Es ist schon einige Jahre her, als ich mit Werner mitten im August vom miserablen Alpenwetter in den Süden flüchtete. In Arco schien endlich wieder die Sonne, was lag näher als hier zu bleiben. Nach längerer Abstinenz hatten wir keinen Plan und keine Ahnung, was sich in der Gegend mittlerweile getan hat. Wir kannten den Colodri in- und auswendig, doch was wir bis dahin nicht wussten: mittlerweile sind es die Parete di San Paolo, Coste dell’Anglone sowie moderne Linien bei Mandrea, wohin die Mehrseillängen-Fans pilgern …
Im Buchladen entdeckten wir den soeben erschienenen Kletterführer „Hohe Wände bei Arco“. Auf der Suche nach langen Routen verschlug es uns in’s hintere Laghel-Tal. Der Parkplatz war bei einem Brunnen, in dem zwei Frösche hausten. Gleich daneben ein buddhistisches Zentrum, das uns mit fernöstlichen Klängen verwöhnte. Darüber die steil aufragende Wand des Mandrea-Massivs. Alles an Idylle kaum zu übertreffen war Grund genug, um in diesem Kleinod mehrere Tage zu verweilen …
Der Reihe nach hakten wir die damals neuen Touren ab: Via Romantica, Nataraj, Mola Tutto und wie sie alle heißen. Eine Linie ist mir jedoch seitdem besonders in Erinnerung geblieben: es war der „Ego Trip“ mit seinen Tropfloch-Platten, diagonalen Quergängen und athletischen Überhängen, die mich in der Folgezeit immer wieder anlockten. Besonders die Headwall bietet die besten Seillängen im Mandrea-Gebiet und darüber hinaus …
Wir schreiben das Jahr 2025: früher alles noch megarau, so wird es heutztage immer schwieriger manche Passagen frei zu klettern, um an den nächsten Haken zu kommen. Die zahlreichen Begehungen hinterließen zwangsläufig ihre Spuren. Und sogar die anfänglichen 5b-Längen sind nicht mehr so einfach, wie sie früher einmal waren. Was jedoch geblieben ist: Die letzten Seillängen mit ihren horizontalen Leisten, Tropflöchern und verschwenderischen Henkeln begeistern viele Jahre nach der Erstbegehung immer noch …
Schwierigkeit
Überwiegend +/-6a, gelegentlich leichter. Maximal 6b+ (6a obligatorisch)
Absicherung
Die Route ist gut mit Bohrhaken eingerichtet.
Ausrüstung
50-Meter-Einfach- oder Doppelseil, 10 Exen
Ausgangspunkt
Man fährt von Arco nach Laghel hinauf. Bei der Kirche geht es links weg, man fährt die Schotterpiste fast bis zum Talschluss entlang. Bei einem Brunnen gibt es diverse Parkmöglichkeiten.
Zustieg
Vom Brunnen links hinauf und über den Schotterweg entlang der Wand. Es geht in den Wald hinein, ein Stück weiter erreicht man den groß angeschriebenen Einstieg der Tour. Vom Parkplatz ca. 20 Minuten.
Abstieg
Über Pfadspuren durch den Wald zu einer Teerstraße hinab. Hier nach links, später wieder linkshaltend entlang des Schotterwegs. Einmal kurz links aufsteigen, dann entlang der Gratkante zu einem Strommasten hinab. Wanderwege führen zur Zugangsstraße hinab. Hier nach links zurück zum Parkplatz. Insgesamt ca. 1 Stunde.
Literatur
Kletterführer „Hohe Wände bei Arco“, Band 1 tmms-shop.de
Webinfo
www.topoguide.de
www.thamer.at
www.youtube.com
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