Mit dem Erscheinen des Kletterführers „Dolomiti New Age“ bekommen wir einen Einblick in die modernen Bohrhaken-Routen der Dolomiten. Immer wieder gab es heftige Diskussionen über diesen Stil der Absicherung in der Region. Eine neue Sportkletter-Generation wuchs jedoch heran, der Einsatz von Bohrhaken ließ sich fortan nicht mehr vermeiden. Mit der Zeit kam man schließlich zur stillschweigenden Übereinkunft, dass jeder eine neue Route in dem von ihm bevorzugten Stil erstbegehen kann. In den bekannten Dolomiten-Klassikern ist ja nahezu alles noch beim Alten …
Rund um den Falzarego Pass hat sich in den letzten Jahren diesbezüglich auch einiges getan. Während am Hexenstein, Piccolo Lagazuoi usw. oft reger Kletterbetrieb herrscht, geht es am benachbarten Massiv „Castello del Settsass“ deutlich ruhiger zu. Vom Valparola Pass führt ein schöner Wanderweg hinüber Richtung Col di Lana. Nach einer halben Stunde Gehzeit tauchen die ersten sonnenbeschienenen Wände mit einer Höhe von ca. 200 Metern auf. Wer genau hinschaut, sieht hier bereits den ein oder anderen Haken blinken …
Wir gingen noch ein gutes Stück weiter und ein Local führte uns zum Einstieg der Route „Second Life“. Dies scheint hier der Plaisir-Klassiker zu sein – am Einstieg und in der Wand war schon einiges los. Nein, wir wollten nicht im Stau stehen und entschieden uns deshalb für die benachbarte „Sole e Metallo“. Einen guten Grad schwerer, 5c obligatorisch und mit Bohrhaken S2 gesichert, das hörte sich doch realistisch an. Der Einstieg befindet sich links des tiefsten Punktes in diesem Wandbereich.
1. Seillänge
Ein einfacher Start führt zu einem kleinen, gut gesicherten Überhang. 5c, links oder rechts davon geht’s einfacher.
2. Seillänge
Es folgt schöne, gut strukturierte Plattenkletterei im Schwierigkeitsgrad 6a. Die schweren Passagen sind ordentlich gesichert.
3. Seillänge
Wieder schöne kompakte Platten bis zum Schwierigkeitsgrad 6a+. An den kleingriffigen Stellen befinden sich ausreichend Haken.
4. Seillänge
Man folgt einer kurzen Verschneidung und gelangt danach wieder in die plattige Wand. Die difficile Kletterei im oberen 6. Schwierigkeitsgrad ist gut abgesichert.
5. Seillänge
Ab hier wird es deutlich alpiner, unübersichtlicher und die Absicherung spärlicher. An dieser Stelle ist das Topo etwas unklar, da geradeaus weiter keine Haken in Sicht. Am besten geht man rechtshaltend in‘s leichtere Gelände (4b). Gelegentliche Haken und Sanduhrschlingen führen zu einem Kettenstand, der evtl. zur Nachbarroute gehört.
6. Seillänge
Von der Kette kurz nach links, dann 45 Meter geradeaus die homogene, leicht geneigte Wand im 5. Schwierigkeitsgrad hinauf. Weit gestreute Haken und Sanduhrschlingen weisen den Weg. Stand an einer Wandstufe mit großer Sanduhr.
7. Seillänge
Der letzte Aufschwung wird links umgangen und man geht durch eine kurze schrofige Rinne geradeaus weiter (2a), bis sich das Gelände im felsdurchsetzen Gras verliert. Hier nach rechts zum Grat hinausqueren.
Fazit
Die Tour ist durchgehend spannend und bietet schöne Wandkletterei, gespickt mit Überhängen und einer Verschneidung in kompaktem Gestein. An vielen Stellen ist der Fels plattig und mit Löchern bzw. Leisten gut strukturiert. Gelegentliche Passagen sind etwas bewachsen, was die Kletterei kaum beeinträchtigt. Zuweilen ist die Orientierung dolomiten-typisch nicht ganz einfach, da es mehrere Möglichkeiten für den Weiterweg gibt. Trotz der ausreichenden bis guten Absicherung ist ein souveränder Vorsteiger gefragt. Zwischen den Haken ist klettern angesagt.
Im Gegensatz zu den vom Straßenlärm geplagten Routen am Falzaregopass ist das Gebiet sehr idyllisch gelegen. Wegen der südseitigen Lage kann hier angenehm in der Sonne geklettert werden. Der Zu- und Abstieg erfolgt über Wanderwege, was die Gesamtunternehmung unkompliziert macht. Vom Ausstieg der Tour kann noch ein paar Minuten weiter auf den Gipfel des Castello del Settsass gestiegen werden. Der bietet ein wunderbares Rundum-Panorama auf die berühmten Dolomitenberge wie Marmolada, Civetta, Heiligkreuzkofel usw.
Schwierigkeit
Überwiegend 5a bis 6a. Maximal 6a+ (5c obligatorisch)
Absicherung
Die Tour ist insgesamt ausreichend bis gut mit Bohrhaken abgesichert. Die schweren Passagen sind gut gesichert. So bald es einfacher wird, werden die Hakenabstände im 5er Gelände jedoch deutlich weiter. Dazwischen gibt es gelegentliche Normalhaken und fixe Sanduhrschlingen. Friends können nur selten gelegt werden.
Ausrüstung
50-Meter-Einfach- oder Doppelseil, 10 Exen, Sanduhrschlingen.
Ausgangspunkt
Rifugio Passo Valparola. Parken bei der Hütte oder ca. 200 westlich Richtung Falzarego Pass. Hier gibt es einen großen Parkplatz.
Zustieg
Man steigt von der Valparola Hütte über den Weg Nr. 23 zu einem kleinen See hinab. Der Wanderpfad führt nach Südwesten Richtung Col di Lana. Nach einer drahtseilversicherten Engstelle geht man lange Zeit die Wand entlang, bis von rechts her Wiesen und Schuttstreifen herabziehen. Ein Stück weiter gelangt man zu einem V-förmigen Einschnitt. Wenige Meter links davon ansteigend befindet sich der Einstieg. Vom Parkplatz ca. 1 Stunde.
Abstieg
Man geht vom Ausstieg der Tour den Grat hinab, bis ein sichtbarer Wanderweg erreicht wird. Hier zurück zum Ausgangspunkt. Ca. 45 Minuten.
Literatur
Kletterführer „Dolomiti New Age“ tmms-shop.de
Webinfo
www.gipfelbuch.ch
www.outdoor-magazin.com
www.gipfelbuch.ch
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