückzug in der Tour langwierig ist. Wer die gesamte Unternehmung auf 20 Seillängen reduzieren möchte, kann auch über einen verkürzten Einstieg auf die Gratkante gelangen. Bei Schlechtwettereinbruch bzw. Zeitmangel kann am Ende Tour mit Verzicht auf den Gipfel nach rechts auf den einfachen Normalweg hinausgequert werden.
Schwierigkeit
Überwiegend 3 bis 5, gelegentliche Passagen im 6. Grad. Die schweren Stellen können auch A-Null geklettert werden. Christoph Hainz hat die schweren Kletterpassagen im Topo dolomitentypisch mit 5 bewertet. Im Vergleich mit der allgemeinen Schwierigkeitsskala die sind diese Stellen jedoch viel anspruchsvoller und deshalb mit 6 zu bewerten.
Absicherung
Perfekt mit Bohrhaken. Es sind keine größeren Runouts zu bewältigen. Die schweren Passagen sind immer sehr gut abgesichert.
Ausrüstung
50-Meter-Einfachseil, 12 Exen, Schlingen
Zeitbedarf
Zustieg von der Coburger Hütte: ca. 30 Minuten
Kletterzeit auf den Gipfel: ca. 5 bis 7 Stunden
Abstieg zur Hütte: ca. 1,5 Stunden
Talort
Ehrwald bei der Zugspitze
Zugang zur Coburger Hütte
Es lohnt sich, den Weg mit dem Bike zurückzulegen. Von der Ehrwalder Alm Bahn (Biketransport) Richtung Seeben Alm und weiter zur Coburger Hütte. Die letzte halbe Stunde muss zu Fuß zurückgelegt werden. Vom Tal ca. 2 Stunden.
Zustieg
Von der Coburger Hütte über den Wanderweg 812 Richtung Vorderer Tajakopf. Bei einer Abflachung wird links die Gratkante sichtbar, siehe Übersicht. Hier nach links über Wiesen zur Klettertour. Für die gesamte Route muss etwas abgestiegen werden. Der verkürzte Einstieg befindet links eines markanten Überhangs.
Abstieg
Über den Normalweg zurück zur Coburger Hütte
Topo Drachentanz und weitere Routen der Gegend
Unterkunft
Coburger Hütte www.coburgerhuette.at
Bildgallerie
Hallo Frank, danke für deine Ergänzungen. Bin auch immer wieder gern auf deiner Seite. VG von Pat
Gleich die ersten Seillängen sind steil und reizvoll. Nach etwas Gras geht es dann von Aufschwung zu Aufschwung in meist gutem bis sehr gutem Fels. Plattige Steilstücke wechseln mit leichten doch meist recht exponierten Gratabschnitten. Bestens eingerichtet mit sehr vielen
Bohrhaken. Klemmkeile und Cams sind nicht nötig. Landschaftlich außergewöhnlich schön mit den leuchtenden türkisenen Seen. Mit ca. 25 Seillängen trotz vieler leichter Passagen eine recht lange Kletteraufgabe. Sehr lohnend!