Sportklettern in Nassereith

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Kletternde Urlauber, die von Norden kommend den Fernpass hinabfahren, begegnen hier einem unübersehbaren wuchtigen Werbetext am Straßenrand. Eine kleine unscheinbare Ortschaft wirbt an allen Ecken und Enden mit dem Slogan »Kletter- und Seendorf Nassereith«. Das macht neugierig, aber leider bekommt man die große Felsbastion bei der Durchfahrt nur kurz in den Augenschein, sodass ein Abstecher zur Begutachtung fast unumgänglich ist …

Wer es noch nicht kennt: In Nassereith wurde die letzten Jahre ein vielfältiges Kletter-Paradies geschaffen, das wir der Kletter-Organisation »Climbers Paradise« zu verdanken haben. Die rießige Felsarena bot lange Zeit nur wenige Linien in den oberen Schwierigkeitsgraden. Die Initiatoren erkannten das große Potential und den Bedarf an moderaten Kletterwegen und setzten ihre Idee in die Tat um. Bis dahin war es allerdings ein langer Weg …

10 Jahre später glänzt das Kletterdorf Nassereith nun mit über 200 Routen in allen Schwierigkeitsgraden. Kurze Zustiege, eine vorbildliche Absicherung und präparierte Einstiegsbereiche sorgen mittlerweile für einen regen Kletterbetrieb. Sämtliche Routen sind mit Metallschildern markiert, so fällt die Orientierung besonders leicht.

Neben den vielen klassischen Sportkletterwegen bis zum 10. Grad sind vor allem die anfängertauglichen Linien gut besucht. Im Sektor »Botanischer Garten« wurden im geneigten Gelände einige Anstiege vom 3. bis 5. Schwierigkeitsgrad mit optimaler Absicherung erschlosssen. Nicht selten sind hier auch Kletterkurse anzutreffen. Wer sich an das Mehrseillängen-Klettern rantasten will, dem sei der Sektor Tieftal wärmstens empfohlen. An der durchschnittlich 120 Meter hohen Wand können Seil-Kommandos und das Abseilen über längere Strecken relativ stressfrei erprobt werden. Und schließlich gibt es noch einen moderaten Klettersteig, der über die Mehrseillängen-Routen hinweg führt.

Die Wand liegt in einem ovalen Kessel, der meist vom milden Inntal-Klima begünstigt ist. Wenn auf der Alpen-Nordseite Schlechtwetter herrscht, trifft man in dieser Gegend besonders im Frühjahr bzw. Herbst oder sogar im Winter angenehme Temperaturen an. An wolkenlosen Sommertagen ist das Klettern allerdings fast nicht erträglich …

Dann bietet sich nach einem heißen und anstrengenden Klettertag ein Besuch am nahegelegenen Dorf-See mit seinem glasklaren und eisigkaltem Quellwasser samt Forellen an. Ein Angelschein kann erworben werden. Das idyllisch gelegene Ufer-Restaurant »Seebua« und weitere Lokale in Nassereith bieten mittlerweile sogar Kletter-Menüs an.

Climbers Paradise

Ziel der beiden Initiatoren Mike Gabl und Peter Thaler war es, im Tiroler Oberland eine reichhaltige und vorbildliche Kletter-Infrastrukur zu schaffen. Von Innsbruck bis zum Arlberg sollten Kletterer nicht nur geduldet, sondern auch willkommen sind. Hintergrund war sicher auch der Tourismus-Aspekt.

Anfang der Jahrtausendwende stellten Gabl und Thaler ihr ausgeklügeltes Konzept 14 Tourismus-Verbänden vor. Zusammen mit den Gemeinden und der Tiroler Werbe-Branche sollten bereits bestehende Klettergebiete umfangreich saniert und neue dazu erschlossen werden. »Climbers Paradise« legte ein einheitliches Sicherheitskonzept vor, d. h. alle Routen sollten perfekt abgesichert sein und ausschließlich Material verwendet werden, das den aktuellen Sicherheits-Anforderungen entspricht.

In der Praxis finden, lange vor den immer noch anhaltenden Erschließungen, schriftliche Anfragen und Klärungen mit den Grundstücks-Eigentümern statt. Daneben sind auch Absprachen mit den Jägern und Naturschutzbehörden notwendig. Wenn alle Beteiligten »Grünes Licht« geben, beginnt die Planung der Infrastruktur, den Zustiegen und Parkmöglichkeiten.

Danach geht es an die Arbeit: Neue Routen erschließen darf nur, wer hierfür einen Lehrgang besucht hat. Für die leichteren Linien bis zum 7. Schwierigkeitsgrad wird ein Stundenlohn erstattet, für die härteren Routen wird lediglich das Material gestellt. Hintergrund ist dabei auch, möglichst viele moderate bzw. anfängertaugliche Wege zu schaffen.

Neben den Sicherheitsstandards setzte »Climbers Paradise« einen weiteren neuen Akzent in der Kletterszene. Die digitale Internet-Plattform www.climbers-paradise.com soll den aktuellsten Stand der einzelnen Region wiedergeben – inklusive genauen Hinweisen zum Sicherheitszustand der einzelnen Routen.

»Climbers Paradise« in Nassereith

Der Nassereither Bürgermeister erfuhr von der Idee »Climbers Paradise«, und mit einem einstimmigen Gemeinderats-Beschluss stemmte die kleine Gemeinde 200 000 Euro aus eigener Kasse für die Erschließung der umliegenden Felswände. Zusätzlich stellte der Bürgermeister großzügig seine Privatwiese als Parkplatz zur Verfügung. Seit Anfang 2007 werden die Felsen über Nassereith erschlossen, und das Potential ist noch längst nicht ausgeschöpft …

Routenangebot

Botanischer Garten

12 Routen im Schwierigkeitsgrad 3 bis 4.

Eis am Stil

11 Routen im Schwierigkeitsgrad 5 bis 9.

Hard Rock

24 Routen im Schwierigkeitsgrad 6 bis 8.

Goldenes Dachl

25 Routen im Schwierigkeitsgrad 5 bis 9.

Gamsstube

11 Routen im Schwierigkeitsgrad 7 bis 9.

Centrale

19 Routen im Schwierigkeitsgrad 7 bis 10.

Leithe

40 Routen im Schwierigkeitsgrad 6 bis 10.

Tieftal

8 Mehrseillängen-Routen im Schwierigkeitsgrad 5 bis 7.

Absicherung

Die einfacheren Routen sind generell sehr gut abgesichert. Vor allem in den Einstiegsbereichen sind die Hakenabstände sehr eng, um nicht wieder auf dem Boden zu landen. Anfänger und Kinder werden sich darüber freuen. In den klassischen schweren Sportkletter-Routen ist allerdings mit zwingenden Kletter-Passagen zu rechnen.

Material

70-Meter-Einfachseil. Die leichten Routen sind oft sehr lang und übermäßig gut abgesichert, deshalb sollten hierfür ca. 15 Express-Schlingen mitgebracht werden. In den Mehrseillängen-Routen im Sektor Tieftal ist ein Doppelseil von Vorteil. Generell ist im gesamten Gebiet das Tragen eines Helmes anzuraten, da sich in den oberen Etagen Gemsen aufhalten. Es haben sich hier schon schwere Steinschlag-Unfälle ereignet!

Einstiegsbereiche

Die meisten Einstiegsbereiche sind nur bedingt familienfreundlich. Im mittleren Teil der Wand (Goldenes Dachl usw.) befinden sich im steilen Schrofengelände Holz-Plattformen, die zum Sichern geeignet sind.

Ausgangpunkt

Nassereith an den Südhängen des Fernpasses. Etwa in Ortsmitte den Schildern »Klettergarten« folgen. Der gebührenpflichige Parkplatz befindet sich am Dorfrand unter der Wand.

Zustieg

Die Zustiege zu den einzelnen Sektoren sind beschildert. Über Pfade und zuletzt steile Schuttkare gelangt man zu den jeweiligen Einstiegen.

Übernachtung

Zahlreiche Pensionen und Hotels in der Umgebung. Daneben gibt es folgende Campingplätze unweit von Nassereith. Siehe

www.camping-fernsteinsee.at

www.campingrossbach.at

Topos

www.kletterfuehrer.net

www.climbers-paradise.com

www.imst.at

 

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