Klettern bei La Bérarde

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Klettern in La Bérarde

Schon vor Jahren war ich in dieser tollen Gegend unterwegs. Damals machten wir den Barre des Écrins von Süden, mit eingeplantem Biwak auf einer Moräne. Alles völlig wild und entlegen, eine gute Alternative zum überlaufenen Normalweg von Ailfriode aus. Ein paar Tage später stiegen wir in die Klassische Südwand der Meije ein und wurden kurz unter dem Gipfel von einem heftigen Gewitter überrascht. Alles elektrisch geladen, schnell abseilen, uns blieb nur noch der Rückzug auf den Glacier Carré mit anschließendem Biwak. Meine vom Blitzeis erstarrten Seile hängen wohl immer noch dort oben. Am nächsten Morgen folgte der langwierige Abstieg zur Promontoire-Hütte, die wir um 18 Uhr wieder erreichten. Unglaublich, dass sich ein Normalweg so in die Länge ziehen kann.

Diesesmal wollten wir es uns besser gehen lassen, und einige der talnahen Plaisir-Routen antesten. Bei näherer Betrachtung des aktuellen Kletterführers wird schnell klar: hier könnte man seinen ganzen Urlaub verbringen. Und nicht nur zum Klettern. La Bérarde ist eine kleine malerische Siedlung auf 1713 m Höhe, mit mehreren Cafés, einem Tante-Emma-Laden und einer Bergsteigerauskunft. Der südfranzösiche Flair macht sich hier schon deutlich bemerkbar,  alles inmitten einer wilden Berglandschaft, geprägt von rauschenden Gletscherbächen und Granitwänden. Dazu kommen die perfekten Übernachtungsmöglichkeiten auf dem schön gelegenen Campingplatz oder in einem rustikalen Refuge. Das besondere Ambiente und die vielfältigen Tourenmöglichkeiten machen La Bérarde zu einem der besten Bergurlaubsziele in den Alpen.

„Abbé Hard“ am Tête de la Maye

Der Tête de la Maye ist der Hausberg von La Bérarde mit den längsten und meisten Routen der Gegend. Die bis zu 500 m aufragende Wand wirkt auf den ersten Blick etwas botanisch, doch während dem Klettern tingelt man von einem Pfeiler zum anderen. Die grasbewachsenen Bänder stören da wenig, hier gibt es bequeme Standplätze. Der kurze Zustieg, kompakter Granit samt guter Bohrhakenabsicherung bieten ein tagesfüllendes Klettervergnügen. Wir entschieden uns für die 15-Seillängen-Tour „Abbé Hard“, dem Klassiker der Wand mit verschiedenen Varianten bis zum Schwierigkeitsgrad 6a+. Vom Gipfel bietet sich ein phantastischer Blick hinüber zur Meije und dem Barre des Écrins. Der Abstieg erfolgt über den problemlosen Normalweg zurück nach La Bérarde. Um an den Wandfuß zu gelangen, begibt man sich zunächst auf den Wanderweg, der zur Promontoire-Hütte führt. Nach ca. 30 min leitet bei einem Steinmann ein Pfad nach links hinauf zur Wand. Der Einstieg befindet sich im linken Wandteil bei einem Pfeiler links einer großen Gufel. Von La Bérard ca. 45 min.

Topo Abbé Hard

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“Beau Coup d‘ Epée dans L’eau” an der Cascade d’en Bas

Die Route befindet sich am linken Rand eines großen Wasserfalls und ist deshalb für heiße Sommertage ein geeignetes Ziel. Tolles Ambiente, luftige Dächer, sportliche Absicherung mit zwingenden Passagen, 6a+ obligatorisch, Abseilen über die Route, ein schönes Halbtagesziel. Am Ende kann geduscht werden. Wenige Kilometer unterhalb von La Bérarde ist auf der Bergseite ein großer Wasserfall sichtbar. Gute Parkmöglichkeit, ca. 30 min. gerade empor zum Einstieg.

Topo Beau Coup

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Absicherung

Die Route „Abbé Hard“ ist plaisirmäßig mit Bohrhaken eingerichtet. In derBeau Coup d‘ Epée dans L’eau“ sind die Abstände in den leichteren Seillängen etwas weiter entfernt. Dabei ist eine gute Vorstiegsmoral von Vorteil.

Material

Doppelseil, 12 Exen, Abseilausrüstung. Friends sind aufgrund der Kompaktheit des Gesteins nur bedingt einsetzbar.

Übernachtungsmöglichkeiten

In La Bérard gibt es einen gut ausgestatteten Campingplatz. Am Talende befindet sich ein großer Parkplatz, auf dem auch im Wohnmobil bzw. Bus problemlos übernachtet werden kann. Außerdem bietet sich im Ort eine Bergsteiger- bzw. Touristenunterkunft an.

Topos

In einem kleinen Laden in La Bérard gibt es den Gebietsführer „Escalades Berarde et Haut-Venon“. Hier werden die talnahen Klettermöglichkeiten der Gegend auf französisch beschrieben.

 

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2 Gedanken zu „Klettern bei La Bérarde“

  1. Hallo Ronald,
    ich kenne Gebiete bzw. deren Details, die ich auf dieser Seite ganz sicher nicht veröffentlichen werde. La Berarde ist vom deutschsprachigen Raum soweit entfernt bzw. entlegen, ich glaube nicht, dass ich mit diesem Bericht die Massen anlocke. Überlaufen sind doch eh nur die schnell zugänglichen Modegebiete wie z. B. Ailfroide, Arco, das Maggiatal usw. In den Alpen gibt es noch soviel zu entdecken. Wenn man da länger als 2 bis 3 Stunden läuft, ist man erfahrungsgemäß völlig alleine unterwegs …

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  2. Toll, hab’ ich auch gemacht! Schon vor 10 Jahren. Da war es noch ruhiger. Ich frage mich, ob nicht das alles jeder, der es sucht selbst entdecken sollte, ohne dass wir immer alles im Detail fast auch ein bisschen selbstdarstellerisch beschreiben. …!? Dann wären die Berge, jedenfalls teilweise, vielleicht nicht so überlaufen .

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