Die Engelhörner sind DAS klassische Klettergebiet in der Gegend von Meiringen. Am bekanntesten ist hier die Nordostwand der Kingspitze, die auch in Walter Pause’s 100 Extrem-Touren enthalten ist. Im Laufe der Zeit entstanden dazu viele weitere Routen an den umliegenden Engelhörnern, die hauptsächlich von Kaspar Ochsner oft im Alleingang erstbegangen wurden.
Bereits bei der Anreise von Meiringen hinauf nach Rosenlaui auf einer Hochebene gelegen, ist schon eine Reise wert. Am Talende bietet das Scheidegg-Wetterhorn mit herabstürzenden Gletscherbächen ein eindrucksvolles Alpines Ambiente. Etwas davor befindet sich das Kleine Wellhorn, welches durch die Routen „Adlerauge und Gletschersynfonie“ bei den Kletterern bekannt geworden ist. Alles in einer Umgebung mit wild zerissenen Gletschern …
Dank der Mautstraße hinauf zur Rychenbach Alp verkürzt sich der Zustieg zu den Engelhörnern auf ein erträgliches Maß. Kaum zu glauben, dass man auf dem schmalen Schotterweg mit dem Auto bis zum Anschlag fahren kann. Vom Parkplatz gelangt man in einer Stunde über einen schönen alpinen Wanderweg hinauf zur Engelhorn Hütte, im hintersten Ochsental gelegen. Das Ambiente ist ein Traum, umgeben von steil aufragenden Wänden: allen voran die Kingspitze mit ihrer legendären Nordostwand. Am besten, man bleibt hier gleich mehrere Tage …
Von der Hütte sind es nur wenige Minuten zu den ersten Einstiegen. Wir entschieden uns diesesmal für den „Gagelfänger“ am Klein Simeler, der laut Kletterführer zu den jüngeren Engelhorn-Klassikern zählt.
– Die ersten beiden Seillängen bieten genußreiche Platten-Kletterei, die meist mehrere Varianten zulässt.
– Danach folgt Übergang in steiles Gelände. Zu Beginn etwas weite Hakenabtände
– Man gelangt auf ein geräumiges grasbewachsenes Band und erreicht diagonal linkshaltend die Headwall.
– Hier zu Beginn wieder trickreiche Plattenkletterei, die nach rechts zur steilen Wand hinaufführt.
– Nun bis zum Ausstieg meist steile und teils anstrengende Wandkletterei.
– In der oberen Wandhälfte führt ein luftiger, aber einfacher Quergang nach rechts zu den beiden letzten Seillängen.
– Vom Ausstieg nach rechts absteigen. Es können noch weitere zwei Seillängen auf den Gipfel angehängt werden.
– Die meisten Seilschaften seilen jedoch von hier aus bei einer Senke wieder ab.
Fazit
Die Tour bietet bis auf das gräumige Band in Wandmitte, durchgehend schöne Klettermeter in äußerst kompaktem und rauem Fels. Die leicht geneigten plattigen Längen zu Beginn der beiden Hauptwände sind relativ angenehm zu klettern. Anstrengender wird es in den steilen Aufschwüngen, hier ist es meist athletisch Wandkletterei, die zwischen den Haken zwingend bewältigt werden muss. Der „Gagelfänger“ ist für den Durchschnittkletterer insgesamt eine meist sportliche Tour, stets fordernd und durch die Quergänge nie langweilig …
Schwierigkeit
Meist 5c bis 6a, maximal 6b. (6a+ obligarorisch)
Absicherung
Die Route ist ausreichend mit Bohrhaken abgesichert. In den leichteren Längen sind die Abstände etwas weiter. Dazwischen befinden sich gelegentlich fixe Schlingen. Keile und Friends sind kaum einsetzbar.
Ausrüstung
60-Meter-Doppelseil, 12 Exen, Schlingen, Abseilausrüstung
Zugang zur Engelhorn Hütte
Man fährt von Meiringen Richtung Rosenlaui. Auf einer Hochebene bei der Alm Gschwantenmad nach links über den Schotterweg hinauf zur Rychenbach Alp. Der Weg ist gebührenpflichtig, der Geldbetrag kann auf der Rychenbach Alp bezahlt werden. Von hier über den Wanderweg in einer Stunde zur Engelhorn Hütte.
Zustieg zur Wand
Man folgt dem Wanderweg taleinwärts. Nach ca. 15 Minuten nach links hoch zum Einstieg auf einem Absatz bei einer markanten Platte.
Abstieg
Nach der 11. Seillänge Abstieg über Schrofen nach rechts in die Senke. Die erste Abseilstelle ist schwer zu finden, sie befindet sich direkt am Wandabbruch bei einer Felsplatte. Von hier 3mal bis zu einem großen grasigen Band abseilen. Man steigt nach rechts ab, bis die Aufstiegsroute erreicht wird. Hier über die Route weiter abseilen.
Stützpunkt
Engelhorn Hütte www.sac-cas.ch
Topos
Kletterführer Schweiz Plaisir West, Band 1 www.kletterfuehrer.net
Bildgallerie