Es bestätigt sich doch immer wieder: die Stubaier Alpen sind ein Tourengebiet erster Klasse. Unzählige Ski-Dreitausender mit einem engmaschigen Hüttennetz und Liftgebieten lassen sich durch alpine Übergänge bzw. Scharten optimal miteinander verbinden.
Trotz des langen Hüttenzustiegs von 3 Stunden gehört die Franz-Senn-Hütte zu den Magneten dieser Gegend. Einige lohnende Skitourenziele und die perfekte Bewirtung samt Wohlfühl-Atmosphäre tragen sicher dazu bei. Gleich neben der Hütte steht ein kleiner Eiskletterturm, an dem man sich nach „Feierabend“ noch austoben kann. Der schwere Rucksack mit Seil, Pickel, Steigeisen, Eisschrauben usw. kann mit der Materialseilbahn hochgefahren werden. Die meisten Gipfel sind etwas weiter entfernt und werden oft mit Steigeisen über kombinierte Blockgrate erreicht. Für einen mehrtägigen Aufenthalt bieten sich u. a. die folgenden meistbegangen Klassiker der Gegend an:
Gesamtansicht
Innere Sommerwand (3122 m)
Der Skitouren-Hausberg in Hüttennähe eignet sich bei zweifelhaftem Wetter bzw. für den An- oder Abreisetag. Von der Hütte geht es rasch ansteigend in das südliche Seitental. Nach ca. 45 Minuten erreicht man eine Hochebene, hier Abzweigung nach rechts, anschließend über Kuppen und Flachstücke taleinwärts hinauf Richtung Sommerwand-Ferner. Dieser führt zum Skidepot links unterhalb der Inneren Sommerwand. Über ein Fixseil erreicht man nach ca. 50 m die Kräulscharte (3040 m). Nun nach rechts über den Blockgrat in leichter Kletterei (2) in ca. 20 Minuten zum Gipfel. Von der Hütte ca. 3 – 3,5 Stunden.
Wildes Hinterbergl (3288 m)
Die häufigbegangene Skitour bietet sehr schöne, teilweise steile Hänge durch den Berglasferner. Dies ist die kürzeste, aber auch die anspruchsvollste Möglichkeit auf den Gipfel durchgehend mit Skiern zu gelangen. Bei geringer Schneemenge sollte hier wegen der Spaltengefahr am Seil gegangen werden. Vom Gipfel bietet sich ein phantastischer Rundblick auf die Ruderhofspitze, den Schrankogel und die umliegenden Stubaier Berge. Von der Hütte geht es über den flachen Ziehweg durch das breite Tal nach Westen. Nach ca. 2 km teilt sich der Weg, hier zweigt man nach rechts ansteigend ab und erreicht später den von links herabziehenden Berglasferner. Dieser wird entweder links umgangen oder bei genügender Schneemenge diagonal nach rechts angegangen. Man erreicht eine Hochebene, die flach ansteigend nach rechts auf den Gipfel führt. Bei der Abfahrt kann in südöstlicher Richtung (rechts des Berglasferners) der Vordere Wilde Turm (3177 m) zusätzlich bestiegen werden. Über einen Klettersteig erreicht man nach ca. 50 m den Gipfel. Ca. 4 – 5 Stunden von der Hütte.
Ruderhofspitze (3474 m)
Trotz des langen Anstiegs ist dies der Klassiker Nr. 1 des Gebiets. Vom Gipfel bietet sich ein phantastischer Blick zum Zuckerhütl, in das Stubaier Gletscher-Skigebiet und bis zu den Dolomiten. Der Gipfelgrat vom Skidepot ist verhältnismäßig lang, aber dafür relativ unschwierig (ca. 45 min). Von der Franz-Senn-Hütte geht es über den flachen Talboden bis zu dessen Ende. Hier nach links ansteigend zum Beginn des Alpeiner Ferners und über ein weiteres Flachstück zum nächsten Aufschwung rechts des Gletscherbruches. Man erreicht eine Hochebene, die flach ansteigend nach links zur Oberen Hölltalscharte (3266 m) führt (Skidepot). Nun nach links über den Blockgrat und Firn-Rücken unschwierig hinauf zum Gipfel. Von der Hütte ca. 5 – 6 Stunden.
Material
Innere Sommerwand: Steigeisen für den Gipfelanstieg nützlich
Wildes Hinterbergl: Seilsicherung für den Berglasferner bei geringer Schneelage
Ruderhofspitze: Steigeisen für den Gipfelanstieg nützlich
Die Mitnahme eines Pickels ist für die Gipfelanstiege eher hinderlich, da es sich meist um Blockgrat-Kletterei handelt.
Unterkunft
Franz-Senn-Hütte, ÖAV Innsbruck. Die Hütte bietet einen Materialtransport an, Anfrage auf der Hütte.
Talort
Neustift im Stubaital. Nach der Ortschaft rechts ab nach Seduck zum Parkplatz bei einer Brücke.
Hüttenanstieg
Von Seduck zuerst links des Baches, später rechts zur Oberiss-Alm. Nun an der rechten Talseite teilweise abschüssig, anschließend flacher zur Franz-Senn-Hütte. Ca. 3 Std.
Beste Zeit
Februar – März. Danach apert der Hüttenweg sehr schnell aus und die Skier müssen getragen werden.
Literatur
Skitourenführer Stubaier Alpen, Panico Verlag
Weiterer Tourentipp
Für eine 4-tägige Stubai-Rundtour bietet sich folgende Möglichkeit an: Ausgangspunkt ist Neustift im Stubai-Tal mit dem Aufstieg zur Franz-Senn-Hütte. Von hier aus die Gipfeltour zur Ruderhofspitze mit anschließender Abfahrt über die Wildgratscharte (3170 m) zur Amberger Hütte. Der Weiterweg führt über den Hinteren Daunkopf (3225 m) mit Abstieg zur Dresdener Hütte. Hier bietet sich das Zuckerhütl an sowie der Rückweg über das Skigebiet ins Tal. Mit dem Skibus erreicht man den Ausgangspunkt Neustift. Die Tour verlangt sicheres Wetter und Lawinenlage sowie gutes Kartenmaterial. Die Voranmeldung auf den Hütten ist anzuraten.
Galerie
Hallo Simon,
vielen Dank für das positive Feedback. Es freut mich, dass ich dir Anregungen für deine nächsten Touren geben kann. Es ist in der Tat eine Heidenarbeit, die ganzen Infos zusammenzustellen …
Viele Grüße von Pat
Wunderschöner informativer Tourenbericht mit tollen Bildern und Beschreibungen.
Hab deine Seite erst vor kurzem entdeckt. Ich bin absolut begeistert von der Vielfalt an Berichten und den tollen Fotos. So viel Inspiration für meine nächsten Touren.