Durch die alleinstehende Lage sticht der Piccolo Dain im oberen Sarca-Tal besonders markant hervor. Seine Südostwand direkt über der Ortschaft Sarche wirkt furchteinflößend steil und für uns Kletterer abweisend. Genau das richtige Terrain für ehemals namhafte Alpinisten wie Bruno Detassis und Cesare Maestri usw., die sich schon vor vielen Jahren hier mit bis heute abenteuerlichen Wegen verewigt haben.
Vor der Jahrtausendwende kamen schließlich die ersten Bohrhaken-Linien dazu. Jedesmal bei der Heimfahrt eines Arco-Aufenhalts werden bei Sarche meine Erinnerungen wach: Die „Senza chiedere il Permesso“ ist megasteil und bietet viel Luft unter den Sohlen. Nie vergessen werde ich das wenig vertrauenserweckende Dach mit den wackeligen Haken kurz vor dem Ende der Tour. In der benachbarten „Direttissima Loss“ rutschte ich Jahre später in der glatten Abschlussverschneidung ab, wo es mir eine Reihe von Friends herauszog. Ein Rückzug war damals nur schwer vorstellbar, so blieb uns nur noch die Flucht nach vorn …
Es vergingen noch einige Jahre bis an der Südostwand des Piccolo Dain Routen mit einer etwas humaneren Absicherung entstanden. Die „Strane voglie di Amelie“ an der linken Begrenzungskante ist nun die vielleicht leichteste Klettertour an der Wand. Der etwas längere Zustieg schränkt deren Beliebtheit jedoch etwas ein. 2003 machte sich schließlich das bewährte Duo Roly Galvagni und Diego Philippi an die Arbeit und richteten links des Klettersteigs „Rino Pisetta“ eine moderne Linie am „Pilastro Massud“ ein. Die Tour ist mittlerweile der gängigste und beliebteste Anstieg im Bereich 6a-b durch die Südostwand des Piccolo Dains.
Dank der guten Absicherung mit Bohrhaken ist ein relativ stressfreies Klettern in der sonst so abenteuerlichen Wand garantiert. Die Linie sucht sich den leichtesten Weg durch den markanten Pfeiler und bietet abwechslungsreiche Kletterei durch kompakte Platten, Verschneidungen, Rissen, Kaminen, Schuppen und Pfeilerkanten. Bemerkenswert ist ein ausgesetzter Quergang in der dritten Seillänge, mit 6c die schwerste Passage in der Tour. Die vielen Begehungen hinterließen u. a. hier ihre Spuren, doch insgesamt lässt sich der gesamte Anstieg noch angenehm klettern.
Die Route endet ungefähr in der Mitte des Klettersteigs „Rino Pisetta“, über den wieder abgestiegen wird. Der Klettersteig ist relativ steil und im Abstieg etwas anstrengend. Der Wanderweg führt schließlich wieder schnell zum Ausgangspunkt zurück. Vom Ausstieg des Pilastro Massud kann auch über den Klettersteig weitergestiegen werden. Der Weg auf den aussichtsreichen Gipfel ist allerdings noch relativ weit und der Abstieg auf der Rückseite des Bergs zieht sich, um wieder zurück ins Tal zu gelangen.
Schwierigkeit
Überwiegend 5c bis 6a, gelegentlich 6b, eine Passage 6c. 6a obligatorisch
Absicherung
Die Route ist durchgehend gut mit Bohrhaken abgesichert (S1). Gelegentlich können Friends bzw. Schlingen dazu gelegt werden.
Ausrüstung
Doppel- oder Einfachseil, 12 Exen, Schlingen, evtl. Friends zur zusätzlichen Absicherung
Ausgangspunkt
Sarche im oberen Sarca-Tal. Der Parkplatz befindet sich bei der Schule bzw. Sporthalle direkt unter der Wand des Piccolo Dains.
Zustieg
Man folgt stets dem beschilderten Weg zum Klettersteig Rino Pisetta. Nach ca. 30 Minuten zweigt ein markanter Pfad nach links in den Wald ab. Man folgt dem horizontalen Weg bis zu einem Geröllfeld in der Lichtung. Hier nach rechts über deutliche Begehungspuren hinauf Richtung Wand. Später trifft man auf eine Reihe von Fixseilen, die zum Einstieg führen. Vom Parkplatz ca. 45 Minuten.
Abstieg
Über den Klettersteig, anschließend entlang des Wanderwegs zurück zum Ausgangspunkt. Insgesamt ca. 1 Stunde.
Topo
Kletterführer „Hohe Wände bei Arco“ www.kletterfuehrer.net
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