Obwohl das Bishorn genaugenommen nur eine Schulter am Nordgrat des angrenzenden gewaltigen Weißhorns ist, stellt es mit seinem ebenmäßig hochziehenden Nordwesthang ein imposantes und begehrtes Skitouren-Ziel dar. Die Tour ist landschaftlich außerordentlich schön und bietet eine zügige Riesenabfahrt von 2500 Meter hinab nach Zinal. Somit reiht sich das Bishorn in die Serie der schönsten Ski-Viertausender der Alpen ein.
Mögen manche das Bishorn als „Damen-Viertausender“ (Erstbegegung 1884 durch die Engländerin Elizabeth Burnaby) oder dem „leichtesten Ski-Viertausender der Alpen“ abtun, so sollte die gesamte Unternehmung jedoch nicht unterschätzt werden. Allein die fünf bis sechs Stunden Hüttenaufstieg über herbe 1580 Höhenmeter kosten je nach Kondition einige Schweißperlen. Dazu kommt die oft schlechte Schneequalität am windexponierten 700-Meter-Gipfelhang, der häufig verblasen und vereist ist. Die vielen Spalten in Laufrichtung sind oft nicht einfach sichtbar, deshalb ist Seilsicherung bei der Querung des Plateaus und im letzten Steilhang ratsam.
Der Name „Bis“ verrät, dass es sich um zwei Gipfel handelt. Vom Skidepot im Sattel zwischen beiden Kuppen sind es nur noch wenige Minuten bis zum Hauptgipfel, der sich als Ausläufer im Weisshorn-Nordgrat befindet. Dementsprechend gewaltig ist der Nahblick auf die vergletscherte Nordostwand des Weißhorns.
Ein besonderes Highlight der gesamten Unternehmung ist die Cabane de Tracuit, dem auf 3200 Meter hoch gelegenen Stützpunkt der Tour. Aus der Ferne betrachtet wirkt sie wie eine überdimensionale Blechgarage, doch der Anblick täuscht. Die vor wenigen Jahren neu erbaute Hütte ist auf deren Südseite komplett verglast und bietet neben dem Energie-Effekt ein eindrucksvolles Panorama auf die berühmten Walliser Berge bis hinüber zum Mont Blanc. Die Innenaustattung und Bewirtung sind wie gewohnt Schweizer Präzision. Doch sollten wir “Dütsche” einen fetten Geldbeutel mit dabei haben. Das Bishorn verlangt, nicht nur was die Höhenmeter betrifft, seinen Preis …
Ausgangspunkt
Zinal im Val d’Anniviers (1675 m). Erreichbar in 28 km aus dem Rhonetal bei Sierre.
Hüttenaufstieg
Von Zinal auf der rechten Talseite taleinwärts. Nach ca. 1,5 Stunden erreicht man eine lange Brücke, die nach links über den Bach zieht. Nach der Brücke linkshaltend durch den Wald und stets diagonal links ansteigend hinauf zum Roc de la Vache. Ein kleiner Pass, von dem die Hütte bereits sichtbar ist, führt in eine Senke hinab. Man steigt den nun folgenden Hang zunächst links- später rechtshaltend und zuletzt über einen kleinen Klettersteig bis zum Col de Tracuit (3256 m) hinauf. Von hier aus sieht man die Cabane de Tracuit, die jenseits des Grates in wenigen Minuten erreichbar ist. Der kürzere Sommerweg ist im unteren Teil wegen Lawinengefahr zu meiden.
Aufstieg auf‘s Bishorn
Das Bishorn ist von der Hütte aus bereits sichtbar. Man folgt in dessen Richtung auf den Turtmanngletscher. Nach ca. 1 Stunde gelangt man zum großen Nordwesthang des Bishorns und steigt über diesen diagonal nach rechts auf. Über den Gipfelhang gelangen wir in den Sattel zwischen beiden Gipfel. Der Westgipfel ist der höhere Gipfel des Bishorns (4153 m) und wird von der Scharte in wenigen Minuten erreicht.
Tourdaten
Zinal – Cabane de Tracuit: ca. 5 – 6 Std. bzw. ca. 1600 Hm
Cabane de Tracuit – Bishorn: ca. 3 – 4 Std. bzw. ca. 900 Hm
Ausrüstung: Skitouren- und Gletscherausrüstung
Lawinengefahr: Die steilen Hänge beim Hüttenaufstieg verlangen eine sichere Lawinenlage
Beste Zeit: März bis Mai
Literatur
Skitouren Walliser Alpen Ost, SAC-Verlag 2015
Skitourenführer Walliser Alpen, Bergverlag Rother 2012