1989 erschien der erste Schweiz-Plaisir-Führer und lockte mich seitdem immer wieder in die Schweizer Klettergebiete. Davor kletterten wir früher oft im Bruch, in düsteren Nordwänden mit maroden Normalhaken, oder in den unteren Schwierigkeitsgraden. Die Schweizer waren damals die Vorreiter guter Absicherung mit Bohrhaken, was uns ein ganz neues Betätigungsfeld eröffnete. Plötzlich war es möglich über lange kompakte Platten zu klettern und sich an die oberen Schwierigkeitsgrade ranzutasten.
Aber wer glaubt, dass man sich hier von Haken zu Haken hangeln konnte, der irrt. Und das ist auch heute noch so. „Plaisir-Klettern“ wird oft belächelt, aber in der Tour schaut die Welt plötzlich anders aus. Zwischen den Haken ist Klettern angesagt, nur eben mit besseren Überlebenschancen. Zuvor war der Gipfel immer das Ziel, fortan geht es mehr um den Spaßfaktor oder um den Schwierigkeitsgrad der Tour. Es handelt sich dabei meist um Massive ohne nennenswerten Gipfel oder kompakten Baseclimbs. Klettern ohne Rucksack soweit der Fels was taugt, anschließend Abseilen über die Route. So haben sich die Zeiten beim Klettern geändert …
Der „Sandührliweg“ ist DER Klassiker am Wildhauser Schafberg im Alpstein. Anfang der 80er Jahre war er eine der ersten Routen in der fantastischen Wandflucht, die bereits bei der Anfahrt nach Wildhaus imponiert. Auch heute noch ist er eine der lohnendsten und abwechslungsreichsten Linien unter den leichteren Touren am Massiv. Die Nerven werden mit der neuesten Sanierung 2005 nicht mehr ganz so strapaziert, es darf aber immer noch von den Haken weggeklettert werden. So bleiben der berühmte Quergang in der 5. Seillänge und andere Passagen immer noch vom Feinsten!
Charakter
Überwiegend Plattenkletterei mit Leisten, Dellen, Löchern, Rissen und Wasserrillen. Da die Wand nach Süden ausgerichtet ist, kann von Mai bis November geklettert werden. Im Sommer kann es in der Wand sehr heiß werden.
Schwierigkeit
7, 7- obligatorisch
Absicherung
Gut mit Bohrhaken. Mit kleinen Friends und Schlingen kann noch nachgesichert werden
Ausgangspunkt
Wildhaus im Alpstein/Schweiz. Ungeteerter Parkplatz beim Feuerwehrhaus. Dort kann auch gut übernachtet bzw. biwakiert werden.
Zustieg
Vom Parkplatz der Teerstraße Richtung Berghaus Gamplüt folgen. Nach einer Steinmauer rechtshaltend, unterhalb des Waldes entlang des Schotterwegs, der zur Alp Fros führt. Anschließend über Wiesen hinauf zum Wandfuß und über Bänder nach rechts hinauf zum Einstieg.
Einstieg
Auf einem großen Band, Name an der Wand angeschrieben
Abstieg
Abseilen über die Route
Topos
Kletterführer Alpstein, SAC-Verlag.
Super Frühjahrstour mit bester Felsqualität! Sehr lohnend und perfekt gelegen auf dem Heimweg nach München.
Die Absicherung ist sehr gut, der etwas komplizierte Zustieg über mehrere Bänder (Ca. 1 – 1,5h vom Feuerwehrhaus) verleiht der Tour einen alpinen Charakter. Hier noch einige Bemerkungen:
– Bei der Feuerwache gibt es eine öffentliche Toilette + warmes Wasser (Zum Spülen, Waschen etc.).
– Zustieg: Bis zum Wandfuß über die Wiese danach rechts dem schmalen Pfad am Wandfuß bis ganz ans Ende folgen. Ca 5 Meter absteigen, dann sieht man einen roten Punkt. Bei dem Punkt die Rampe emporsteigen (I -II), der Einstieg befindet sich rechts neben der Tour “Ungläubiger Michael” (Diese Route ist angeschrieben, die eigentliche Route “Sanduhrliweg” leider nicht).
– Orientierung: Die Wand ist mit unzähligen Bohrhaken übersät. Nach der wundervollen 6B Schlüssel-Seillänge nicht den Bohrhaken geradeaus, sondern der Route links folgen.