Lépidoptéres an der Aiguille du Peigne

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Das Jahr 2014 war seit langem der miserabelste Kletter-Sommer in Chamonix und darüber hinaus. Über Wochen immer wieder die gleiche Tragödie: 2 Tage Schauer, 1 Tag Wetterbesserung, 1 Tag Sonne, anschließend das gleiche Spiel wieder von Beginn an. Die Bergführer flüchteten mit ihren Gästen aufgrund der Neuschneefälle reihenweise in die tiefer gelegenen Plaisir-Gebiete. Wir gaben die Hoffnung nicht auf und wollten wenigstens noch eine Tour im Mont-Blanc-Gebiet „mitnehmen“.

Die Besteigung der „Aiguille du Peigne“ erschien uns dabei als einigermaßen realistisch: Mit Bahnunterstützung ein kurzer Zustieg und moderate Schwierigkeiten bis zum 5. Grad auf eine Höhe von 3192 Metern. Doch das Chaos begann gleich morgens um 7 Uhr bei der Talstation der Aiguille di Midi Bahn. Eine Menschentraube hinaus bis zum Vorplatz, Platzkartenvergabe und eine Wartezeit von einer guten Stunde. So waren wir erst gegen 9 Uhr auf der Mittelstation „Plan de l’Aiguille“ und nach 10 Uhr am Einstieg der „Lépidoptéres“ (Schuppenflügler), einer beliebten Zustiegsvariante zum Normalweg auf die „Aiguille du Peigne“.

Das konnte ja was werden, die Felsen waren überzuckert, Klettern mit Handschuhen und die Standplatzschlingen mit Eis überzogen. In guten Sommern eine Genussroute, diesesmal Chamonix klassisch. Das schleichende Gefühl, bei diesen Bedingungen und den knappen zeitlichen Reserven am gleichen Tag den Gipfel nicht mehr zu erreichen, änderte schließlich unseren Plan. So konnten wir uns wenigstens in aller Ruhe den 200 Höhenmetern der „Lépidoptéres“ widmen und die Kletterei in „eisigen” Zügen genießen.

„Lépidoptéres“

Die Route verläuft rechts des großen Plattenpanzers auf der Nordseite der „Aiguille du Peigne“. Vom Einstieg klettert man stets rechtshaltend über die mit Rissen, Schuppen und Verschneidungen versehene Plattenzone durch den Weg des geringsten Widerstandss. Je nach Einhaltung der vorhandenen Standplätze gelangt man nach 4 – 6 Seillängen in eine Scharte links des 4. Turms des bekannten Papillons-Grates. Von hier aus folgt man dem fast waagrechten Grat wenige Seillängen nach links (Schwierigkeitsgrad 4 – 5) bis man auf ein breites Band, dem Normalweg auf den Gipfel trifft.

Normalweg

Der Normalweg zieht von rechts über die Südwestwand der Aiguille du Peigne herauf. Man quert das breite Band (Ende des Papillon Grates) ca. 100 Meter nach links, anschließend ca. 80 Meter über riss-durchzogene Platten mit Quarzadern nach rechts hinauf bis zu einer wenig ausgeprägten Scharte am Fuß des Gratturmes bei 3009 Meter Höhe. Dieser wird unter Benützung einer kaminartigen Rinne etwa 60 Meter rechts umgangen. Man gelangt an den Rand der häufig schneebedeckten Nordflanke. Nun über Stufen mit abstehenden Platten und eine Rampe nach rechts zu einer Scharte (3043 m) oberhalb eines rötlichen Gratturmes. Von dort weiter über den Südwestgrat, später Querung zum Südostgrat, der auf den Gipfel führt. (Quelle: Die Gipfel des Mont Blanc, BLV-Verlag).

Schwierigkeit

In der „Lépidoptéres“ ist mit Schwierigkeiten bis zum oberen 5. Grad zu rechnen. Der Normalweg ist mit 3 – 4 bewertet.

Absicherung

In der „Lépidoptéres“ gebohrte Stände und gelegentliche Zwischenhaken. In den Rissen und Verschneidungen kann mit Friends optimiert werden. Der Normalweg ist mit Normalhaken und Drahtseilstücken klassisch alpin abgesichert.

Zeitbedarf (abhängig von den Verhältnissen)

Mittelstation Plan de l’Aiguille – Einstieg Lépidoptéres ca. 1,5 Stunden
Lépidoptéres ca. 2 – 3 Stunden
Weiterweg über den Normalweg zum Gipfel der Aiguille du Peigne ca. 2 – 3 Stunden
Abstieg mit Abseilstrecken ca. 3 – 4 Stunden

Material

Doppelseil, 10 Exen, Schlingen, Friends, Abseilausrüstung

Zustieg

Um zum Einstieg zu gelangen, folgt man von der Mittelstaion „Plan de l’Aiguille“ den Wegspuren in Richtung des nach Norden herabziehenden Papillion Grats. Man zweigt schon bald links ab und geht diagonal ansteigend über das Blockwerk auf die große Plattenzone links des Grates zu. Über einige Felsstufen erreicht man in leichter Kletterei (3 – 4) schließlich ein gestuftes Band, das an den rechten Rand der großen Plattenzone zum Einstieg führt.

Abstieg

Wie Aufstieg. Abseilen über die „Lépidoptéres“. Es kann auch über den kompletten Normalweg vor dem 4. Turm des Papillon-Grates nach links durch eine Schlucht abgestiegen bzw. abgeseilt werden.

Weitere Routen

Der Papillon-Grat (Nordwestgrat der Aiguille du Peigne) gehört zu den beliebtesten der leichteren Routen der Gegend (Schwierigkeitsgrad 4 – 5). Der Normalweg der Aiguille du Peigne führt rechts des Papillon-Grates über ein Schneefeld durch eine Schlucht auf die oberen Bänder und weiter bis zum Gipfel (Schwierigkeitsgrad 3 – 4).

Übernachtung

Es empfiehlt sich auf dem „Refuge Plan de l’Aiguille“ zu übernachten (2207 m). Die Hütte befindet sich wenige Minuten unter der Mittelstation oder kann auch vom Tal aus zu Fuß in ca. 2 Stunden erreicht werden. Die Übernachtung ermöglicht einen frühen Start (Ersparnis der nervigen Stauzeiten an der Talstation), um den Gipfel  der Aiguille du Peigne möglichst sicher zu erreichen. Die Hütte bietet sich außerdem als Stützpunkt für weitere Routen auf der Nordseite der Granit-Nadeln von Chamonix an.

Topos

Auswahlführer „Die Gipfel des Mont Blanc“ vom BLV-Verlag. In diesem Buch werden die „Lépidoptéres“ und der Normalweg auf die „Aiguille du Peigne“ sowie weitere Klassiker der Gegend genau beschrieben.

 

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