Klettern am Wildhauser Schafberg

0
(0)

Wie oft sind wir früher im Alpinen Bruch rumgeklettert, um namhafte Routen oder Berge zu besteigen. Nicht immer der Weg, vielmehr der Gipfel war das angestrebte Ziel. Wir waren Profis wenn es darum ging, durch eine unüberschaubare Wand zu klettern. Natürliche Linien wie Verschneidungen, Rampen und Kamine wiesen uns die Richtung. Ehrlich gesagt: diese Fähigkeit ging uns später zunehmend verloren, die wegweisenden Bohrhaken führten uns fortan durch die Tour. Dafür kletterten wir schönere und zugleich auch anspruchsvollere Routen, auf die man stolz sein konnte. Diese Art der Kletter-Motivation hatte sich schrittweise immer mehr etabliert …

Alles begann 1989 mit dem Erscheinen des ersten Schweiz-Plaisir-Kletterführers. Vom Allgäu aus war es in den Alpstein nicht weit und es dauerte nicht lange bis wir dem Wildhauser Schafberg einen Besuch abstatteten. Aus der Ferne betrachtet erschien diese rießige Kalkplatte furchteinflößend steil, noch dazu aalglatt. Ob wir da hoch kommen? Eine gute Stunde später standen wir unter der Wand: ein Meer aus kompakten Platten mit wasserzerfressenen Erosionsrillen, Löcher, Dellen, Leisten und Kanten tat sich da vor uns auf. Irgendwie sah das alles gleich, aber durchaus einladend aus. Wir begaben uns in den mittlerweile schon klassischen Sandührliweg und waren froh die ein oder andere Reepschnur fädeln zu können. Einige Runouts konnten noch mit Klemmkeilen entschärft werden und wenn dann gar nichts mehr ging, durften wir auf den kompakten Platten die ersten Bohrhaken unserer Kletterkarriere einhängen …

Damals war es noch sehr ruhig am Schafberg und die meisten Routen waren eher anspruchsvoll. Dank zahlreicher Sanierungen erlebte die Wand dann im Laufe der Zeit einen deutlichen Aufschwung. Dies zeigt sich neuerdings vor allem im Sektor „Sandührliweg“. Die Route „Knecht Ruprecht“ wurde 1984 erstbegangen, 2018 mit neuen Haken versehen und gleichzeitig optimiert. Etwas links daneben richteten die Erschließer Amann & Co. mit „Intermezzo“ gleich noch eine weitere Linie ein. Beide Routen besitzen ungefähr den gleichen Charakter mit ähnlichen Schwierigkeiten. Der Sandührliweg ist übrigens schon seit längerem (sanft) saniert. Sein Anspruch ist allerdings geblieben …

Somit gibt es am Massiv neben der vielbegangenen „Schafbergkante“ nun zwei weitere moderate Plaisir-Routen, in die sich auch weniger extreme Kletterer wagen können. Es handelt sich um sehr schöne griffige, wasserzerfressene Wandkletterei mit homogenen Schwierigkeiten. Die erste Seillänge führt durch eine abdrängende Verschneidung, in der einmal kräftig zugelangt werden darf. Und in den leichteren Passagen muss dann auch mal beherzt vom letzten Haken weggestiegen werden. Die oberen Seillängen sind sehr lang, um an die bequemen Standplätze zu gelangen. Beim Abseilen über die Route kann man sich dann die schönsten Klettermeter nochmal „auf der Zunge zergehen“ lassen. Die Wand bietet auch eine phantastische Sicht auf die gegenüberliegende Churfirstengruppe mit ihren markanten schräggelagerten Gipfeln.

Schwierigkeit
Überwiegend 5b bis 5c, maximal 6a (5c obligatorisch)

Absicherung
Die schwierigen Stellen sind perfekt mit Bohrhaken abgesichert. In den leichteren Passagen ist mit etwas weiteren Hakenabständen zu rechnen. Sämtliche Standplätze sind perfekt mit Abseilständen eingerichtet.

Ausrüstung
50-Meter-Doppelseil, 12 Exen, Abseilausrüstung

Ausgangspunkt
Wildhaus im Kanton St. Gallen. Der Parkplatz befindet sich am oberen Dorfrand beim Feuerwehrhaus.

Zustieg
Es empfiehlt sich, das Bike mitzumehmen. Vom Parkplatz über die Teerstraße hinauf zum markanten Schilderbaum rechts der Bergstation „Gamplüt“. (Bis hier hin kann auch mit der Bahn gefahren werden). Hier entlang der Teerstraße nach rechts weiter, bis eine große Almfläche erreicht wird. Bikedepot. Man verlässt den Teerweg nach links über eine Wiese und geht rechtshaltend über einen Pfad zum Wandfuß hinauf. Nun immer nach rechts, später einmal kurz absteigend. Bei einer felsigen Rampe wird ein roter Punkt sichtbar. Man steigt über die Rampe nach rechts hinauf (gelegentliche Haken weisen den Weg, es kann bereits gesichert werden) bis ein schrofiges Band erreicht wird. Hier nach links aufsteigen, an einer grasigen Verschneidung vorbei, wenige Meter danach befindet sich der Einstieg bei den Haken moderner Prägung. Von Wildhaus ca. 1,5 Stunden.

Abstieg
Abseilen über die Route

Übernachtung
Campingplatz Schafbergblick www.schafbergblick.ch

Literatur
Kletterführer Schweiz Plaisir Ost www.kletterfuehrer.net

Webinfo
www.hikr.org
franziskafritschi.ch

Bildgallerie

Wie hat dir die Tour bzw. das Klettergebiet gefallen?

Klicke für eine Bewertung!

Durchschnittliche Bewertung. 0 / 5. Anzahl der Bewertungen. 0

Es gibt bisher keine Bewertung! Sei der erste, der sie bewertet.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.