Bereits Walter Pause hat in seiner Sammlung „100 Genussklettereien in den Alpen“ über den Miroir d’Argentine einst geschrieben: „Spiegelglatte Platten, wie man von fernher meint, die ihres gleichen in den Alpen suchen“. Und dies nicht zu Unrecht. Das Massiv ist aus der Ferne betrachtet ebenmäßig glatt wie ein Spiegel (Miroir = Spiegel) und so schimmernd wie Silber (Argent = Silber).
Es handelt sich hier um eine der eindrücklichsten Felsplatten im gesamten Alpenraum, die auch den gemäßigten Kletterern einen großen Kletterspaß bereitet. Sie befindet sich in der für uns wenig bekannten Gegend rund um Villars, in den Waadtländer Alpen (Westschweiz). Die Miroir d’Argentine besticht durch Klettertouren in allerbestem Fels mit einer Kletterlänge von 500 Metern.
Allerdings flößt die Nordwand dem Neuling beim ersten Anblick augrund der wuchtigen, scheinbar haltlosen schiefen Ebene einigen Respekt ein. Nach dem ersten steilen Aufschwung legt sich die Wand jedoch bald zurück und man befindet sich in der eindrucksvollen Riesenplatte, die von einigen gut abzusichernden Rissen durchzogen ist. Der Charakter der Wand ist sicherlich alpin, vor allem wegen des Steinschlags, dem man besonders bei Gewitter und Starkregen schutzlos ausgeliefert ist. Deshalb ist in den Routen das Tragen eines Helms absolute Pflicht.
Um es nochmal zu sagen: das Amiente ist grandios und die Eindrücke einzigartig. In dieser rießigen Wand gibt es viele weitere und auch etwas schwerere Routen von den Remy-Brüdern bis zum Schwierigkeitsgrad 6c.
Schwierigkeit
Die schwersten Passagen (bis 5c) in der „Directe“ befinden sich in einer langen Verschneidung in der unteren Wandhälfte der Tour. Der anschließende Steilaufschwung sieht schwerer aus als er ist, und kann mit 5a bewertet werden. Weiter oben in der Platte sind dann keine größeren Schwierigkeiten mehr zu erwarten und das Niveau bewegt sich stets zwischen 4b und 5a.
Absicherung
Die Absicherung ist im Plaisir-West treffend mit “so … so” beschrieben (soll i, oder soll i nüt?, ist hier die Frage). Die Hakenabstände sind teilweise doch relativ weit, sodass man die nächste Sicherung nicht immer sofort entdeckt. Es empfielt sich deshalb (wie auch im Führer angegeben) der Einsatz von mobilen Sicherungsgeräten.
Material
Doppelseil, 10 Exen, Schlingen, Friends, Steinschlaghelm!
Zustieg
Der Zustieg von der kleinen Siedlung „Solalex“ verläuft relativ problemlos und ist teilweise mit Steinmännern markiert. Nach dem Überqueren des Bachs geht es durch ein kleines Wäldchen und über eine Wiese bevor eine Wegspur ziemlich direkt den Hang hinauf führt. Die Namen der Routen sind angeschrieben. Von Solalex ca. 1 – 1,5 Stunden.
Abstieg
Vom Ausstieg jenseits des Kamms in den Col de la Poreyrette. Von hier entlang der Wegspuren (blau-weißer Pfeil) zurück nach Solalex. Ca. 1,5 Stunden.
Weitere Routen
Remix 6a (5c obligat.)
Papageno 5c A0 (5c obligat.)
Zygofolis 6a+ (6a obligat.)
Les Tchôtrons – Voie du Tunnel 6a (5a obligat.)
Topos
Schweiz Plaisir West, Filidor-Verlag
Galerie