Grand Capucin Ostwand – Bonatti

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Der Grand Capucin ist ein 3838 m hoher Berg in der französischen Mont-Blanc-Gruppe  Er erhebt sich als riesiger Felsobelisk knapp 400 Meter aus dem Glacier du Géant und gilt als der am schwierigsten zu besteigende Berg der Alpen. Der Normalweg ist der Schweizerweg im 7. Grad.

Die Erstbegehung der knapp 400 Meter hohen, fast senkrechten Ostwand gelang Walter Bonatti mit 21 Jahren und Luciano Ghigo vom 20. bis zum 23. Juli 1951. Dabei meisterten sie Schwierigkeiten bis 6+, A2. Die erste freie Begehung der Bonatti-Führe gelang erst 1983 mit Schwierigkeiten bis zum unteren 8. Grad.

Seit der Bonatti-Besteigung steht der Grand Capucin im steten Interesse der Kletterer. Im Jahr 2005 konnte Alexander Huber die mit 8b bewertete Route Voie Petit erstmals rotpunkt begehen. Und er legte noch eins drauf: 2008 kletterte er die Voie des Suisses (Schweizerweg) free solo im Aufstieg wie im Abstieg, ohne die Mitnahme eines Seiles.

Meine Begehung der Bonatti-Führe zusammen mit Xaver und Franzi (damals 15 Jahre alt), war aus heutiger Sicht eher gewagt. Als Dreier-Seilschaft an wackeligen Normalhaken, und besonders schnell ist man zu dritt auch nicht gerade. Ich, der Vorsteiger, Xaver klärte seinen Sohn an jedem Stand fürsorglich über den Alpinismus auf: „Woast Franzi, des is so …“ Irgendwie konnte ich mich dabei in dem schwierigen Gelände nicht mehr konzentrieren und schrie hinab: „Jetzt haltet‘s mal euer Maul da unten“. Es half nichts, aber immerhin macht Franzi mittlerweile seinen Bergführer. Dazu der ständige „Duft der großen weiten Welt“, der in jeder Seillänge zu mir heraufzog. Um 19 Uhr erreichten wir schließlich den höchsten Punkt, worauf Xaver meinte „und wo geht’s jetzt da obi?“ „Xaver, i glaub, des wird heut nix mehr, i glaub wir müssen biwakieren“. Ganz wenig Platz und ohne Biwaksack, aber Dank Xaver’s Vorrat an Marlboro und Geschichten über den Alpinismus haben wir auch diese lange Nacht frostig überstanden. Ein wahnsinniges  Schauspiel, wenn sich der Schein der Stirnlampen nachts über den Gletscher und in den Zelten bewegt … Am nächsten Morgen steifgefroren die Abseil-Action, und die ersten Kletterer kamen uns schon wieder von unten entgegen …

Bereits Walter Pause hat die Route seinerzeit in die 100 Extremtouren der Alpen mit aufgenommen. Sie ist ein eindrucksvoller Technoklassiker, mit viel Hangelei in steilem Ambiente. Die Route führt geschickt durch die schwächsten Zonen durch die Ostwand, mitten durch eine phantastische Granitlandschaft. Die Schwierigkeiten nehmen nach oben hin immer mehr zu: da trifft man auf eine steile kompakte 40-Meter-Wand und man kann nur hoffen, dass die vielen verrosteten Haken halten. Wer hier frei klettern möchte, braucht starke Nerven … In den letzten Seillängen klettert man an der markanten „Kapuze” vorbei, danach legt sich die Wand zurück, gelangt auf eine Schulter und in wenigen Metern zum Gipfel.

Insgesamt sollte die Tour nicht unterschätzt werden. Sicheres Wetter, eine gute Höhenanpassung und alpine Erfahrung mit altem Hakenmaterial sind dabei Voraussetzung. Aufgrund der Exponiertheit sind Gewitter absolut zu vermeiden. Wetterstürze verwandeln sich in dieser Höhe schnell in Schneestürme und ein Rückzug wird dabei eher ungemütlich …

Topo

Gesamtübersicht

Schwierigkeit

Maximal 8 bzw. 6+ A1, 6+ obligatorisch. Kletterlänge 550 m. Wer einen 7er souverän drauf hat und den Normalhaken vertraut, wird in der Bonatti sicher einiges frei klettern können.

Absicherung

Sehr viele Normalhaken unterschiedlicher Qualität. Stände mit Normalhaken und Schlingen. Mit Keilen und Friends kann ausreichend nachgebessert werden.

Material

Doppelseil, 16 Exen, Schlingen, Keile und Friends. Steigeisen und Pickel für das Einstiegscouloir. Evtl. Biwaksack

Zustieg

Von der Turin Hütte nach Norden auf den Glacier du Géant. Die Spaltenzonen werden möglichst links umgangen und man steuert das linke Couloir des gut sichtbaren Grand Capucin an.

Aufstieg

Obwohl es einen Direkteinstieg gibt, entscheiden sich die meisten Seilschaften aus Zeitgründen für das von links herabziehende Couloir, über das ca. 100 m aufgestiegen wird. Steigeisen und Pickel können an dessen Ende deponiert werden. Danach klettert man nach rechts über Mixed-Gelände und wieder absteigend zum Beginn der Felskletterei. Der Weg durch die Wand folgt immer durch die leichtesten Möglichkeiten und ist durch die vielen Normalhaken selbsterklärend. Gelegentlich trifft man auf diverse Bohrhakenlinien, die im Ernstfall für den Rückzug geeignet sind. Am Ende der Route gelangt man auf eine Schulter und nach links zum höchsten Punkt.

Abstieg

Von der Schulter wird der Berg nach rechts über die Nordseite umrundet und man gelangt zum Beginn der Abseilpiste, die meist über den Schweizerweg hinabführt. Am unteren Ende gelangt man wieder zum Depot und seilt von dort über den Felsvorbau ab. Eine weitere Möglichkeit ist die Abseilpiste über die Route Echo des Alpages, die vom Gipfel durch die gesamte Ostwand hinab zum Wandfuß führt.

Zeitbedarf

Turiner Hütte – Einstieg: ca. 2, 5 Stunden
Einstieg – Gipfel: ca. 8 Stunden.
Abstieg – ca. 2 Stunden
Zurück zur Turiner Hütte ca. 1,5 Stunden

Stützpunkt

Turiner Hütte oder Zelt-Biwak auf dem Glacier du Géant

Topos

Ein sehr gutes Topo findet man auf www.camptocamp.org/routes/57846/fr/grand-capucin-voie-bonatti-ghigo.
Außerdem der Kletterführer Topoguide mit realistischen Beschreibungen. www.topoguide.de

 

Galerie

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