Während in den zentralen Ötztaler Alpen (Similaun, Wildspitze, Weißkugel usw.) zur Skitourenzeit oft ein Rummel herrscht, geht es auf der Langtalereck Hütte (Karlsruher Hütte) deutlich ruhiger zu. Obwohl das Tourengebiet mit Lift-Unterstützung bequem von Obergurgel aus erreichbar ist, liegt es ziemlich entlegen und versteckt in Alpiner Umgebung. Endloslange Talhatscher und Gletscherflächen ziehen nach Süden ins italienische Grenzgebiet hinauf und nach allen Seiten hin bieten sich lohnende Skitouren-Möglichkeiten an. Die hochalpinen Berge der Langtalereck Hütte gehören eher zu den Geheimtipps, als zu den Modezielen der Ötztaler Alpen. Man befindet sich an der Wetterscheide Nord-Süd, somit scheint in hier oft noch die Sonne, wenn das Wetter auf der Alpen-Nordseite bereits bedeckt ist.
Die begehrteste Skitour dieser Gegend ist sicher der Nordgipfel der „Hohen Wilde“ mit 3480 Metern. Wer den langen Zustieg auf sich nimmt, wird mit einem tollen Gipfel belohnt, der seinem Namen alle Ehre macht. Nach dem Skidepot gilt es über steile Fels- und Firnpassagen zum höchsten Punkt zu gelangen. Zwar ist der ausgesetzte Grat mit Drahtseilen versichert, doch als Skitourenziel ist dieser Anstieg als relativ anpruchsvoll einzustufen. Dabei können die letzten 50 Höhenmeter auf den Gipfel bei Vereisung bzw. Neuschnee eventuell heikel sein. Die Mühen werden schließlich mit einem phantastischen Blick hinab nach Süden bis in die Dolomiten belohnt.
Besonders eindrucksvoll ist der Anstieg durch den engen Canyon, der unterhalb der Langtalereck Hütte nach links zum Gurgler Ferner hinaufzieht. Hier geht man unter einer Hängebrücke hindurch und erreicht schließlich das weitläufige Gletscherbecken, das zum Hohen Wilden hinaufführt. Auf der linken Seite des Gletschers befindet sich das „Hochwilde Haus“, das mittlerweile geschlossen ist und neu aufgebaut werden muss. Der abgetaute Permafrost in der Seitenmoräne ließ in den Hütten-Wänden Risse entstehen und es dauert wohl noch Jahre bis man dort wieder übernachten kann. Gegenüber der Langtalereck Hütte trohnt das Ramolhaus wie ein Adlerhorst auf 3000 Metern Höhe. Die eindrucksvoll gelegene Unterkunft bietet im Sommer einen erlebnisreichen Zwischenstopp bei einer Ötztal-Durchquerung.
Von der Langtalereck Hütte aus kann auch eine ausgedehnte Ötztal-Skitouren-Runde bis hinüber zur Weißkugel ganz im Westen angegangen werden. Hierfür steigt man über den weitläufigen Gurgler Ferner auf, um anschließend nach rechts über das Schalfkogeljoch zur Martin-Busch-Hütte abzufahren. Für den Rückweg von der Langtalereck Hütte nach Obergurgl bietet sich die Abfahrts-Variante über den Hinteren Seelenkogel an.
Eiskögele (3233 m)
Der Hüttenberg lässt sich auch am Anreisetag noch gut bewältigen. Der Weg führt von der Hütte unmittelbar steil bergauf bis zu einer markanten Abflachung. Von hier geradeaus weiter ins Innere Hochebenkar und am Talschluss über einen steilen Hang nach rechts zum Gipfelgrat. Anschließend nach links unschwierig zum höchsten Punkt. Bei unsicheren bzw. schwierigen Verhältnissen kann das Eiskögele auch von der Hochebene aus nach rechts umgangen werden. Anschließend gelangt man in einer Linkschlaufe auf den Gipfelgrat. Ca. 3 Stunden bzw. 800 Höhenmeter.
Hinterer Seelenkogel (3489 m)
Ein sehr schöner Skiberg, der sich auch zur Abfahrt über die Schönwies Hütte zurück nach Obergurgel anbietet. Man quert von der Langtalereck Hütte den steilen Hang, der zum Langtaler Ferner hinabführt. Nun wandert man ca. 1 Stunde den flach ansteigenden Talgrund hinauf. Bei einer Höhe von ca. 2600 m (Höhenmesser nützlich) erreicht man die „Hintere Ackerlen“ und steigt nach links über einen sehr steilen Hang hinauf. Hier erreicht man den Seelenferner und geht geradeaus weiter das Joch zwischen Mittleren und Hinteren Seelenferner. Über einen breiten Firnrücken erreicht man rechtshaltend den Gipfel. Ca. 4 Stunden bzw. 1000 Höhenmeter.
Hohe Wilde Nordgipfel (3480 m)
Das beliebteste und meistbegangene Skitourenziel im Bereich der Langtalereck Hütte bietet einen rassigen Gipfelaufbau und eine phantastische Sicht bis in die Dolomiten. Mit einer einfachen Gehstrecke von ca. 9 km ist dies eines der längsten Ziele der Gegend. Man quert von der Langtalereck Hütte den steilen Hang, der zum Langtaler Ferner hinabführt. Es wird fast der ganze Langtaler Ferner flach ansteigend begangen. Man hält sich stets in der Mitte des Gletschers und wendet sich, wenn die Bruchzone beginnt, etwa in 3000 m Höhe nach rechts. Ein steiler Firnhang zieht nun in die Scharte (ca. 3300 m) zwischen Hohe Wilde und Annakogel hinauf. Nun erreicht man in einer Links-Schlaufe das Skidepot unterhalb des Gipfelaufbaus. Drahtseile führen über Firn- und Felszonen schließlich hinauf zum höchsten Punkt. Ca. 5 Stunden bzw. 1000 Höhenmeter.
Schalfkogel (3537 m)
Dieser anspruchsvolle Skiberg beherrscht das hintere Gurgler Tal und ist zugleich der höchste Gipfel der Gegend. Man fährt von der Langtalereck Hütte ca. 200 Hm in die markante Schlucht hinab. Nun steigt man nach links durch einen schmalen und eindrucksvollen Canyon, der zum Gurgler Ferner hinaufzieht. Dabei müssen an gelegentlichen Steilstufen die Skier kurz getragen werden. Der Gurgler Ferner bietet anschließend weite Gletscherflächen und man hält sich nach rechts bis zu einer Höhe von ca. 2800 m. (Höhenmesser nützlich). Am rechten Talrand steigt man nun über steile Hänge rechts eines Eisbruches zum Kleinleiten Ferner und weiter zum Schalfkogeljoch (3375 m) auf. Nun rechtshaltend zum Gipfelaufbau. Je nach Schneelage lässt es sich noch bis zum Punkt 3476 mit den Skiern gehen. Der zum Teil scharfe und stellenweise überwächtete Firngrat kann nur in Ausnahmefällen mit den Skiern bis zum breiten Finrgipfel zurückgelegt werden. Vom Gipfel bietet sich eine phantastische Sicht hinab ins Venter Tal. Ca. 4 Stunden bzw. 1300 Höhenmeter.
Falschungg Spitze (3353 m)
Idealer Skiberg, der mit Skiern bis zum höchsten Punkt betreten werden kann. Er befindet sich am äußersten oberen Ende des Gurgler Ferners. Man fährt von der Langtalereck Hütte ca. 200 Hm in die markante Schlucht hinab. Nun steigt man nach links durch einen schmalen und eindrucksvollen Canyon, der zum Gurgler Ferner hinaufzieht. Dabei müssen an gelegentlichen Steilstufen die Skier kurz getragen werden. Anschließend schreitet man rechtshaltend die weiten Gletscherflächen des Gurgler Ferners hinauf. Im oberen Bereich beginnt das Gelände wieder steiler zu werden, hier gelangt man links der mächtigen Karlesspitze auf den aussichtsreichen Gipfel. Ca. 4 Stunden bzw. 1100 Höhenmeter.
Anna Kogel (3333 m)
Sehr schöner Skitourenberg, der mit Skiern betreten werden kann. Er befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hohen Wilden. Vom Gipfel des Anna Kogels kann der Alpine Gipfelanstieg zum Hohen Wilden gut eingesehen werden. Man fährt von der Langtalereck Hütte ca. 200 Hm in die markante Schlucht hinab. Nun steigt man nach links durch einen schmalen und eindrucksvollen Canyon, der zum Gurgler Ferner hinaufzieht. Dabei müssen an gelegentlichen Steilstufen die Skier kurz getragen werden. Nach Durchschreiten des Gurgler Ferners geht man links des „Mitterkamms“, einem markanten Felsmassiv, vorbei. Man erreicht schließlich eine Scharte und geht auf der gegenüberliegenden Seite rechtshaltend weiter zum Gipfel. Ca. 4 Stunden bzw. 1100 Höhenmeter.
Ausgangspunkt
Obergurgl (1915 m) im hintersten Ötztal. Die Parkmöglichkeiten sind sehr begrenzt, deshalb parkt man am besten im Parkhaus bei der Kirche (16 Euro pro Tag).
Hüttenaufstieg
Von der Tastation „Hohe Mutt Bahn“ entlang der Skipiste zur Bergstation der „Gaisberg Bahn“. Nun über den Ziehweg nach rechts weiter Richtung „Schönwies Hütte“. Von hier über die gewalzte Spur zur Langtalereck Hütte. Vom Obergurgel ca. 2,5 Stunden bzw. 500 Höhenmeter.
Mit Lifthilfe kann der Anstieg um ca. 1 Stunde verkürzt werden. Hierfür löst man ein Ticket für die „Hohe Mutt Bahn“ , um anschießend von der Bergstation ins Rohrmoostal bzw. Richtung Schönwies Hütte abzufahren. Von hier über den gewalzten Ziehweg weiter zur Langtalereck Hütte. Von Obergurgl ca. 1,5 Stunden.
Zusätzliche Ausrüstung
Das Skitourengebiet um die Langtalereck Hütte ist relativ spaltenarm und im Winter gut eingeschneit. Dennoch sollte für Notfälle die Gletscherausrüstung mitgeführt werden. Für den Gipfelanstieg auf die Hohe Wilde sind Steigeisen anzuraten. An den ausgesetzten Passagen kann mit einer Bandschlinge an den Drahtseilen gesichert werden. Für die Anstiege auf den Hinteren Seelenkogel und Schalfkogel ist ein Höhenmesser nützlich. Die Abzweigungen für den Aufstieg sind nicht immer ganz offensichtlich, deshalb sollte man sich nach den Höhenangaben orientieren.
Beste Zeit
Februar bis April
Unterkunft
Langtalereck Hütte der AV-Sektion Karlsruhe. alpenverein-karlsruhe.de
Literatur
Skitourenführer Ötztaler Alpen. www.panico.de
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