Wer den langen Zustieg über den Tiefengletscher hinter sich bringt und endlich aus dem Schnee heraus auf einer warmen Felsplatte am Wandfuß sitzt, ist entzückt vom Ambiente fernab des Mainstreams. Dort hinten ist man meist ganz alleine unterwegs, der Blick zum Galenstock mit seiner markanten Gipfelwechte und den umliegenden Gletscherzungen ist phantastisch. Schon vor Jahren war ich hier an den Dammazwillingen zugange und war begeistert von der Kletterei und Szenerie.
Über dem Tiefengletscher ragt die steile Wand des „Sporns“, einem südlich vorgelagerten Felszahn am Gletschhorn empor. Little Chamonix, der Vergleich liegt nahe: rötlich-brauner Granit wie in Frankreich, ganz anders als an der Grauen Wand. Jürg von Känel hat uns hier eine phantastische Route beschert, die keine Wünsche offen lässt und das ganze Programm an Rissen, Verschneidungen und Platten in eisenfestem Granit bietet. Aber auch die Remys – wer sonst – haben an diesem Massiv ihre Spuren hinterlassen. Mit der etwas leichteren „Enfer Doux“ gibt es hier ein weiteres lohnendes Ziel mit ähnlichem Charakter. Ein besonderes Merkmal dieser Tour ist das breite eingelagerte Quarzband, für das sich auch die Strahler anseilen müssen …
Schwierigkeit
Enfer doux: 5c+ (5c obligatorisch)
Little Chamonix: 6b, A0, (6a obligatorisch)
Absicherung
Enfer doux: Remy-Absicherung mit etwas weiteren Bohrhakenabständen
Little Chamonix: Jürg von Känel hat die Route etwas besser abgesichert. Bei „gut+“ muss dennoch mit gelegentlichen Runouts gerechnet werden.
Material
Doppelseil, 10 Exen, Abseilausrüstung, Schlingen, Keile und Friends zur zusätzlichen Absicherung, evtl. Steigeisen für den Zustieg
Zustieg
Vom Parkplatz Tätsch, ca. 5 km östlich der Furka-Passhöhe (7 CHF Maut pro Tag, am Taxautomat zu entrichten). Man folgt dem breiten Schotterweg in einer knappen Stunde zur Albert-Heim-Hütte. Von der Hütte nach links entlang eines Pfades und Steinmännern bis zu einer großen Geröllebene. Hier teilt sich der Weg: nach rechts geht es zur Grauen Wand, nach links Richtung Gletschorn-Südgrat bzw. Sporn. Mehr oder weniger weglos gelangt man zu einem großen Steinmann. Von hier rechts entlang eines Felsmassivs den Tiefengletscher ansteigend, bis man zum mächtigen „Sporn“ auf der rechten Seite gelangt. Der Weg zum Gletschhorn-Südgrat biegt noch davor nach rechts ab. Vom Parkplatz ca. 2,5 Std., von der Albert-Heim-Hütte ca. 1,5
Abseilen über die Routen
Übernachtung
Entweder auf dem Parkplatz bei Tätsch oder auf der Albert-Heim-Hütte. Eine Reservierung ist vor allem im August aufgrund erhöhter Frequenz angeraten. Die Wand lässt sich auch in ca. 2,5 Stunden vom Parkplatz aus angehen.
Topo
Weitere Topos
Schweiz-Plaisir Ost, Filidor-Verlag