Was das Klettern betrifft, hat sich im Ötztal in den letzten Jahren einiges getan. Es entstanden einige neue Klettersteige und beliebte Klettergärten an der Engelswand, in Oberried, Oetz usw. Mittlerweile gibt es auch lohnende Mehrseillängen-Routen in Talnähe: das begehrte Ziel ist hier die Nößlachwand zwischen Umhausen und Längenfeld. Mit einer Zustiegszeit von bis zu 20 Minuten lassen sich die Einstiege an der bis zu 200 Meter hohen Granitwand schnell und bequem erreichen.
Die gängigsten Linien befinden sich im linken Wandbereich, dem Sektor „Sonnenblume“. Hier gibt es einige Routen, die wegen der schönen Kletterei und zugleich guten Absicherung das Prädikat „Plaisir“ verdienen. Vollgeschriebene Wandbücher zeugen von vielen Begehungen und mitunter weist der Fels an manchen Passagen schon deutliche Speckspuren auf. So ist der ein oder andere abschüssige Tritt mittlerweile um einen Grad schwerer einzustufen.
Im Frühjahr rauscht über die „Sonnenblume“ und „Träumerei“ oft das Schmelzwasser von den darüberliegenden 3000ern herab, dennoch zählen diese Linien bei Trockenheit zu den Klassikern an der Nößlachwand. Die Anstiege wurden immer beliebter und es wurden bald darauf links daneben weitere Routen mit ähnlichem Charakter erschlossen.
So auch die „Caipirinha“. Nach zwei plattigen Einstiegslängen folgt steile Wandkletterei mit einem knackigen 6b-Dach, das exponiert, aber gut gesichert auch technisch bewältigt werden kann. Danach zieht eine ewig lange Plattenflucht über eine weitere Steilstufe schließlich zum Ausstieg hinauf. Wie bei allen anderen Routen handelt es sich um sehr schöne Granitkletterei mit spannenden Passagen, die konzentrierten Einsatz erfordern. Der Abstieg erfolgt über einen Pfad, danach geht es über einen Wanderweg in ca. 30 Minuten zum Ausgangspunkt zurück.
Weitere Infos für die „Caipirinha“
Mehrseillängenrouten im Sektor „Sonnenblume“
Südwind (5 Seillängen, Schwierigkeitsgrad 6+)
Schwarze Madonna (6 Seillängen, Schwierigkeitsgrad 7 bzw. 6+ obligat.)
Amelie (5 Seillängen, Schwierigkeitsgrad 8)
Caipirinha (5 Seillängen, Schwierigkeitsgrad 7 bzw. 6+ obligat.)
Sonnenblume (7 Seillängen, Schwierigkeitsgrad 6)
Träumerei (7 Seillängen, Schwierigkeitsgrad 7-)
Im mittleren bis rechten Bereich der Nößlachwand gibt es weitere Mehrseillängen- und Sportkletter-Routen. Hier sind die Linien richtig schwer und reichen bis zum 11. Schwierigkeitsgrad, unter anderem „June Afternoon“, die vom legendären Hansjörg Auer erschlossen wurde. Der leichteste Anstieg ist die „Strada del Sole“ im Sektor „Weißer Riese“ zwischen den Sportkletter-Routen. Der vielbegangene Klassiker verdient das Prädikat „sehr empfehlenswert“ und ist die vielleicht beste Mehrseillängen-Tour im 6. bis 7. Grad an der Nößlachwand.
Mehrseillängenrouten im mittleren bis rechten Wandbereich
Strada del Sole (7 Seillängen, Schwierigkeitsgrad 7)
Utopia (4 Seillängen, Schwierigkeitsgrad 😎
Boulevard of broken Dreams (8 Seillängen, Schwierigkeitsgrad 9+/10-)
Auf Messers Schneide (7 Seillängen, Schwierigkeitsgrad 10-)
June Afternoon (5 Seillängen, Schwierigkeitsgrad 11-)
Zwischen den langen Routen befinden sich am Wandfuß die Sportkletter-Sektoren „Weißer Riese, Feuerherz, Avalon und Roxette“ mit zahlreichen Linien in den mittleren bis oberen Schwierigkeitsgraden. Nach einer Mehrseillängen-Tour kann hier die restliche Kraft noch am Fels gelassen werden. Die Nößlachwand ist nach Westen ausgerichtet, daher kann hier je nach Tageszeit bzw. Bedarf in der Sonne oder im Schatten geklettert werden. Das Klettergebiet befindet sich auf einer Höhe von 1300 Metern und eignet sich deshalb auch für heiße Sommertage.
Absicherung
Man merkt hier deutlich den Einfluss der Tiroler Kletter-Institution www.climbers-paradise.com die sich für die Ausstattung der Routen einsetzt. Sämtliche Anstiege sind überlegt mit Bohrhaken abgesichert, sodass relativ gefahrlos geklettert werden kann. An den Ständen befinden sich Ketten, und es kann bei Bedarf wieder über die Routen abgeseilt werden.
Ausrüstung
Einfach- oder Doppelseil, je nach Route bis zu 14 Exen. Generell werden keine Keile oder Friends benötigt.
Ausgangspunkt
Man fährt von Umhausen Richtung Längenfeld. Kurz vor der Ortschaft „Winkeln“ befindet sich auf der linken Straßenseite eine Kläranlage. Der Parkplatz befindet sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite direkt am Inn.
Zustiege
Mehrseillängen-Routen im Sektor „Sonnenblume“
Man geht von der Kläranlage entlang der Beschilderung Richtung „Wiesle“. Ca. 50 m nach einem Bildstock zweigt bei einer Lichtung nach rechts ein schwach ausgetretener Pfad ab. Hier hinauf zum Wandfuß und nach links zu den verschiedenen angeschriebenen Einstiegen. Je nach Route bis zu 20 Minuten Zustiegszeit.
„Strada del Sole“ bzw. Sportkletter-Sektoren “Weißer Riese” usw.
Von der Kläranlage Richtung „Wiesle“. Bei der Beschilderung „Klettergarten“ nach rechts entlang des Pfads zum Sektor „Weißer Riese“. Ca. 10 Minuten.
Abstiege
Von den Mehrseillängen-Routen führen nach links Pfade, später ein Wandweg zurück zum Ausgangspunkt. Ca. 30 Minuten.
Webinfo
Literatur
Kletterführer Imst, Pitztal, Ötztal klettern-shop.de
Bildgallerie