Wer es in Chamonix etwas entspannter angehen lassen will, dem seien die „Aiguilles Rouges“ empfohlen. Die Bergkette über dem Bergsteiger-Mekka bietet an ihren Gipfeln goldbraunem Granit mit vielen gut abgesicherten Kletterrouten vorwiegend in den unteren bis mittleren Schwierigkeitsgraden. Doch es ist nicht nur der Fels, was diesen Bergkamm so begehrt macht: auf der gegenüberliegenden Talseite sind es die Dru und die Nadeln von Chamonix bis hinüber zum Mont Blanc, die einen mit wunderbaren Blicken verzaubern. Bei klarer Sicht kann sogar die Autobahn der Bezwinger des höchsten Bergs der Alpen bestaunt werden.
Doch zurück zu den Aiguilles Rouges: Neben den alten, bereits zu Klassikern gewordenen Routen sind in den letzten Jahren einige Neue hinzugekommen – mit Plaisircharakter versteht sich. Dazu gibt es auch einige Klettergärten unweit der Seilbahnen, die einen schnellen Zugang ermöglichen. Somit besteht eine große Vielfalt an Klettermöglichkeiten sowohl für Anfänger als auch Geübte. Letztere sind vor allem an der steilen Südwand des Brevents anzutreffen.
Die leichteren Routen rechts des Brevents werden vielerorts durch Gehstücke unterbrochen, welche auch als Notausstieg dienen können. So auch in der „Cocher-Cochon“, die auf den „Clocher de Planpraz“ führt. Aus der Ferne gesehen entpuppt sich die unscheinbare Gratkante vorort als lohnende Gesamtunternehmung mit vielen schönen Seillängen inclusive Abseilstellen. Einzelne Wandabschnitte wurden zu einer logischen Linie zusammenkreiert. Sie endet entlang einer schmaler Gratkante auf der exponierten Gipfelnadel. Als vielbegangener Klassiker wurde die „Cocher-Cochon“ sogar in Philip Batoux‘ Buch der „100 schönsten Touren im Mont-Blanc-Massiv“ mit aufgenommen.
Manch eine Seilschaft wird sich auch nach einer anstrengenden Mont-Blanc-Tour für einen „aktiven Ruhetag“ an die Aiguilles Rouge begeben. Mit Seilbahn-Unterstützung reduzieren sich die Zustiege auf 10 bis 45 Minuten und somit kann man hier auch bei nicht ganz so toller Witterung etwas unternehmen. Es gibt aber auch die Schönwetter-Tage, an denen man bei den Klassikern oft im Stau steht. Doch selbst da gibt es dann benachbarte Auszweichziele …
Schwierigkeit
Überwiegend 5a bis 5c, gelegentlich leichter. An der Gipfelnadel 6a (5c obligatorisch)
Absicherung
Die Route ist gut mit Bohrhaken abgesichert
Ausrüstung
50-Meter-Einfachseil, 12 Exen, Abseilausrüstung
Ausgangspunt
Von Chamonix mit der Brévent-Bahn zur Mittelstation Planpraz hinauf.
Zustieg
Von der Mittelstation Planpraz ein kurzes Stück zum Restaurant aufsteigen. Dahinter entlang des Wanderwegs rechtshaltend absteigen. Nach ca. 20 Minuten nach links über Gras und Geröll einen Pfad zu den Felsen hinauf. Hier wieder linkshaltend zum Einstieg bei geneigten Platten. Von der Bahn insgesamt ca. 45 Minuten.
Abstieg
Von der Gipfelnadel ca. 25 Meter abseilen. Von hier über Blöcke und Pfade hinab zum Wanderweg, der zur Mittelstation zurückführt. Ca. 45 Minuten.
Topos
Schweiz Plaisir West, Band II, klettern-shop.de
Webinfo
mdettling.blogspot.com
www.hikr.org
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