Klettern am Groß Bielenhorn

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Hut ab vor den legendären Schweizer Erstbegehern Max Niedermann und Franz Anderrühti. Das Duo wagte sich in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts in die steile Westwand des Groß Bielenhorns und hinterließ eine erstklassige Route, die bis heute nichts von ihrem guten Ruf einbebüßt hat. Moderne Sicherungsgeräte gab es damals noch nicht, stattdessen waren Normalhaken, Holzkeile und schweres Schuhwerk angesagt. Insofern eine phantastische Leistung, die fast 400 Meter hohe Wand bis zum oberen 6. Grad mit diesen spärlichen Mitteln erstzubegehen.

Die Route führt entlang eines markanten Riss- und Verschneidungssystems mit sehr homogenen Schwierigkeiten durch die steile Wand. Der grobkörnige, raue Furkagranit bietet aber auch plattige Passagen, die an Schuppen, Leisten oder Kanten überwunden werden. In den Rissen muss oft gepiazt werden, gelegentlich trifft man auch auf schmale Kamine. Dabei bietet sich immer wieder der imposante Tiefblick in die Gebirgsarena des Furkahorns, Galenstocks und Sidelengletschers.

Mittlerweile gibt es am Groß Bielenhorn auch moderne und schwerere Routen: so gehen beispielsweise die Nolens Volens (6c), Fandango (6c+) und Sacremotion (7a) auf das Konto der Remy-Brüder. Trotz einer „sanften“ Sanierung wird einem allerdings auch in der Niedermann-Anderrüthi nichts geschenkt. Die 6a-Längen können ganz schön anstrengend sein und müssen zwischen den Bohrhaken zwingend geklettert werden. Und ganz nebenbei möchte man ja noch den ein oder anderen Friend setzen …

Wie dem auch sei, jedenfalls gehört die Niedermann-Anderrühti zu den absoluten Top-Touren dieses Schwierigkeitsgrads am Furkapass. Und das eindrucksvolle Ambiente über dem wild zerissenen Sidelengletschers trägt dazu fleißig bei. Da die Wand erst nachmittags in der Sonne steht und es morgens noch recht frisch sein kann, ist ein früher Aufbruch nicht dringend erforderlich …

Schwierigkeit

Insgesamt 9 Seillängen, maximal 6a+, meist 5c bis 6a, gelegentlich leichter. 6a obligatorisch

Absicherung

Die Route wurde 2005 “sanft” saniert. Die Stände sind jeweils mit 2 Haken zum Abseilen im unteren Bereich ausgestattet. An den schweren Kletterstellen, oder wo nichts mobil gelegt werden kann, befinden sich nun Bohrhaken, gelegentlich auch wegweisende. Rostige Normalhaken und morsche Holzkeile zeugen von vergangenen Zeiten. Dazwischen kann immer wieder, während dem Klettern teilweise anstrengend, mit Friends in allen Größen dazugesichert werden.

Austrüstung

60-Meter-Doppelseil, 12 Exen, Keile und Friends, Schlingen, Abseilausrüstung

Ausgangspunkt

Ca. 2 Kilometer östlich der Furkapass-Höhe befindet sich eine kleine Siedlung mit Militärbaracken. Dort kann geparkt werden.

Zustieg

Man folgt dem landschaftlich schönem Wanderweg zur Sidelen Hütte (ca. 1,5 Stunden). Von der Hütte steigt man nun über Geröll zum Sidelengletscher auf und erreicht über diesen rechterhand die markante Südwestwand des Groß Bielenhorns. Der Einstieg befindet sich bei einem roten Punkt mit einem kleinen Pfeil, es sei denn es befindet sich noch viel Schnee an der Wand. Je nach Verhältnissen kann sich ein Randkluft bilden. Der Gletscher steilt sich zum Schluss etwas auf, deshalb sind Steigeisen und Pickel beim Zustieg in den kalten Morgenstunden evtl. vorteilhaft. Zustiegszeit insgesamt ca. 2,5 Stunden.

Abstieg

Man seilt im Abstiegssin über die links davon gelegene Nolens Volens 4mal ab. Anschließend weiter über die Aufstiegsroute. Vorsicht, das Seil kann sich desöfteren beim Abziehen verhängen!

Unterkunft

Die gut geführte Sidelen Hütte (2708 m) ist in ca. 1,5 Stunden vom Furkapass aus erreichbar. www.sidelen-huette.ch

Bildgallerie

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1 Gedanke zu „Klettern am Groß Bielenhorn“

  1. Achtung! Die Nolens Volens ist auf dem Foto im unteren Teil falsch eingezeichnet (wie im SAC-Führer Uri excellence auch). Links von der Nolens Volens verlaufen aber auch mehrere Neutouren. Kennt jemand die Routen links von der Nolens Volens? Wo finde ich Informationen dazu?

    Carpe Diem

    Laurens

    Antworten

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