Ein Bericht von Johannes
Monte Rosa – Dufourspitze und Signalkuppe (05. – 08.04.2018)
[Tag 1 – Do. 05.04.2018] Zustieg Monte Rosa Hütte
Tour:
- 10:30 Uhr Start Rotenboden 2815 m
- östlich von Leitern auf Gletscher
- hinüber zur Aufstiegsspur aus Tal Richtung Pollux
- 16:30 Uhr Monte Rosa Hütte 2883 m
Bedingungen:
- Gornegrathang sehr steil und nicht gespurt
- feuchter Schnee und Lawinenstufe 3
- Absturzgelände
- unangenehm
Wetter:
- blauer Himmel, Sonnenschein
- wenig Wind
- warm
Kerndaten:
- 360 m
- 6 h
Fazit:
- keine gute Aufstiegsvariante bei diesen Bedingungen
- eher aus Tal oder über Stockhornpass oder Schwarztor
Beschreibung:
Es gibt leichter zu erreichende Hütten in den Alpen. Hinzu kommt, dass der Zustieg zur Monte Rosa Hütte von uns über Zermatt gewählt wurde. Heißes Pflaster. Der Spaß und das monetäre Federlassen beginnen also schon lange vor der Skitour. Wir parken am Ortsausgang von Randa, einem kleinen Nest vor Täsch. Ab dort geht es nur noch per Zug oder Taxi nach Zermatt. Der Zug kostet 8,60 CHF einfach pro Person. Wir zahlen pro Nase 7 CHF im Taxi. Dazu muss man noch einen Parkplatz finden. Einen kostenlosen suchen haben wir gar nicht erst gestartet. Wir zahlen am Zeltplatz 5 CHF pro Tag. Im öffentlichen Parkhaus in Täsch wären es 14,60 CHF gewesen. Dazu buhlen die zahlreichen privaten Taxianbieter um die Gunst des Autofahrers. Wir fahren um 9 Uhr hoch nach Zermatt, steigen in den Elektrobus ein und fahren mit einem Umstieg zum Bahnhof. Um 10 Uhr schaffen wir die Gornegratbahn, welche uns bis zum Rotenboden (2815 m), also bis kurz vor die Endstation, für 37 CHF pro Person bringt. Laut (2) sind es von dort 300 Hm Abfahrt und 360 Hm Aufstieg über den Grenzgletscher und die Moräne zur Hütte (2883 m). Wir starten auf den Ski 10:30 Uhr. Die Querung unterhalb des Gornergrats ist bei den gegebenen Verhältnissen nicht so angenehm und fühlt sich nicht gut an. Beim nächsten Mal würden wir lieber vom Tal aufsteigen oder über den Stockhornpass fahren. Die Hänge waren wie aus der Karte (1) herauszulesen sind, sehr steil. Bei den Firnverhältnissen zu dieser Uhrzeit ist das einfach unangenehm. Nasser Schnee, Geröllgrollen der Moräne und größtenteils Absturzgelände machen es nicht besser. Die richtige Höhe zur Querung zu finden ist trotz GPS und guter Sicht gar nicht so einfach. Die Stahlleitern des Sommerwegs haben wir ganz zum Schluss der Querung nicht gebraucht und sind über eine etwas östlich gelegene Rinne auf den Gletscher gefahren. Wir sind 14:00 Uhr (!) auf dem Gletscher. Von dort ist der Weg unkompliziert. Wir bewegen uns Richtung der Zwillinge, bis wir die Aufstiegsspur aus dem Tal treffen. Die kurze Spaltenzone wird von der vorliegenden Spur geschickt durchlaufen. 16:30 Uhr betreten wir die Sonnenterrasse der Monte Rosa Hütte auf 2883 m. Die Tour war in (2) mit 2,5 h angegeben. Wir haben 6 h gebraucht. Die Hütte ist ein luxuriöser, architektonischer Traum mit einer fast nicht zu übertreffenden Lage und Aussicht. Man blickt von der Terrasse bis hoch zum Nordend und der Dufourspitze, schaut rüber zum Liskamm, den Zwillingen, dem Breithorn und in Richtung des abwärtsfließenden Gletschers thront majestätisch einer der ikonischsten Berge der Schweiz – das Matterhorn. Wir melden uns an und steigen dann noch eine Stunde Richtung Dufourspitze auf, um den Weg im Dunklen für den nächsten Tag schon mal gesehen zu haben. Die Halbpension mit Übernachtung kostet in der Hütte 70 CHF. Es gibt ein leckeres Viergangmenü (Suppe, Salat, Hauptspeise und Nachtisch). Satt wird man auf jeden Fall, egal wie hungrig man ist. Der Aufbau der Hütte ist einfach nur beeindruckend. Zudem ist alles durchdacht und unkonventionell. Das Wetter soll am nächsten Tag traumhaft werden. Nicht zu kalt, fast kein Wind und blauer Himmel, Sonnenschein den ganzen Tag. Von der Route über den Silbersattel wird abgeraten. Die letzten sechs (!) Tage war keiner auf dem Gipfel oder hat es versucht. Der Westgrat wird zur Besteigung angeraten. Die Flanken sollten Blankeis aufweisen. Das Frühstück wird auf 05:00 Uhr festgelegt.
[Tag 2 – Fr. 06.04.2018] Dufourspitze
Tour:
- 06:15 Uhr Start 2883 m
- 11:00 Uhr Sattel West Grat
- 15:00 Uhr Gipfel 4634 m
- 19:00 Uhr Hütte 2883 m
Bedingungen:
- Westgrat 2x Flanke sehr eisig – Sicherung mit Eisschrauben und Seil
Wetter:
- blauer Himmel Sonnenschein
- nicht zu kalt
- windstill
Kerndaten:
- 1750 Hm
- 13 h
Fazit:
- bis Sattel einfach
- Westgrat zäh, lang und ausgesetzt
- Abfahrt kräftezehrend
Beschreibung:
Der Wecker klingelt 04:30 Uhr. Um 5 Uhr sitzen wir beim Frühstück. Einen Liter Marschtee gibt es. Für Brot zum Mitnehmen muss man einen kleinen Betrag extra zahlen – halb so wild. Das Frühstück ist ok. Später in den Ski- und Trockenräumen herrscht geschäftiges Treiben. Gegen 06:15 Uhr starten wir noch im Licht des Mondes. Die Stirnlampe brauchen wir nicht. Die „Powergruppe“ hat schon eine Spur gezogen. Stoisch folgen wir dieser bis in den Sattel des Westgrats auf ca. 4350 m. Um 11 sind wir oben. Der Schnee ist gut verpresst. Die neue Spur sinkt nur leicht ein. Gleich zu Beginn auf dem Weg zur Oberen Plattje und kurz vorm Sattel ist der Hang steil. Sonst nie über 30°. Spalten oder großer Gletscherbruch ist nicht in der Nähe der Spur. Wir lassen das Seil am Rucksack. Kurz vorm Sattel beginnen die Herausforderungen. Eine breitere und lange zugeschneite Spalte gilt es zu überwinden. Wir lassen die Ski davor stehen und queren mit Steigeisen am Seil. 10 m höher hätten wir sie eh zurückgelassen. Die erste Flanke laufen wir zur Hälfte ohne Seil, später dann am Seil gesichert nach oben. Zwei Eisschrauben dienen als Absicherung. Die Flanke ist größtenteils aus Blankeis. Es sind keine Stufen vorhanden. Am äußersten rechten Rand gibt es teilweise ein leichtes Firnband. Am Ende des Eisfeldes schließt sich uns ein Spanier an, den wir in der Hütte kennengelernt haben und dessen Gruppe umgedreht ist. Danach kurz leichte Blockkletterei. Es folgt ein kurzer minimaler Abstieg in den zweiten Sattel und danach eine recht lange Eisflanke. Der Spanier führt ab dort unsere Seilschaft an. Mit 60 m Seil und 5 Eisschrauben kommen wir die Flanke gut hoch. Wir gehen zu dritt dynamisch am Seil. Zu Beginn des Grates mit Blockkletterei lassen wir das 60 m Seil zurück und nehmen das 30 m Seil des Spaniers und gehen im Alpinstil zu dritt am Seil den Grat entlang. Es ist noch ausreichend Schnee drin. Die Haltepunkte müssen teilweise noch freigeschoben werden. Der Grat ist anstrengend, nicht zu einfach und zieht sich in die Länge. Die Bedingungen waren auch nicht sonderlich gut. In einem kurzen Kaminstück hängt ein nicht sehr vertrauenserweckendes Fixseil. Sonst gibt es keine Unterstützung. Gegen 15 Uhr, nach drei Stunden Kletterei, stehen wir auf dem Gipfel. Wir sind recht langsam unterwegs die anderen Gruppen sind uns schon entgegen gekommen. Der Rückweg wird auch noch mal zäh. Schlussendlich stehen wir 18:30 Uhr wieder auf der Terrasse der Hütte. Die Abfahrt hat keinen richtigen Spaß gemacht. Wir waren einfach zu fertig. Zudem war der Schnee im unteren Stück sehr schwer und oben recht verpresst. Das Abendbrot beginnen wir nicht wie veranschlagt mit den anderen Gästen, sondern erst gegen 19:30 Uhr. Das Personal ist gelassen und hilfsbereit. Wahrscheinlich sind sie so etwas gewöhnt.
[Tag 3 – Sa. 07.04.2018] Signalhorn
Tour:
- 06:15 Uhr Start Hütte 2883 m
- 11:30 Uhr Skidepot 100 m unter Gipfel
- 12:00 Uhr Gipfel Signalhorn 4554 m
- 12:30 Uhr Skidepot zurück
- 13:30 Uhr zurück auf der Hütte 2883 m
Bedingungen:
- erster Gletscherbruch ziemlich gewaltig
- ohne Seil Spur gefolgt, aber deutlich Spalten sichtbar
- letzten 100 Hm mit Eisen obere Eisflanke hoch
Wetter:
- blauer Himmel, Sonnenschein, warm
Kerndaten:
- 1670 Hm
- 7 h
Fazit:
- Schöne bis auf ersten Gletscherbruch unkomplizierte Tour mit Potential auf mehrere 4000er
Beschreibung:
Wir entschließen uns noch einen Tag an der frischen Luft zu verbringen und eine Nacht dran zu hängen. Ziel ist die Signalkuppe. Frühstück ist wieder um 5 Uhr und Start um 06:15 Uhr. Witzigerweise ist das Frühstück für die Dufourspitze-Anwärter heute eine Stunde früher. Die Tour ist bis auf den ausgeprägten ersten Gletscherbruch und die gut sichtbaren Spalten, die teilweise sehr nah sind und gequert werden, recht unkompliziert und einfach zu finden. Es ist eine Autobahnspur vorhanden. Deswegen entschließen wir uns, das Seil für Trainingszwecke die ganze Tour zu tragen. Leider verlangt der Vortag auf 4200 m sein Tribut und wir tun uns danach echt schwer. Gegen 11:30 Uhr erreichen wir das Skidepot, gehen mit Eisen und Pickel die letzten 100 m die relativ blanke und steile Eisflanke hoch, machen ein paar Fotos und sind dann schnell wieder unten. Wie Zombies rutschen wir auf den Ski gen Tal. Die Gletscherbrüche sind noch mal spannend. Mit Skifahren hat das nicht mehr viel zu tun. 2 Tage mit Touren über 1500 Hm und auf über 4500 m machen sich dann doch bemerkbar.
[Tag 4 – So, 08.04.2018] Abfahrt
Tour:
- 08:00 Uhr Hütte 2883 m
- über Grenzgletscher, Hängebrücke ins Skigebiet
- 09:00 Uhr Zermatt 1688 m
Bedingungen:
- fester Harsch Deckel
- Spuren gefolgt
- super schöne Abfahrt, etwas wie Karussell, im unteren Teil mit schmalem Weg und engen Kurven
- unten alte Nassschneelawinen
- enge Schlucht am Ende steinschlaggefährdet
- Gletscher super befahrbar durch die Schneemenge
- nur oberes steiles Stück mit Harsch nicht so schön zu fahren
- Skigebiet Schnee bis zum Bus(!), 2017 – lange nicht bis zum Ende gefahren
Wetter:
- kühler
- Wolken über hohen Bergen
- diesig
Fazit:
- tolle Abfahrt
Beschreibung:
Die Abfahrt von der Hütte ist sehr schön und gut machbar. Ausreichend Schnee ist vorhanden. Das Ende des Gletschers macht auch keine Probleme. Dauer von 08:00 Uhr bis 09:00 Uhr. Die Spalten sind zu und früh am Morgen gibt es keine Schwierigkeiten. Schnell ist man ohne Schieben bis zur Schlucht gefahren. Dort kommen schon die ersten Steine runter. Also schnell in engen Kurven durch und weiter. Das Stück kurz vom Ende ist noch mal recht ausgesetzt und es geht links runter. Wir fahren unter einer kleinen Brücke hindurch und kommen auf einen geräumten Weg. Von dort über eine Hängebrücke zurück ins Skigebiet. Mit dem Taxi wieder zurück ins Tal zum Auto. Tal heil!
Literatur
- Schweizer Landeskarte Skitour Mischabel 1:50.000
- Die klassischen Skitouren. Sanga G. Verlag des SAC. Bern. 1. Auflage. 2015
- Walliser Alpen. Zwischen Furka und Grossem St. Bernhard. 53 Skitouren. Häußlinger A, Waeber M. Bergverlag Rother. München. 1. Auflage. 2012