Skitour auf die Königsspitze im Ortlergebiet

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Die Königsspitze (italienisch Gran Cebru, 3859 m) gehört mit Sicherheit zu den interessantesten Skitourenzielen in den den Ostalpen. Der zweithöchste Gipfel der Ortlergruppe sticht vor allem aus dem Suldener Skigebiet als formschöne Pyramide hervor. Die starke Frequenz an Skibergsteigern macht sich bereits auf der als Stützpunkt geeigneten Pizzini-Hütte bemerkbar und das Ambiente ist international angehaucht: An jedem zweiten Tisch sitzt ein Guide, Amerikaner, Franzosen, Engländer. Da kommt fast schon ein Chamonix-Feeling auf. Ein Wunder dass der Hüttenwirt bei dem Massenbetrieb noch so gut drauf ist. Überhaupt: Bei jedem Essensgang beim Menü gibt es Nachschlag ohne Ende, 4-Bett-Zimmer mit Dusche und Klo inclusive sorgen für eine private Atmosphäre; und wer tagsüber nicht genug geschwitzt hat, kann abends noch in die Sauna gehen. Ein echtes Hütten-Highlight in den Alpen.

Aber da gibt es ja auch noch den Berg, der nach allen Seiten hin steil abfällt. Vor Jahren gab es am Gipfel noch die berühmte Schaumrolle, eine Riesenwächte, die der berühmte Kurt Diemberger als erster bezwang. Leider ist sie, sowie das Eis der einst begehrten Nordwand dem Klimawandel zum Opfer gefallen. Aber dafür gibt es am höchsten Punkt noch eine alte Militärhütte aus dem ersten Weltkrieg. Ein Bergsteiger meinte dort eindringen zu müssen und entschärfte mit dem Pickel versehentlich eine Sprengstoffkiste, wenn’s stimmt, was man mir erzählte.

Ein weiteres Schicksal ereignete sich im Juli 2015: Vormittags stieg eine Dreierseilschaft über die heikle Gipfel-Eisflanke auf, ein Bergsteiger stürzte und riss die gesamte Mannschaft über die Ostflanke mit in den Tod. Während die Leichen geborgen wurden, ereilte wenige Stunden später wieder einer Dreierseilschaft das gleiche Schicksal … Die Eisverhältnisse müssen denkbar schlecht gewesen sein … Deshalb ist die Skitourenzeit mit Sicherheit die bessere Möglichkeit, diesen Berg zu besteigen.

Den etwas versierteren Skibergsteigern empfehle ich den Aufstieg über die elegante, steile Ostflanke, die bei sicheren Verhältnissen aus dem Skigebiet der Suldener Gletscherbahn aus machbar ist.

Anfahrt

Aus dem deutschsprachigen Raum kommend ist das gar nicht so einfach. Der kürzeste Weg führt über das Stilfserjoch, das im Winter jedoch gesperrt ist. Die Alternativen über Bozen oder dem Engadin auf die Südseite des Ortlermassivs zu gelangen ist sehr zeitaufwändig. Deshalb empfehle ich folgende Variante: Über den Reschenpass hinab nach Sulden, über das Skigebiet hinauf zur Schaubachhütte, Aufstieg zur Suldenspitze und schließlich über die Casati-Hütte Abfahrt zur Pizzini-Hütte. Landschaftlich alles einmalig, Blick zum Ortler, zur Königsspitze-Nordwand und skitechnisch relativ einfach.

Aufstieg zur Königsspitze

Von der Pizzini-Hütte über flaches Skigelände leicht linkshaltend, später steiler nach rechts um den großen Felsvorbau bis zu einem flachen Plateau (ca. 3200 m). Ca. 1,5 Std.

Richtung Königsspitze steilt sich das Gelände nun auf und man erreicht das Skidepot. Über eine steile Rinne geht es hinauf zum Königsjoch (3462 m). Ca. 1 Std.

Nun folgt die heikelste Passage der Tour: nach links entlang der Felsrippe über die bis zu 45 Grad steile Schneeflanke wird es wieder flacher. Später nochmal aufsteilend zum Gipfelgrat und wieder nach links zum höchsten Punkt. Ca. 2 Std. vom Königsjoch

Gesamtanspruch

Bis zum Skidepot ist es eine einfache Skitour. Danach ist sicheres Gehen mit Steigeisen in 45 Grad steilen Schneeflanken unerlässlich. Eine gute Höhenanpassung bzw. Kondition ist natürlich auch von Vorteil.

Gesamtgehzeit

Mit Pausen ca. 5 Std. ab Pizzini Hütte

Ausrüstung

Steigeisen und Pickel sind für die steileren Passagen Pflicht. Unter der Schneedecke befindet sich oft eine harte Eisschicht. Eine Seilsicherung ist für unsichere Geher im steilen Gelände nützlich

Beste Zeit

Februar – April, danach vermehrte Spaltengefahr

Tipp

Nach einer weiteren Übernachtung auf der Pizzini-Hütte kann am nächsten Tag der Monte Cevedale (3769 m) auf dem Rückweg nach Sulden angehängt werden. Hierbei quert man unterhalb der Casati-Hütte nach rechts und steigt über den Cevedale-Ferner hinauf zum Zufall-Ferner. Von hier geht es nach rechts auf den Monte Cevedale. Der Rückweg erfolgt über die Casati-Hütte und der Suldenspitze zurück nach Sulden. Da es sich hier um ein großes zusammenhängendes Skitourengebiet handelt, können verschiedene Hütten und Gipfelziele miteinander verbunden werden. Sehr lohnend ist der Weiterweg zur Branca-Hütte mit ihren genialen Skitourengipfeln.

 

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