“Savoir Vivre” an der Gelmerfluh

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Neben den allseitsbekannten Klassikern wie die „Motörhead“ oder „Fairhands Line“ hat sich mittlerweile auch an der Gelmerfluh einiges getan. Vor wenigen Jahren entstand hier die „Sagittarius“, mittlerweile eine beliebte Granit-Tour über dem Grimselpass. Der relativ kurze Zustieg, die gute Absicherung und tolle Kletterei locken seit der Veröffentlichung viele Seilschaften an, so steht man an schönen Wochenendtagen nicht selten in der Warte-Schlange.

Noch lange Zeit vor der „Sagittarius“ waren bereits die Deutschen Bodensee-Kletterer Heinrich, Scharl und Boison in der Wand unterwegs. Mit mobilen Sicherungsgeräten und dem Einsatz weniger Bohrhaken mühten sie sich über endlos lange Plattefluchten und einigen Riss-Reihen die Wand empor. Die Erstbegehung der „Savoir Vivre“ war damals eine große Leistung, der Anstieg hatte aufgrund des abenteuerlichen Anspruchs jedoch nur wenige Wiederholungen zu verbuchen.

Im Sommer 2018 widmeten sich schließlich Christina Schmid und Sandro von Känel dieser in Vergessenheit geratenen Linie. Die Tour wurde mit sehr viel Aufwand komplett saniert, störende Botanik entfernt und mit einer teilweise neuen Routenführung versehen. Das „Team Filidor“ verpasste der ursprünglich kaum nachvollziehbaren Linie ein neues Gesicht und reihte durch den überlegten Einsatz von Bohrhaken die besten Klettermeter aneinander.

Die untere Hälfte bietet nun phantastische Riss- und Verschneidungskletterei, dazwischen ist immer wieder mit diffizilen Platteneinlagen zu rechnen. Während in den übrigen Grimsel-Touren oft gefährliche Runouts angesagt sind, bietet die „Savoir Vivre“ aufgrund der guten Absicherung ungebremsten Klettergenuss. Angstfreies Klettern ist hier angesagt, trotzdem ist die Tour nie langweilig und immer wieder fordernd. Verschnaufpausen gibt’s lediglich auf großzügigen Schuppen oder gelegentlichen Bändern.

Im oberen Wandbereich stößt man auf die „Kristallwand“, wo sich der Charakter fortan ändert. Hier steilt sich die Wand auf und bietet gutgriffige Kletterei an quarzhaltigen Fels-Strukturen. Letztendlich landet man am letzten gemeinsamen Stand mit der „Sagittarius“, wo sich das Gelände zurücklegt und in Botanik fortsetzt. Nach 14 Seillängen ist man doch ein gutes Stück unterwegs und verweilt anschließend auf einer aussichtsreichen Kanzel. Weit unten türkisgrüne Stauseen zur Elektrizitäts-Gewinnung, darüber glattgeschliffene, endlos lange Granitwände. Eine eindrucksvolle Gegend ist das hier, die „Grimselwelt“ …

Savoir Vivre“ (die Kunst das Leben zu genießen), ein passender Name zu einer gelungen Tour. Sandro von Känel hat uns mit der Sanierung der ursprünglichen Linie einen weiteren Anstieg beschert, der zu den besten Grimsel-Touren zählt. Ein früher Aufbruch wird deshalb künftig ratsam, um nicht im Stau zu stehen …

Schwierigkeit

Überwiegend 5c bis 6a, gelegentlich 6b. Alles frei geklettert 6c+ bzw. 6a obligatorisch

Absicherung

Laut Topo „gut+“. Mein Einschätzung tendiert allerdings zu „super“. In den Rissen können immer wieder Friends dazu gelegt werden, was aber eigentich nicht notwendig ist.

Material

60-Meter-Doppelseil, 14 Exen, Schlingen zur Verlängerung, Abseilausrüstung, evtl. mittelgroße Friends

Ausgangspunkt

Grimselpass-Straße zwischen Handegg und dem Grimsel-Hospiz

Zustieg

Es befindet sich ein geräumiger Parkplatz an der Bushaltestelle „Kunzentännlen“. Man überquert einen künstlichen Bachlauf und erreicht über einen schwach ausgetretenen Pfad geradeaus empor einen Vorbau. Dieser wird an geeigner Stelle über geneigte Platten und Graspolster bis zu einem langgezogenen Band bestiegen. Hier linkshaltend bis ans Ende des Bandes. Der Einstieg befindet sich wenige Meter rechts von „Sagittarius“, dessen Name angeschrieben ist. Vom Parkplatz ca. 40 Minuten.

Abstieg

Abseilen über die Route. Gelegentlich können Stände übersprungen werden. Vom Einstieg kann nochmals 2mal über steile Platten abgeseilt werden.

Topo

www.filidor.ch

 

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