„Watzmann-Ostwand“ bei Berchtesgaden

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Der Berg ruft. Wolfgang Ambros hat dies schon vor 40 Jahren verkündet. Unten am Königssee sind es täglich an die 5000 Leute, die nach St. Bartholomä geschippert werden. Kaum einer spricht Deutsch, der  Kapitän dafür kein Englisch. Und erzählt trotzdem durchs Mikrophon immer die gleichen Geschichten konsequent auf boarisch…  Das Trompeten-Echo hingegen versteht jeder, das hat schon was. Uns hat er ausnahmsweise verstanden und meinte, dass viele der Wand nicht gewachsen wären und fast jeden Tag eine Seilschaft herausgeflogen wird. Na, das kann ja was werden …

Von den 5000 bleiben vielleicht noch 30 Bergsteiger übrig, die im Ostwandlager, einem alten Fischerhaus am Königsee, übernachten. Die letzte Mahlzeit im Biergarten von St. Bartolomä einnehmen, das Ticket für’s Lager besorgen, Baden im See und Bekanntschaften schließen. Zwei Gebirgsjäger, gebürtig aus Lübeck, wollten mit ihren Bundeswehr-Marsch-Stiefeln durch die Wand, was für die plattigen Passagen vielleicht nicht ganz günstig ist.  Andere erklärten uns anhand der Beschreibung den Weg durch die Wand. Alles klar, schon mal völlig falsch, das zweite Schneefeld lag ganz wo anders.

Morgens um 4 Uhr ohne Frühstück Aufbruch vom Lager. Wir entschieden uns für den „Berchtesgadener Weg“, dem „Normalweg“ durch die Wand. Am Wandfuß war es noch dunkel und die Orientierung gleich Null, eine Stunde zu früh dran. Mit der Dämmerung wurden die ausgetretenen Pfade aber dann sichtbar und es ging voran. Bei dieser Tour ist es wichtig, am Vorabend die Wandphotos aus diversen Führern mit der originalen Wand vom See aus zu vergleichen, und sich markante Abzweigungen einzuprägen. Orientierungssinn ist die ganze Miete, wer sich hier verläuft, landet im Nirvana.

So geht es z. B. nach einem schwarzen Felsquadrat mit roter Markierung im mittleren Teil der Route konsequent diagonal nach rechts hinauf. Man glaubt dies kaum, es gibt keine Begehungsspuren, weil in einer markanten Schlucht ziemlich lange der Alt-Schnee liegt, und täglich abtaut. Das sture Verfolgen dieser Richtung gab uns aber Recht und irgendwann war die Biwakschachtel in Sicht. Unterwegs überholten wir eine alten Tschechen mit Anhang, der mehr kroch, als kletterte. So funktioniert das nicht in dieser Wand, und sie wurden tatsächlich am späten Nachmitttag vom Heli abgeholt … Andere wollten uns wegen der Steinschlaggefahr nicht vorbeilassen. Super, also wir sollten die Steine abbekommen. Irgendwann waren wir dann doch ganz vorn und alle Aspiranten sind wegen mangelnder Orientierung hinter uns hergekrabbelt …

Schwierig ist diese Wand nicht, aber hier erlebt man einiges, was die Begegnungen betrifft … Nach der Biwakschachtel geht es nochmal nach rechts, und dann ist es nur noch ein Katzensprung geradeaus hoch zum Gipfel. Nach 5 Stunden lag die Ostwand unter uns, die erste „gemütlichere“ Etappe war geschafft.

Wenn dieser Berg nur nicht so entlegen wäre, alle Abstiege sind lang. Wir entschieden uns für die Überschreitung zum Watzmann-Haus und anschließend hinab zum Königsee. Klettersteig rauf und runter, von einem Watzmann-Kind zum anderen. Und das zieht sich … An der Hütte angekommen – allein dieses Programm hätte schon völlig ausgereicht. Da wollten wir durch, und die restlichen 3 Stunden zum Königsee mit anschließendem Bad schafften wir dann auch noch …

Resümee: Die Ostwand (Berchtesgadener Weg) sollte man als ambitionierter Bergsteiger schon mal gemacht haben. Sie ist nicht schwierig, einzelne Passagen im 3. – 4., sonst vielfach im 1. – 2. Schwierigkeitsgrad. Hier kann der Orientierungssinn wieder mal ordentlich getestet werden und es macht einfach Spaß, ohne große Anstrengung die längste Wand der Ostalpen (1800 m) mit Erlebnisgarantie zu durchsteigen.

Eine sehr gute Beschreibung findet ihr bei: www.bergzeit.de

Topos: Siehe auch www.bergsteigen.com

 

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2 Gedanken zu „„Watzmann-Ostwand“ bei Berchtesgaden“

  1. Hey pat,
    Waren jetzt au mal dort.
    Ich glaube wir haben die wand verpasst?. Sind bloß in einem riesigen schotterfeld umhergelatscht?. Wenn der Geiger wüsste …………….??

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