„Goht scho“ an der Sulzfluh

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Die östlichen Ausläufer der Sulzfluh haben sich mittlerweile zu einem beliebten Mehrseillängen-Revier etabliert. Anfänglich waren es die kurzen Routen am Vorbau, dem sogenannten „Chli Venedig“, die lediglich bis zu einem breiten Band im unteren Wandviertel reichten. Der bekannte Schweizer Erstbegeher Vital Eggenberger erkannte später weiteres Potential und zog neue Linien durch die ganze Wand. Seine Kreationen „Rialto, Abraxas und Kathedrale“ wurden schnell begehrt, doch damit nicht genug: weitere Erschließer wurden später noch aktiv und erweiterten mit „Aurora, Creonda sowie Goht scho“ das Routenangebot. Dies teilweise auf engem Raum, sodass man die Standplätze an manchen Stellen nur noch schwer zuordnen kann.

Die Routen haben vor allem eines gemeinsam: genialen Seillängen in phantastischem Rätikon-Kalk mit langgezogenen Wasserrillen, kompakten Platten, steilen Aufschwüngen samt megarauen Verkrustungen soweit das Auge reicht. Und dies über Kletterstrecken bis zu 700 Metern oder 18 Seillängen, unterbrochen von einem geräumigen Band, wo man mal ein Auge zudrücken muss. In der „Kathedrale“ führt der Anstieg beispielsweise durch einen langgezogenen Schlund: dies ist vielleicht die interessanteste, und zugleich längste Tour an der Sulzfluh.

Eigentlich ist es egal, wo man hier einsteigt, die Routen sind alle lohnend. Bei unserem letzten Besuch waren wir in der „Goht scho“, der jüngsten Linie aus dem Jahr 2020. Mit einer Plaisir-Absicherung und (bis auf zwei kurzen 6b-Passagen) überwiegend moderaten Schwierigkeiten kommt man im unteren Teil schnell voran. Die Headwall, eine phantastische Pfeilerwand, zu Beginn gleich richtig steil, bremst einen dann doch noch aus: die Griffe werden zunehmend spärlicher bis der Schwierigkeitsgrad 6b/c erreicht wird. Selbst mit einer guten A-Null-Technik wird man hier gefordert. Die Wand legt sich danach wieder zurück und die letzen beiden 6a+Längen sind noch ein schöner Ausklang in der Tour. Schließlich landet man auf einer eindrucksvoll karstigen Hochfläche mit phantastischem Rundblick auf das Verwall bis hinüber zur Silvretta.

Warum sind die Routen an der östlichen Sulzfluh eigentlich so begehrt? Am Partnunsee und den steil aufragenden Wänden der gegenüberliegenden Schijenfluh befindet man sich in einer Bilderbuch-Landschaft, die ihresgleichen sucht. Der bequeme Zu- und Abstieg an der Sulzfluh sowie meist moderate Schwierigkeiten mit einer guten Absicherung tragen sicher auch zur Beliebtheit bei. In den letzten Jahren wurden zudem Familienklettergärten und Baseclimbs rund um den See erschlossen, sodass in der Gegend wohl für jede Seilschaft etwas dabei ist. Und wer nach dem Klettern noch übrige Zeit hat, kann mit dem Paddelboot im See eine Runde drehen. Danach ist es zu den nahegelegenen Unterkünfte nicht mehr weit. Schweiz-Plaisir lässt grüßen …

Schwierigkeit
Überwiegend 5a bis 5c, gelegentlich 6a+, maximal 6b/c (6a obgligatorisch)

Absicherung
Die Route ist perfekt mit Bohrhaken abgesichert. Es werden kein Friends benötigt.

Ausrüstung
Einfach- oder Doppelseil, 10 Exen

Ausgangspunkt
Partnun über St. Antönien im Prättigau. Kostenpflichtige Parkplätze gibt es wenige Meter unter dem Berghaus Sulzfluh.

Zustieg
Von Partnun über den Schotterweg hinauf zum Partnunsee. Am linken Seeufer führt ein Wanderweg weiter Richtung Gruobenpass. Ca. 30 Minuten vom See entfernt befindet sich ein großer Block auf der rechten Wegseite. Hier nach links hinauf zum angeschriebenen Einstieg. Von Partnun ca. 1 Stunde.

Abstieg
Vom Ende der Route nach rechts über den markierten Wanderweg absteigen. Nach ca. 1 Stunde erreicht man wieder den Partnunsee.

Unterkünfte
Berghaus Sulzfluh www.sulzfluh.ch
Berghaus Alpenrösli www.berghaus-alpenroesli.ch

Topos
Kletterführer Schweiz Plaisir Ost www.kletterfuehrer.net

Webinfo
www.gipfelbuch.ch

Bildgallerie

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