Weissmies-Südgrat

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„Allein der Aufstieg zur Allmageler Hütte bietet ein Panorama, das es locker mit einem Himalaya-Treck aufnehmen kann“ hatte ich irgendwo im World Wide Web gelesen. In der Tat, die berühmten Walliser Viertausender gewinnen mit zunehmender Höhe immer mehr an eindrucksvoller Dimension, allen voran die sensationelle Mischabel-Ostseite mit dem Täschhorn, Dom und wie sie alle heißen. Der Hütten-Anstieg zieht sich gut 3 Stunden in die Länge, ist aber an landschaftlichen Eindrücken kaum zu überbieten.

Die Allmageler Hütte liegt schließlich malerisch auf einem kleinen Plateau, wenig dahinter tritt das breite Felsmassiv der „Dri Hörnli“ in Erscheinung. Eigentlich sollte man in dieser schönen Umgebung gleich mehrere Tage verweilen. Wohlwissend, dass es da einige Klettertouren gibt, packten wir die komplette Kletterausrüstung mit in den Rucksack und stiegen nach dem Hüttenaufstieg noch in die Wand ein. Der zusätzliche Aufwand hat sich dann auch gelohnt. Wir kletterten durch einige schöne Linien an phantastischem Walliser Edelfels, alles besten gesichert, die Schwierigkeiten moderat. Gerade noch rechtzeitig vor dem Abendessen zurück, waren wir wieder auf der perfekt bewirteten Hütte.

Der Weissmies-Südgrat zählt sicher zu den schönsten Anstiegen auf einen Viertausender in den Alpen. Ein mäßig ansteigender Block-Grat bietet über eine ordentlich lange Strecke unschwierige Kraxelei, die bei geschickter Wegfindung den 2. Grad kaum überschreitet. Der gesamte Anstieg ist relativ überschaubaur, dabei ist die Orientierung relativ einfach und die objektiven Gefahren wie Stein- oder Eisschlag halten sich in Grenzen. Somit ist die Tour auch weniger Geübten zu empfehlen, vorausgesetzt man ist gut akklimatisiert.

Nach oben hin führt eine tolle, teils flache Firnflanke zum Gipfel hinauf. In den Sommermonaten ist an den ausgesetzten Stellen mit einer ausgetretenen Spur zu rechnen, die von zahlreichen Begehungen zeugt. Auch hier sind die Anforderungen relativ gering, so dass auf Seilsicherung in der Regel verzichtet werden kann. Der Gipfel bietet schließlich einen genialen Blick auf die umliegenden Viertausender.

Da wir unsere Kletter-Ausrüstung auf der Allmageller Hütte deponiert hatten, mussten wir (leider) wieder über den Südgrat absteigen. Die meisten Begeher wählten den Abstieg über die vergletscherte Nordwestflanke, da kam dann doch ein bisschen Neid auf. Hier gelangt man zur Bergstation Hohsaas auf 3200 Meter Höhe hinab und fährt mit der Bahn gemütlich zurück ins Tal. Wer wieder zurück zur Hütte möchte, kann auch über den weniger bekannten Rotgrat absteigen.

Übrigens: „Das Weissmies“ hat seinen Namen von der Dialektform „Mies“, was so viel bedeutet wie „Moos“. Weissmies heisst also „Weisses Moos“.

Talort

Saas Allmagel im Saastal (Wallis). Wir wählten den Parkplatz beim Sessel-Lift Furggstalden.

Hüttenaufstieg

Um den Hüttenaufstieg etwas zu erleichtern, fuhren wir mit dem Sessel-Lift zur kleinen Walliser Siedlung Furggstalden hinauf. Wer im Saastal übernachtet, erlangt die Gästekarte und somit eine Freifahrt mit der Bahn. Von der Bergstation führt ein Erlebnisweg mit Eisenleitern und einer Hängebrücke hinüber zum sonst üblichen Hüttenanstieg. Ein breiter Wanderweg führt hinauf zur Allmageler Alp und weiter zur Allmageler Hütte auf 2894 m Höhe. Vom Parkplatz in ca. 3 bis 4 Stunden zur Hütte.

Weissmies Südgrat

Der untere Teil des Anstiegs kann am Vortag von der Allmageler Hütte aus eingesehen werden. Die Weckzeit ist um 4 Uhr, der Abmarsch um 04:30 Uhr. Da in den Sommermonaten sehr viele Gruppen unterwegs sind reiht man sich meist in den langen Wurm ein. Man folgt in der Dunkelheit im Schein der Stirnlampen den Markierungen und Steinmännern hinauf zum Zwischenbergen-Pass auf 3287 m Höhe. Dieser wird über eine langgezogene Schuttmoräne bei Tagesanbruch unschwierig erreicht. Von der Hütte ca. 1,5 Stunden.

Es folgt eine horizontale, später ansteigende Querung links des Kamms bis zu einer weiteren Scharte. Hier wechselt man auf die rechte Kamm-Seite und steigt zu einem Schneefeld hinab. Da der Schnee in den Morgenstunden hart gefroren ist, werden hier in der Regel die Steigeisen angelegt. Man steigt über das Schneefeld auf und gelangt in ca. 45 Minuten nach links auf den Weissmies-Südgrat. Nun immer entlang des Grates in logischer Linie und leichter Kletterei hinauf bis zum Beginn der Firnschneide. Ca. 3 Stunden vom Zwischenbergen-Pass. In einer weiteren Stunde steigt man über einen schmalen und teilweise ausgesetzten Grat weiter bis zum Gipfel. Von der Allmageler Hütte insgesamt ca. 4 bis 5 Stunden.

Abstieg

Es empfiehlt sich die Überschreitung über die Nordwestflanke hinab zur Bergstation Hohsaas auf 3200 Meter Höhe. Von hier mit der Bahn zurück ins Tal. Vom Gipfel ca. 2,5 Stunden. Alternativ kann auch über den weniger begangenen Rotgrat abgestiegen werden.

 

Anspruch

Der Weissmies-Südgrat ist klettertechnisch nur wenig anspruchsvoll und überschreitet den 2. Schwierigkeitsgrad kaum. Vorteilhaft ist lediglich eine gute vorherige Akklimatisation.

Ausrüstung

Für den Aufstieg über den Weissmies-Südgrat werden in der Regel nur Steigeisen benötigt. Der Abstieg über die Nordwest-Flanke erfordert wegen jahreszeitlich bedingter Ausaperung bzw. Spaltengefahr Seilsicherung, Steigeisen und Pickel.

Kletterrouten an den „Dri Hörnli“

Die Einstiege befinden sich je nach Routenwahl ca. 15 bis 30 Minuten hinter der Hütte. An der Wand wurden ca. 50 Klettertouren in den mittleren Schwierigkeitsgraden eingerichtet. Die Anstiege reichen vom Baseclimb bis zur 9-Seillängen-Tour. Es kann über die Routen oder diversen Abseilpisten abgeseilt werden. Die Absicherung ist perfekt mit Bohrhaken. Siehe Bericht „Klettern auf der Allmageler Hütte“. Es lohnt sich, den Weissmies-Südgrat mit den Dri Hörnli zu kombinieren. Für eine Überschreitung muss dann allerdings die Kletterausrüstung mit über den Berg getragen werden.

Topos Dri Hörnli

Kletterführer Schweiz Plaisir West. www.filidor.ch

Übernachtung

Auf der Allmageler Hütte. In ca. 3 bis 4 Stunden von Saas Allmagel erreichbar. sac-saas.ch

 

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2 Gedanken zu „Weissmies-Südgrat“

  1. Hallo Niko,
    wir haben die Tour im Sommer 2018 gemacht. Wirklich sehr empfehlenswert. Würde ich jederzeit wieder machen.
    Viele Grüße von Pat

    Antworten

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