Die Sektion “Gipfelkreuz” wurde im Jahr 2020 in den Deutschen Alpenverein mit aufgenommen. Sie bietet jenen Bergsteigern eine Alpine Heimat, denen der Christliche Glaube wichtig ist. Peter Krecu, der Tourenreferent, weiß einiges darüber zu berichten:
Peter, was unterscheidet denn die Sektion Gipfelkreuz von anderen Sektionen im Alpenverein?
Im Wesentlichen sind es zwei Dinge: die Sektion Gipfelkreuz ist eine DAV-Sektion, bei der das christliche Element neben dem Bergsteigerischen wichtig ist. Unser Motto lautet: „Gott.Gemeinsam.Erleben“. Wir verbinden unser Hobby Bergsteigen mit dem Glauben an Gott und wollen dies bei unseren Touren in einer guten Gemeinschaft leben.
Der zweite Unterschied ist, dass wir keine örtliche, sondern eine deutschlandweite Sektion sind. Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz zu den örtlichen Sektionen, sondern als Ergänzung für diejenigen Bergsteiger, denen der Glaube wichtig ist. Daher bieten wir für Interessierte auch eine günstige Zweitmitgliedschaft für 12 € im Jahr an.
Wie lange gibt es die Sektion Gipfelkreuz inzwischen?
Die Sektion ist noch sehr jung. Die Aufnahme in den Deutschen Alpenverein erfolgte im Januar 2020.
Wie viele Mitglieder sind es bundesweit, und wie viele sind es in der Region, z. B. aus dem Landkreis Weilheim-Schongau, im Oberland bzw. Allgäu?
Bundesweit haben wir derzeit rund 3 000 Mitglieder. Von Landsberg bis Oberammergau und ins Allgäu hinein sind wir derzeit ca. 50 Mitglieder. Da wäre ein Zuwachs natürlich sehr schön.
Welche Touren bietet Ihr denn an?
Unser Tourenprogramm beinhaltet im Jahr 2024 ca. 30 Unternehmungen. Es umfasst das gesamte Spektrum des Bergsteigens: von Wanderungen über Klettern/Klettersteig bis hin zu Hochtouren und Ausbildungskursen im Sommer und Winter.
Die Touren sind meistens mehrtägig, weil die Mitglieder ja in der Regel eine längere Anfahrt haben, und es so ökologisch besser vertretbar ist. Außerdem können unsere Mitglieder private Touren in regionalen Broadcastgruppen anbieten, diese sind im Großraum München, Stuttgart, Franken, NRW und Dresden.
Wenn Ihr auf eine christliche Ausprägung Wert legt – wie muss man sich das bei einer Wanderung oder beim Bergsteigen vorstellen? Man kann ja nicht immer einen Pfarrer oder Diakon mit auf den Gipfel hinaufnehmen …
Das ist richtig. Aber wir können als Christen ja auch kleine Gebete, z. B. am Anfang der Tour oder auf dem Gipfel oder beim Essen verrichten. Oder Gott um Behütung bitten. Einige unserer Tourenleiterinnen und Tourenleiter haben auch eine Ausbildung in der Christlichen Erlebnispädagogik und können so geeignete Impulse auf der Tour geben.
Die Kommentare der allermeisten Teilnehmer bei unseren Touren: „bei Euch ist eine echt gute Stimmung“. Das gibt es sicher auch bei anderen Sektionen, aber der gemeinsame Glaube macht es vielleicht einfacher. Gleichzeitig sind wir offen für alle Menschen, unabhängig davon, ob sie glauben oder nicht. Unsere Erfahrung dabei ist, dass oft sehr gute Gespräche entstehen.
In einem Interview bei Radio Horeb hast du zusammen mit deinem Bergsteigerkameraden Jonas Steglich aus Sachsen einen Ausblick gegeben, dass noch mehr Angebote mit theologischen Impulsen geplant sind – wie z. B. Wanderexerzitien.
In Zukunft haben wir vor, noch mehr in den Bereichen Jugend, Familie und Berg-Exerzitien anzubieten.
Die Ausbildung der Tourenleiter wird, was das Bergwandern, Bergsteigen oder Klettern angeht, genauso sein wie bei regulären Alpenvereins-Sektionen. Wie wird die theologische Ausprägung vermittelt?
Das ist richtig. Unsere Tourenleiter und Tourenleiterinnen machen alle die normalen Ausbildungen beim DAV mit, bevor sie Touren führen. Eine theologische Ausbildung in diesem Sinn gibt es nicht. Aber etliche von uns haben eine christliche Ausbildung, vor allem in der evangelischen Kirche und Freikirche erfahren. Außerdem sind einige evangelische Pastoren bei uns engagiert.
Wir würden uns freuen, wenn noch mehr Katholiken zu uns kommen. Und vielleicht kommen auch Seminaristen und Priester in unsere Sektion, das würde uns natürlich freuen. Derzeit arbeiten wir an einem Konzept für eine zertifizierte Ausbildung, welche den Transfer zwischen Glauben und Bergsteigen schulen soll. Beispiel: ein Impuls während eines Klettersteiges, natürlich ohne andere Menschen zu belästigen oder aufzuhalten.
Wenn Ihr keine lokale bzw. regionale Sektion seid, sondern bundesweit verstreut Mitglieder habt: Wie wird man mit Blick auf Mobilität und weite Strecken dem Bewahren der Schöpfung gerecht, was sich die Sektion Gipfelkreuz ja auf die Fahnen schreibt?
Wir bieten fast nur mehrtägige Touren an, wo sich die Anfahrt lohnt. Außerdem bieten wir Touren in den Mittelgebirgen an, Franken, Schwäbische Alb, NRW und Sachsen, für die dortigen Mitglieder. Fahrtkosten werden grundsätzlich nicht erstattet, um keinen Anreiz zu schaffen für lange Fahrten. Über das Anmeldeportal der Sektion können Fahrgemeinschaften gebildet werden, schon bei der Anmeldung.
Welcher Spruch begleitet dich überhaupt im Leben und besonders als Bergsteiger?
Es ist ein Spruch des ehemaligen Innsbrucker Bischofs Reinhold Stecher: „Viele Wege führen zu Gott, einer davon geht über die Berge“
Bei welchen Situationen in den Bergen hast du einen Schutzengel gehabt?
Ah, schon oft, gaaanz oft! Eigentlich ein Wunder, dass ich noch so lebendig vor dir stehe … Ich bemühe mich zwar, bin aber trotzdem manchmal etwas leichtsinnig oder gehe etwas weiter als manch andere. Deshalb bedanke mich beim Schutzengel, eigentlich jeden Tag, dass er mich beschützt. Da ist mir immer ein Bild aus der Kinderzeit vor Augen: ein Kind, das droht abzustürzen und dahinter der große Schutzengel, der es vor dem Absturz bewahrt. Ich bin 100%ig überzeugt, dass mich mein Schutzengel beschützt.
Wie lassen sich denn die vielen Aktivitäten mit Beruf, aber auch familiär mit Kindern und Enkelkindern in Einklang bringen?
Nun, seit dem 1. Januar 2024 bin ich im Ruhestand und habe so natürlich mehr Zeit als vorher. Und die fünf Kinder sind erwachsen und haben selbst schon Kinder. Drei wohnen in Österreich, zwei in München. Wenn immer sie Zeit haben oder etwas brauchen, bin ich da. Kinder und Enkelkinder haben absolute Priorität vor dem Bergsteigen!
Was wünscht du dir für die Sektion Gipfelkreuz?
Ich würde mir in erster Linie wünschen, dass der Segen Gottes uns weiter begleitet. Wir haben sehr viele engagierte Tourenleiter und Mitarbeiter. Aber die Arbeit ist bei einer so rasch gestiegenen Mitgliederzahl wirklich nicht zu unterschätzen. Ich würde mir wünschen, dass wir unsere Mitarbeit als Dienst ansehen. Und letztlich, dass jeder wieder gesund vom Berg zurückkommt.
Zum Schluss noch: wie heißt eigentlich eure Internetseite und wie kann man Mitglied werden?
Schaut doch mal auf www.dav-gipfelkreuz.de. Da steht alles was ihr wissen müsst!
Peter, ich bedanke mich für den interessanten Einblick in die Sektion „Gipfelkreuz“ und wünsche dir weiterhin viel Spaß und Glück in den Bergen!