Klettern in den Calanques

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Klettern bedeutet für mich nicht nur neue Routen zu erschließen, Alpine Wände zu bezwingen oder in Klettergärten der Reihe nach schöne Sportkletterrouten abzuhaken. In den letzten Jahren fand ich immer mehr Gefallen daran, neue Gegenden und Landschaften, insbesondere das Ambiente im Mittelmeerraum mit dem Klettern zu verbinden. Und dies vor allem zum Jahreswechsel, wenn in den Alpen alljährlich Tauwetter einsetzt. Bei gemäßigten Temperaturen sind diese Gebiete besonders reizvoll: in Alicante hat es 20 Grad, auf Teneriffa 25 Grad … Es ist ein Traum zu dieser Jahreszeit im T-Shirt zu klettern oder vielleicht auch zum Baden zu gehen. Winterfluchten – wie es Richard Goedeke in seinem gleichnamigen Kletterbuch beschreibt. Ein Urlaub im Süden verkürzt den Winter um ein paar Tage oder Wochen und danach bleibt immer noch genügend Zeit, um sich dem Schnee – falls vorhanden – zu widmen …

Zum Jahreswechsel 21/22 ging es nicht Richtung Spanien oder Griechenland, wir fuhren nach Weihnachten zur Côte d’Azur hinab, um dem pünktlich eintreffenden Schmuddelwetter zu entfliehen. Bereits in der Provence stieg das Thermometer hinter dem Lenkrad kontinuierlich an und wir hätten auch bei 18 Plusgraden in Orpierre, Sainte Victoire, Châteauvert oder in der Verdon-Schlucht klettern können. Wenn da nicht die bereits gebuchte Ferienwohnung in Cassis gewesen wäre …

Cassis – von diesem schicken, rausgeputzten Hafendorf reihen sich türkisfarbene, fjordähnliche Buchten im Kalkgestein entlang der Côte d’Azur bis nach Marseille hinüber. Die Rede ist von den Calanques, eines der beliebtesten Touristenattraktionen Südfrankreichs. Weit verzweigte Wanderwege führen über den 10 Kilometer langen Küstenstreifen, der von zahlreichen Riffs und steilen Felswänden geprägt ist. Nicht umsonst zählen die Calanques zu den bekanntesten Kletterrevieren Europas. Erst im Jahre 2012 wurden sie zum „Parc National des Calanques“ ernannt, um diese einzigartige Natur zu schützen. So sind beispielsweise im Hochsommer weite Teile des Nationalparks wegen Waldbrandgefahr gesperrt oder wegen Überfüllung nur zu bestimmten Zeiten geöffnet.

Die Calanques sind seit den Anfängen des Klettersports schon immer ein beliebtes Terrain für Bergsteiger jeglicher Couleur. Berühmte Erstbegeher wie Walter Bonatti oder Gaston Rebuffat trainierten hier bereits vor langer Zeit auf ihre großen Erstbegehungen in den Alpen. Der legendäre Küstenstreifen wurde im Laufe der Zeit immer bekannter bis hin zur heutigen Sportkletterära: Da gibt es wild verstreute Massive in Küstennähe, steil ins Meer abfallende Felsklippen oder kleinere Wände im Uferbereich mit Bademöglichkeiten. Der aktuelle Kletterführer umfasst mittlerweile 600 Seiten inclusive mehrere Tausend Routen mit einer Länge von bis zu 10 Seillängen.

„Calanque“ wird vom provenzialischen „calenco“ abgeleitet, was soviel wie „steil abfallend” bedeutet. Typisch ist der schneeweiße Kreidekalk, der durch die raue und salzige Meeresluft oft fein strukturiert ist. Die Suche nach dem jeweiligen Wunschsektor ist von den zahlreichen Buchten aus oft mit einem längeren Fußmarsch verbunden und gleicht teilweise einer Odysee, um die richtigen Einstiege zu finden. Manche Wände sind nur mit dem Boot oder Abseilpisten, die direkt über dem Meeresspiegel enden, erreichbar. Man begibt sich hier oft in ein abenteuerliches Terrain, was den Reiz des größten Klettergebiets Frankreichs ausmacht. Und je länger man bleibt, je öfter man den Kletterführer durchblättert, um so mehr gibt es in den Calanques zu entdecken …

Unter den glatt anmutenden, steil aufragenden Massiven finden sich auch zahlreiche Pfeilerkanten mit überraschend moderaten Schwierigkeiten. Überhaupt ist die Mehrzahl der Routen im gemäßigten Bereich vom 4. bis 6. Grad angesiedelt. Manche Klettergärten liegen in unmittelbarer Straßennähe und sind für Kinder, Familien oder Anfänger geeignet. Besonders extravagant sind die exponierten Traversen, die auch als Kletterrouten angepriesen werden. Sie führen teilweise mehrere hundert Meter entlang der steilen Riffs, die sich direkt über der Meeresbrandung befinden. Und wenn das Mittelmeerwasser warm genug ist, kommen die Freunde des Deep-Water-Soloings ebenfalls auf ihre Kosten. Die Vielfalt der Klettermöglichkeiten scheint in den Calanques unbegrenzt zu sein …

Cassis

Cassis ist mit seinen 8000 Einwohnern hauptsächlich touristisch geprägt. Es ist der geeignetste Ausgangspunkt, um in den Calanques Urlaub zu machen. Im ganzen Ort gibt es zahlreiche Unterkünfte, die sich für einen Aufenthalt anbieten. Der Hafen ist relativ klein und überschaubar und mit vielen Segel- und Motorbooten zugeparkt. Die meisten Bars, Restaurants, Souvenierläden, Bäckereien, Supermärkte usw. befinden sich gleich in Hafennähe oder engen Gassen. Im Uferbereich gibt es einen kleinen Sandstrand, der sich zum Baden eignet.

Unterkünfte

In Cassis gibt es zahlreiche Ferienwohnungen und Appartements sowie einige Hotels bzw. Pensionen, die im Internet buchbar sind. Für einen weniger luxuriösen Aufenthalt bietet sich ein Campingplatz sowie eine Jugenherberge an. Wir waren im „La Piscine K6 & You“ untergebracht. Das kleine Appartement befindet sich in einer ruhigen Wohnanlage am Ortsrand von Cassis. Die Unterkunft ist relativ preisgünstig, gepflegt und gut eingerichtet. Buchbar bei www.booking.com.

Zufahrten

Die meisten Klettergebiete sind bis zu 10 Kilometer von Cassis entfernt und nur mit dem Auto erreichbar. Zwischen Cassis und Marseille befindet sich die „Route de la Gineste“ (D 559), am Nordrand der Calanques. Von hier aus können die verschiedenen Parkplätze, Buchten und Klettergebiete zu Fuß erreicht werden.

Orientierung

Die meisten Wanderwege bzw. Zustiege sind mit verschiedenen Farbstrichen markiert. Beschilderungen gibt es kaum. Ebenso sind die meisten Einstiege nicht beschriftet. Die Orientierungsmerkmale müssen den Bildtopos im Kletterführer entnommen werden.

Diebstahl

Was dies betrifft, sind die Calanques berühmt-berüchtigt. In Cassis ist jedes Haus eingezäunt oder mit hohen Mauern umgeben. Die Millionenstadt Marseille liegt einfach zu nahe … Deshalb sollten keine Wertgegenstände in den geparkten Autos zurückgelassen werden. Bei unserem zweiwöchigen Aufenthalt hatten wir jedoch keine Probleme damit. Mir scheint, dass in den Wintermonaten im Gegensatz zum touristischen Sommer weniger Autos aufgebrochen werden.

Routenangebot

In den Calanques gibt es ca. 3000 bis 4000 Kletterrouten in allen Variationen. Dazu zählen Klettergärten, Mehrseillängen-Routen, Techno-Touren, Traversierungen und Deep-Water-Soloing. Die Wandhöhen betragen 10 bis 200 Meter. Es gibt Routen in allen Schwierigkeitsgraden, wobei die meisten davon im Bereich 5c bis 6b angesiedelt sind.

Weitere Klettergebiete

Wenige Kilometer östlich von Cassis befindet sich das „Cap Canaille“ mit Wänden bis zu 200 Metern Höhe. Es gibt viele sehr schöne Routen, die durch roten Sandstein bzw. Konglomerat führen. Wer in den Calanques klettert, sollte sich dieses Gebiet nicht entgehen lassen. Siehe www.allgaeu-plaisir.de Für einen weiteren Ortswechsel bietet sich „Sainte Baume“ an. Das Klettergebiet liegt ca. 20 Kilometer nördlich von Cassis und beinhaltet zahlreiche schöne Sportkletterouten. Siehe www.allgaeu-plaisir.de

Absicherung

Die meisten Routen in den Calanques sind mittlerweile gut bis ausreichend mit Klebehaken ausgestattet. Zur zusätzlichen Absicherung können immer wieder Keile und Friends gelegt werden.

Ausrüstung

In den meisten Fällen reicht ein 60-Meter-Einfachseil aus. Für einige Mehrseillängen-Routen braucht man ein Doppelseil, da die Einstiege über Abseilpisten erreicht werden. Von manchen Gipfeln gelangt man auch nur über Abseilpisten wieder zurück zum Ausgangspunkt.

Beste Zeit

Die angenehmsten Temperaturen herrschen von Oktober bis Mai. Im Winter kann an manchen Tagen südseitig sogar im T-Shirt geklettert werden. Um sich vor dem teils heftig wehenden Mistral zu schützen, sollte in geschützten Winkeln geklettert werden. In den Sommermonaten ist es oft zu heiß zum Klettern.

Hier eine kleine Auswahl der von uns besuchten Gebiete

Port Miou

In der langen, schmalen Bucht befinden sich zahlreiche Motor- und Segelboote. Ganz in der Nähe gibt es 3 Klettergärten, die in ca. 30 Minuten von Cassis aus zu Fuß erreichbar sind. Da die meisten Kletter-Touristen in Cassis wohnen, sind die Wände sehr beliebt. Viele Routen sind in den Schwierigkeitsgraden 5c bis 6b angesiedelt und eignen sich auch für Kletterkurse. Sämtliche Linien sind perfekt mit Klebehaken abgesichert.

Klettergarten „Brise de Mer“

Der Sektor „Brise de Mer“ bietet einige lange Routen in grauem Kalk. Perfekte Kletterei mit guter Absicherung. Man parkt bei Cassis und geht entlang der Uferstraße nach Port Miou. Auf der rechten Hafenseite führt ein ebenes Plateau zum Klettergarten auf der rechten Seite.

En Vau

Trotz des langen Zustiegs zieht die fotogene Bucht zahlreiche Touristen und Kletterer an. Es ist eines der beliebtesten Ausflugsziel in den Calanques, da es einen sehr schönen Badestrand gibt. Rund um die Bucht befinden sich steil aufragende Wände mit vielen Kletterrouten. Das Niveau reicht von alpin angehauchten Anstiegen bis hin zu gut gesicherten Plaisir-Routen. Darunter befinden sich auch einige der großen Klassiker der Calanques, allen voran die „Saphir“ und „Sirene“ mit ihren schmalen Pfeilerkanten. Die Zustiege sind von der Bucht aus sehr kurz, sodass mehrere Routen an einem Tag geklettert werden können. Manche Linien sind durch die zahlreichen Begehungen sehr abgespeckt. Dennoch sollte man einen Besuch wegen dem schönen Ambiente nicht verpassen. Man erreicht die Bucht am schnellsten über den Hafen Port Miou. Am rechten Uferrand führt ein beschilderter Wanderweg nach En Vau. Von Cassis ca. 1 Stunde.

„Arête du Peigne“ im Sektor Conversation

Alpine Tour entlang einer Pfeilerkante, die noch nicht mit Bohrhaken saniert wurde. Es gibt gelegentliche Nomalhaken, dazwischen können Keile und Friends gelegt werden. 3 Seillängen, Schwierigkeiten bis 5c. Trotz der traditionellen Absicherung ein nettes Klettererlebnis für stabile Nerven. Zustieg: vom linken Strandbereich ca. 100 Meter rechtshaltend hinauf zum Beginn des Pfeilers auf einem Absatz. Nach der 2. Seillänge kurze Abseilstelle nach links. Über ein markantes Felsfenster linkshaltend weiter zum Ausstieg. Hier nach links über Pfade absteigend zurück zum Strand.

„Sirène“

Steil aufragende Pfeilerkanten mit einer Vielzahl von Routen. Die „Super Sirène“ verläuft über den mittleren Pfeiler und bietet im unteren Bereich steile und anspruchsvolle Wandkletterei. Nach oben hin leichter werdend. In den schweren Seillängen gut gesichert, danach werden die Hakenabstände etwas weiter. Teilweise abgespeckt. Der Pfeiler befindet sich auf der linken Schluchtseite, ca. 100 Meter vor dem Strand. Abstieg nach links über Pfade.

Luminy

Luminy, das Universitätsviertel von Maiseille, ist der Ausgangspunkt für eine Vielzahl der interessantesten Kletterrouten in den Calanques. Über einen breiten Schotterweg wandern zahlreiche Touristen zum berühmten Aussichtspunkt „Pointe du Bélvedère“, der einen phantastischen Blick auf‘s Meer und auf die Bucht von Morgiou bietet. Es empfiehlt sich, für die Zustiege ein Bike dabei zu haben, da es sich um weitläufige Schotterpisten handelt.

„Arête de Marseille“ an der Candelle

Die Candelle ist sicher der berühmteste Gipfel in den Calanques. Vom Aussichtspunkt „Pointe du Bélvedère“ bekommt man einen eindrucksvollen Blick auf die formschöne Südkante, der „Arête de Marseille“. Der schlanke Felsgrat zieht sich über mehrere Seillängen bis zum höchsten Punkt, der nach allen Seiten hin steil abfällt. Die Klettertour ist nicht wirklich schwer, aber an Tiefblicken kaum zu übertreffen. Dementsprechend ist der Andrang groß und die erste Seillänge durch eine Verschneidung wohl die speckigste in den ganzen Calanques. Danach folgt ein luftiger Spreizschritt auf die eigentliche Kante, die homogen bis zum Vorgipfel hinaufführt. Hier klettert man nach rechts über eine exponierte, aber einfache Wandstelle bis zum Gipfel hinauf. Steinmänner und leichte Kletterei führen nach links zur Abseilstelle hinab. Die „Arête de Marseille“ ist die Pflichttour für Liebhaber Alpiner Kletterrouten in den Calanques. Der gesamte Anstieg ist gut mit Klebehaken abgesichert. Es kann auch mit einem Einfachseil geklettert werden, da die Abseilstelle am Gipfel nur 20 Meter beträgt. Zustieg: Von Luminy entlang des Schotterwegs bis zu den Wegabzweigungen am „Col de Sugiton“. Hier geradeaus weiter, bis man linkerhand die Abzweigung GR 98 zur Candell erreicht. Dem Wanderweg folgend und kurz vor der Candelle über den Weg Nr. 7 (schwarze Markierungen) rechts hinab zum Einstieg der „Arête de Marseille“. Abstieg: Nach der Abseillänge vom Gipfel erreicht man den „Col de la Candelle“ am GR 98, der zurück zum Ausgangspunkt führt. Im Anschluss sollte man es nicht verpassen, vom „Col de Sugiton“ aus den Aussichtspunkt „Pointe du Bélvedère“ zu besuchen.

„Civa“ am Socle de la Candelle

Was das Mehrseillängen-Klettern betrifft, zählt der „Socle de la Candelle“ zu den besten Adressen in den Calanques. Der Vorbau unter der mächtigen Candelle ist bequem erreichbar und bietet einige Kletterrouten mit einer Höhe bis zu 200 Metern. Trotz des Alpinen Charakters sind die meisten Linien gut mit Klebehaken abgesichert und die Kletterei durchgehend schön. Dabei zählt die „Civa“ im Sektor Temple zu den beliebtesten Anstiegen am Socle de la Candelle, daher kommt es in diesem Klassiker nicht selten zum Stau. Einige Passagen sind ziemlich anspruchsvoll (der Speck macht es nicht leichter) und zwingend zu klettern. Risse, Verschneidungen und steile Wandkletterei sind Programm. Rechts daneben gibt es die etwas leichtere „Temple“ mit ähnlichem Charakter. Im oberen Drittel treffen beide Routen zusammen, was die Staugefahr zusätzlich erhöht. Dennoch gehören die Routen am Socle de la Candelle zum Pflichtprogramm eines Calanques-Aufenthalts. Zustieg: Von Luminy entlang des Schotterwegs auf den „Col de Sugiton“. Den Weg weiter abwärts folgend bis man sich bereits in Meeresnähe befindet. Die mächtige Wand wird nun sichtbar, wenig später führt ein Pfad nach links hinauf zu den Einstiegen im Sektor Temple. Der Einstieg der Civa befindet sich bei einm querliegenden Baum. Ca. 1 Stunde. Abstieg: Vom letzten Stand nach rechts über den Grat, dann linkshaltend zu einem Canyon. Hier ca. 60 Meter ansteigend, bis eine Wandstufe mit Ketten versichert nach links zum Wanderweg GR 98 bzw. zurück zum Ausgangspunkt führt. Ca. 1,5 Stunden zurück nach Luminy.

„Arête de Cassis“ am Socle de la Candelle

Mit fast 300 Metern Kletterlänge streckenmäßig eine der längeren Routen in den Calanques. Die Pfeilerkante zählt zu den Klassikern der Gegend. Schöne lohnende Tour mit alpinem Charakter. Trotz Bohrhaken sind mobile Sicherungsgeräte angeraten. Gleicher Zustieg wie zum Socle de la Candelle (siehe oben). Danach geradeaus weiter, bis ein großer Canyon erreicht wird. Über den Pfad links ansteigend, bis ein weiterer Weg (Nr. 7, schwarze Markierungen) nach links zur bereits sichtbaren Wand führt. Ca. 1, 5 Stunden. Abstieg: Über Pfadspuren nach links zum Wanderweg Nr. 7 und über diesen zurück zum Ausgangspunkt. Ca. 1,5 Stunden

Morgiou

Die Bucht zählt zu beliebtesten Klettergebieten der Calanques. Es gibt Klettergärten mit kurzem Zustieg, sehr schöne Mehrsseillängen-Routen und ruhig gelegene Wände mit tollem Meeresblick. Im „Parc des Baumettes“ (direkt an der Straße gelegen) befinden sich zahlreiche einfache Routen, die auch für Kinder und Anfänger geeignet sind. Man erreicht die Bucht über eine 5 Kilometer lange holprige Fahrstraße, die in den Sommermonaten wegen des touristischen Andrangs für den öffentlichen Verkehr geschlossen ist.

„Crête St. Michel“

Die breit gezogene Wand bietet sehr schöne Linien mit bis zu 5 Seillängen und perfekter Absicherung mit Klebehaken. Dementensprechend sind hier viele Kletterer anzutreffen. Zu den beliebtesten Routen zählt die „Grand Diedre“ mit sehr schöner Verschneidungskletterei. „Les Mordus“ ist etwas schwerer, bietet anfangs steile Wandkletterei und legt sich später wieder zurück. Zu den einfachsten Routen zählt die „Paroi Noire“. Wegen ihrer Beliebtheit steht man meist im Stau. Abstieg nach rechts zur Abseilpiste oder nach links über einen Pfad mit blauen Markierungen um das Massiv herum.

Klettergarten „Abricotier“

Aufgrund des kurzen Zustiegs, den moderaten Routen und des meist ebenen Wandbereichs ist der Klettergarten sehr beliebt. Zustieg entlang der linken Hafenseite über den Wanderweg in 10 Minuten zur Wand.

Sektor „Aie Aie Aie“

Schöner, sonniger und ruhig gelegener Klettergarten mit tollem Meersblick. Es gibt viele lange Routen in den mittleren Schwierigkeitsgraden 5c bis 6b. Der Sektor wird oft besucht, deshalb sind einige Passagen mittlerweile abgespeckt. Klassisches Gebiet von Morgiou, das sich lohnt. Gleicher Zustieg wie zum Klettergarten „Abricotier“, danach noch ca. 15 Minuten geradeaus weiter. Insgesamt ca. 25 Minuten.

Sormiou

Sehr großes Klettergebiet mit 25 Sektoren in der kleinen Bucht kurz vor Maseille. In den Sommermonaten ist die Zufahrtstraße für den öffentlichen Verkehr wegen touristischer Überfüllung gesperrt. Die Parkgebühr beträgt 5 Euro. Die Kletterwände befinden sich links und rechts des Tals, das zur Bucht hinabführt.

Klettergarten am „Col de Sormiou“

Der Klettergarten befindet sich direkt an der Fahrsstraße, die zur Bucht hinabführt. Es gibt viele einfache Routen, die kinder-, familien- und anfängertauglich sind. Deshalb sind die Wände oft überfüllt. Schöner, kompakter Fels, teilweise abgespeckt.

„Melody“ im Sektor Guem

Der Sektor bietet einige Routen, die sich direkt über dem Meer befinden. Die „Melody“ ist dabei die beliebteste Linie, da sie recht einfach und zugleich schön ist. Allerdings ist der Zustieg für Neulinge etwas kompliziert. Man folgt auf der rechten Hafenseite den Pfaden, die zu einer sandigen Schlucht führen. Hier nach rechts zu einer engen Scharte hinauf, anschließend jenseits zu den Fixseilen hinab. Sie leiten nach rechts zu einer Abseilpiste, über die der Einstieg knapp über dem Meeresspiegel erreicht wird. Die erste Seillänge führt zu einer Höhle. Von hier geradeaus weiter, danach über einen Quergang linkshaltend. Nun über Platten und Verschneidungungen rechtshaltend zum Ausstieg hinauf. Hier entlang der Pfade nach rechts zum Ausgangspunkt zurück. Insgesamt sehr schönes Ambiente mit tollem Meeresblick, eine Klettertour, die man nicht verpassen sollte.

Les Goudes

Bereits die Küstenstraße zum kleinen Hafenort „Les Goudes“ ist schon ein Erlebnis. Hier trifft man auf südfranzösisches Meeresambiente mit Surfern, Kitern und typischen Hafenbars. Ganz hinten in der schmalen Bucht „Callelongue“, parken ein paar Boote und es sind weiß getünchte, mehr oder weniger bewohnte Behausungen an die Küsenfelsen geklebt. Darüber bäumen sich weitverstreute Wände und Felstürme auf – eine wilde Gegend ist das hier, wo es für Kletterer viel zu entdecken gibt. Manche Sektoren sind sehr entlegen und es dauert eine Weile bis man die jeweiligen Einstiege gefunden hat. Es gibt viele sanierte Routen, doch die Gegend ist nicht mit den klassischen, touristischen Buchten der Calanques vergleichbar.

„La Grande Vire“ im Sektor Rocher St. Michel

Der Sektor ist absolut ruhig, sonnig und mit ultimativem Meersblick gelegen. Es gibt viele Routen im Bereich 5c bis 6b und man klettert am weißen Kreidekalk, wie es für die Calanqes typisch ist. Die Wände erreichen teilweise eine stattliche Höhe und es lassen sich einige Linien je nach Geschmack miteinander kombinieren. Dabei bietet die 5-Seillängen-Tour „La Grande Vire“ sehr schöne Kletterei entlang eines Verschneidungssystems, das diagonal rechtshaltend auf den Gipfelkamm führt. Die Route bewegt sich im 4. bis 5. Schwierigkeitsgrad und ist perfekt mit Klebehaken abgesichert. Ausgangspunkt: der Parkplatz befindet sich ganz hinten bei einer versteckt gelegenen Bar, die sich nach dem Klettern zur Einkehr anbietet. Zustieg: Man folgt dem Wanderweg Nr. 2 rechtshaltend, der später nach links auf die Südseite der Felswände führt. Den Einstieg findet man ein gutes Stück weiter unter dem markanten Verschneidungsystem. Abstieg: Vom letzten Stand wenige Meter nach rechts zu einem Steinmann, wo sich die Abseilpiste befindet.

Webinfo

www.bonnegrimpe.com

Zugangsbestimmungen Calanques (bonnegrimpe.com)

www.my-klettern.de

www.alpines-klettern.de

https://www.cotedazur.de/klettern.html

www.abenteuer-magazine.de

Topos

Kletterführer Calanques www.kletterfuehrer.net

Kletterführer Winterfluchten www.kletterfuehrer.net

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3 Gedanken zu „Klettern in den Calanques“

  1. Hallo Benjamin,
    besorgt euch den oben erwähnten Kletterführer für die Calanques. Da sind sämtliche Mehrseillängen-Routen des Gebiets enthalten. Ihr findet aus der großen Auswahl bestimmt passende Touren für euch. Ein paar davon habe ich ja bereits oben beschrieben. Nehmt euch Zeit, um die einzelnen Sektoren bzw. Einstiege zu finden. Die Calanques sind sehr weitläufig, man muss sich zuerst mal orientieren. Und vergesst nicht, auch dem Cap Canaille einen Besuch abzustatten. Das Gebiet liegt ebenfalls bei Cassis. Die Routen sind vom Feinsten. Ein Bericht dazu befindet sich in der gleichen Kategorie auf dieser Seite: “Tourenberichte, Klettern, Frankreich, Mittelmeer.
    Viel Spaß wünscht Pat

    Antworten
    • Super, machen wir so. Cap Canaille sieht auch echt super aus, dann stoppen wir da auch Mal. Danke für die tollen, inspirierenden Berichte!

      Viele Grüße
      Benjamin

  2. Hey, vielen Dank für die tollen Infos. Wir wollen nächste Woche zum reinen Mehrseillängenklettern in die hier beschriebene Gegend und klettern so im 5. Grad (mal eine 6- geht schon). Für Arco z.B. gibt es ja super Führer (z.B. “Hohe Wände in Arco”) für solche Dinge. Könnt ihr uns etwas empfehlen für die hier beschriebene Gegend? Bzw sind in dem verlinkten Kletterführer auch alle MSL drin? Vielen Dank!

    Antworten

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