“Schuppentest” an der Kanzel

2.5
(4)

Meine erste Tour an der Kanzel (Just for fun) hatte nach einem Jahr laut Wandbuch über 100 Begehungen zu verbuchen. Die Kommentare fielen trotz des brüchig anmutenden Ambientes überwiegend positiv aus, so entschied ich mich ein weiteres Projekt anzugehen. Wie üblich studierte ich die Wand genau und bastelte schrittweise die kompaktesten und homogensten Wandabschnitte zwischen den Bändern zu einer möglichst vertretbaren Komposition zusammen.

Trotz gründlicher Putzarbeit müssen manche Griffe vorsichtig belastet werden, sowie es auch in Alpinen Routen der Fall ist. Der „Schuppentest“ bietet dennoch schöne und teilweise spannende Passagen, für die es sich lohnt in die Tour einzusteigen. Besonders speziell ist die Seillänge entlang eines vertikalen Bohrlochs von den einstigen Sprengarbeiten an der Kanzel. Hier kann mal ganz extravagant im klassischen Piaz-Stil an den Rändern des Bohrlochs hochgeklettert werden.

Die Tour verläuft immer tendentiell nach rechts, sodass nachfolgende Seilschaften möglichst von potentiellem Steinschlag verschont bleiben. Dennoch müssen die schuttbeladenen Bänder vom Vorsteiger behutsam betreten werden, um den darunterstehenden Seilpartner nicht zu gefährden.

Durch den kurzen Zu- und Abstieg kann auch bei unsicherem Wetter in die Wand eingestiegen werden. Die meisten Standplätze befinden sich auf teils geräumigen Bändern, wo im Notfall nach rechts ausgequert werden kann. Durch die südseitige Lage kann fast das ganze Jahr über geklettert werden. Auch nach längeren Regenfällen trocknet der Fels relativ schnell ab. Mittlerweile existieren 3 Routen in der Wand, so können auch mehrere Linien an einem Tag angegangen werden. Und wer dann immer noch nicht genug hat, kann zum Schluss noch in den Ostrachtaler Klettersteig einsteigen …

Schwierigkeit
Überwiegend 4 bis 6-, zwei kurze Passagen 6 (5+/A0 obligatorisch)

1. Seillänge
Über eine schöne kompakte Platte auf ein schuttiges Band. Stand am Stahlseil. 28 Meter, 6 Bohrhaken, Schwierigkeitsgrad 4

2. Seillänge
Vom Stand rechtshaltend und über eine schräge Verschneidung auf ein schuttiges Band. Stand am Stahlseil und einem Bohrhaken. 22 Meter, 6 Bohrhaken, Schwierigkeitsgrad 5

3. Seillänge
Über eine schöne kompakte Platte zu einer steilen Wand. Hier etwas linkshaltend, anschließend nach rechts zum Stand unter einer markanten Verschneidung. Stand an zwei Bohrhaken. 26 Meter, 8 Bohrhaken, Schwierigkeitsgrad 5+/6-

4. Seillänge
Diagonale Querung nach rechts, um auf ein schmales Band zu gelangen. Der Stand befindet sich etwas rechts am Stahlseil. 10 Meter, 2 Bohrhaken, Schwierigkeitsgrad 3

5. Seillänge
Entlang des markanten vertikalen Bohrlochs geradeaus empor, um wieder auf ein Band zu gelangen. Stand am Stahlseil. 30 Meter, 7 Bohrhaken, Schwierigkeitsgrad 6-/6.

6. Seillänge
Vom Stand geradeaus empor, bis über ein abschüssiges Band eine kleine Wand erreicht wird. Stand an 2 Bohrhaken beim Wandbuch. 20 Meter, 7 Bohrhaken, Schwierigkeitsgrad 6-/6

7. Seillänge
Über eine kurze Wandstufe diagonal nach rechts in die Botanik. Stand an einem Baum. 10 Meter, 1 Bohrhaken, Schwierigkeitsgrad 2+

Absicherung
Die Route ist perfekt mit Schwerlastankern abgesichert. An den Ständen kann gelegentlich ein Stahlseil zur Sicherung mitverwendet werden.

Ausrüstung
50-Meter-Einfachseil, 8 Exen, Schlinge für den letzten Standplatz an einem kleinen Baum

Ausrichtung
Die Klettertour ist südseitig ausgerichtet.

Ausgangspunkt
Die nahegelegenen Parkplätze für die Hirschalpe und am Aussichtspunkt Kanzel (max. Parkzeit 1 Std.) werden für die Kletterer nicht geduldet. Deshalb muß offiziell in Oberjoch am großen Parkplatz P1 geparkt werden. Zustiegszeit von hier ca. 25 Minuten.

Zustieg
Vom P1 zu Fuß entlang der Teerstraße zum Aussichtspunkt Kanzel hinab (ca. 500 m). Hier nach rechts entlang der Beschilderung bzw. unter dem Steinschlagzaun zum Ostrachtaler Klettersteig. Vom Beginn des Klettersteigs über Geröll nach rechts zum Wandfuß. Der Einstieg befindet sich ganz rechts bei einem sichtbaren Schwerlastanker.

Abstieg
Vom letzten Stand kurz aufsteigen, anschließend nach rechts über Pfadspuren selbsterklärend zurück zum Ausgangspunkt. Abstiegszeit ca. 20 Minuten.

Bildgallerie

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