Unter den deutschen Mittelgebirgs-Klettergebieten ist das Untere Altmühltal landschaftlich sicherlich eines der Schönsten. Einziges Manko in diesem Bereich ist die als Rhein-Main-Donau-Kanal ausgebaute Altmühl, die regelmäßig von Binnen-Kreuzschiffen und Touristen-Booten befahren wird. Dennoch spiegeln sich die grünen Laubwälder und weißen Felswände im Wasser, so ist der landschaftliche Reiz weitgehend erhalten geblieben.
Aufgrund der nord- und westseitigen Lage ist die Kastlwand ein klassisches Sommerkletter-Revier im Altmühltal. Beliebter sind allerdings die sonnigen Wände auf der gegenüberliegenden Talseite bei Prunn, wo auch im Spätherbst und sogar im Winter geklettert werden kann. In dem traditionsreichen Klettergebiet im südlichen Frankenjura haben bereits Kurt Albert und Wolfgang Güllich Klettergeschichte geschrieben.
Die Wände an der Kastlwand sind bis zu 70 Meter hoch und haben neben den Baseclimbs auch für die alpin-ambitionierten Kletterer einiges zu bieten. Die längeren Routen bis zu 3 Seillängen bewegen sich meist im 5. bis 7. Schwierigkeitsgrad und müssen zwischen den wenigen Klebehaken mit mobilen Sicherungsgeräten optimiert werden. Der Schwerpunkt für die meist besser gesicherten reinen Sportkletter-Routen liegt allerdings ab dem 7. Schwierigkeitsgrad aufwärts.
Gesamtansicht
Auswahl an Mehrseillängen-Routen in der Westwand
Kunigundenweg: Klassiker, unten anstrengend, oben schöne Hangelei an Schuppen
Kastlweg: unten hart und poliert, umgeschlagene Klebehaken (trotzdem verwendbar), oben traditionell schön
Regensburger Weg: alpine Verschneidungskletterei, die Direktvariante in der letzten Seillänge ist sehr schön und gut gesichert
Schwierigkeit
Im Altmühltal sollte der angegebene Schwierigkeitsgrad gut beherrscht werden. Die anspruchsvollen Stellen sind oft sehr poliert oder zwingend zu klettern. Zu den Schwierigkeitsangaben im Kletterführer kann meist ein halber Grad dazu gezählt werden.
Absicherung
Weite Hakenabstände, hier werden nur die wirklich schweren bzw. gefährlichen Stellen eingebohrt. Dazwischen kann zumindest in den leichteren Routen jede Menge mobil dazugesichert werden.
Material
70-Meter-Einfachseil, 12 Exen, Schlingen, Keile und Friends, Abseilausrüstung
Routencharakter
In den schweren Routen viele Platten mit Fingerlöcher bzw. Leisten, sonst Risse, Schuppen und Verschneidungen
Routenangebot an der Kastlwand
Schwierigkeitsgrad 3 bis 5: ca. 9
Schwierigkeitsgrad 6 bis 7: ca. 27
Schwierigkeitsgrad 8 bis 11: ca. 48
Abstieg
Ablassen bzw. Abseilen über die Routen
Kletterregelung
In manchen Sektoren sind die Felsen ganz gesperrt oder jahreszeitlich eingeschränkt kletterbar. Weitere Details siehe Kletterführer „Südlicher Frankenjura“.
Beste Jahreszeit
Frühjahr bis Herbst. Im Winter ist es aufgrund der nordseitigen Lage zu kalt zum Klettern
Übernachtung
Direkt unter der Kastelwand befindet sich ein Campingplatz jenseits des Altmühl-Kanals. Alternativ gibt es jede Menge Gasthöfe und Pensionen.
Anfahrt
Auf der Straße Kehlheim – Prunn links abbiegen Richtung Buch. Überquerung des Rhein-Main-Donaukanals, anschließend auf dem Schotterweg entlang des Kanals ca. 1 km wieder zurück Richtung Kehlheim. Parken unter der Wand. Wenige Minuten Zustieg durch den Wald.
Topos
Kletterführer Südlicher Frankenjura, Panico-Verlag