Bei zweifelhaftem Wetter waren wir auf der Suche nach einer kurzen Unternehmung mit überschaubarem Zustieg und stießen dabei auf die „Lara“ am Sass dela Vecia. Im Kletterführer „Hohe Wände bei Arco“ heißt es: „Schöne, lohnende und abwechslungsreiche Linie mit einer athletischen ersten Seillänge durch eine herrliche Verschneidung. Meist kompakter Fels, Bohrhaken mit engen Abständen …“ Dazu eine 4-von-5-Sterne-Berwertung, das hörte sich für diesen Tag angemessen gut an.
Die Beschreibung stammt wohl von den Erstbegehern, welche die Linie bei der Erschließung fleißig ausgeputzt haben – oder auch nicht. Schöner Fels ist zwar vorhanden, doch mittlerweile ist die Tour wieder üppig zugewachsen, was den Genuss stark beeinträchtigt. Routenpflege bzw. Ersetzen von maroden Sanduhrschlingen ist bei der Routendichte im Sarcatal oft Mangelware – aber wer macht das schon gerne? Jedenfalls hätten’s 2 Sterne für die Lara auch getan. Wer noch dazu im Herbst unterwegs ist, sollte einen Laubbläser am Gurt mitnehmen.
Aber genug gejammert. In der Tour gibt es mitten im Dschungel auch schöne Verschneidungen, difficile Platten, ausgesetzte Quergänge oder kurze Überhänge. Und die sind oft mit athletischen Zügen zwingend zu klettern. Nach oben hin wird der Fels dann zuweilen abenteuerlich bröselig – insofern ist die Kletterei durchaus spannend. Was die Absicherung betrifft: Die Bohrhaken-Abstände sind nicht so eng wie im Kletterführer beschrieben, dafür kann die Exe gelegentlich in einen eingewachsenen rostigen Normalhaken eingehängt werden.
Wer sich von Ceniga auf den verlockend kurzen Weg zum „Sass dela Vecia“ macht, sollte vielleicht doch besser in die „Traversi Perversi“ mit einer gigantischen Querung auf soliden Tropfloch-Platten einsteigen. Oder in die benachbarte „Oksana bzw. Nonna Evelina“. Die sind zwar deutlich schwerer, dafür besser gesichert und weniger zugewachsen. Im Übrigen befindet man sich hier am Vorbau der „Coste dell Anglone“, wo nach einem Waldgürtel über die empfehlenswerte „Cuore d’Oro“ 11 Seillängen weitergeklettert werden kann.
Schwierigkeit
Überwiegend 5c, maximal 6a (6a obligatorisch)
Absicherung
Die Route ist ausreichend mit Bohrhaken abgesichert. Dazwischen befinden sich auch Normalhaken.
Ausrüstung
50-Meter-Einfachseil, 10 Exen, Schlinge für den letzten Stand im Wald.
Ausgangspunkt
Ceniga im Sarcatal. Der Parkplatz befindet sich in Ortsmitte.
Zustieg
Vom Parkplatz zur Ponte Romano, danach rechts bis zum Agriturismo Maso Lizzone. Hier nach links über den Wanderweg den „Sentiero degli Scaloni“ hinauf. Im Wald führt bei einem Steinmann ein Pfad nach links die Wand entlang. Der beschilderte Einstieg befindet sich im linken Wandbereich. Vom Parkplatz ca. 30 Minuten.
Abstieg
Vom Ausstieg durch den Wald hinauf. Hier nach rechts über den „Sentiero degli Sacaloni“ hinab und zurück zum Ausgangspunkt. Ca. 30 Minuten.
Literatur
Kletterführer „Hohe Wände bei Arco“, Band 1 (Süd) tmms-shop.de
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