In Glaning geht es Schlag auf Schlag: während es am Noafer Bichl schon einige Kletterrouten gab, wurde kurz darauf die benachbarte Viperwand erschlossen. Das Massiv liegt etwas tiefer, links des Bichls und wirkt vom Bozener Talkessel aus betrachtet für Kletterer genauso zweifelhaft. Doch der Schein trügt wiedermal: die wesentlich steilere Viperwand bietet den noch besseren Fels und der rötlich schimmernde Porphyr ist einfach schön zu klettern. Es könnte fast schon bei den Red Rocks in Amerika sein 🙂
Neben den üblichen Platten gibt es markante Verschneidungen, Risse und steile Felsstufen, die durch kurze Querungen logisch miteinander verbunden sind. Mittlerweile sind hier insgesamt 3 Routen entstanden: die Kinderfreuden, Mutterfreuden und Vaterfreuden. Trotz familiärer Erweiterung hatten die Erschließer anscheinend noch Zeit für Neulandsuche 🙂 Im Gegensatz zu den Plaisirrouten am Noafer Bichl geht es hier etwas herber zu Sache. Die Schwierigkeitsgrade gipfeln bis zum 7. und 8. Grad, was vor allem den Alpinen Sportkletterern zugute kommt.
Wir sind in die „Vaterfreuden“, der leichtesten Tour an der Viperwand eingestiegen. Der Einstieg ist nicht ganz leicht zu finden, da man zuerst ein paar Meter auf einen Sockel hinaufsteigen muss. Nach einer reizvollen Platte steilt sich die Wand schnell auf und man klettert gleich in eine herrliche Verschneidungs-Linie hinein. Danach geht es im Zick-Zack über Steilstufen und plattige Rampen Seillänge um Seillänge genussvoll weiter hinauf.
Schließlich gelangt man in der Headwall in eine weitere markante Verschneidung, auf die alle Kletterer gespannt sind. Anfangs sind es noch bequeme Risse bzw. Handklemmer die sich in kleingriffige Wandkletterei und Spreizarbeit verlieren. Die Schlüsselstelle der Tour bewegt sich hier bis zum 7. Grad, wobei sich der Vorsteiger beim Einhängen der Exen da etwas schwerer tut. Zum Ausklang folgt noch ein gemütlicher 5er bis das Wandbuch erreicht wird.
Die „Vaterfreuden“ ist insgesamt nie langweilig, sehr abwechslungsreich und es macht definitiv jede Seillänge Spaß. Im Gegensatz zum Noafer Bichl gibt es hier keine Botanik, Moose oder Flechten und der Fels ist überall wunderbar rau. Wegen der guten Absicherung mit Bohrhaken wirkt die Route nicht so ernst wie erwartet und die angegebenen Schwierigkeitsgrade sind eher human bewertet. Insofern kann hier auch ein geübter 6a-Kletterer einsteigen. Wer bei Glaning klettert, sollte die Tour nicht verpassen …
Schwierigkeit
Überwiegend 5a bis 6a, eine Passage 6b+ (6a obligatorisch)
Absicherung
Die Route ist gut mit Bohrhaken ausgestattet
Ausrüstung
50-Meter-Einfachseil, 14 Exen
Ausgangspunkt
Man fährt von Bozen nach Jenesien hinauf und biegt Richtung Glaning ab. Nach ca. 3 km geht es linkshaltend zum Gasthof „Noafer“ hinab. Bitte nicht direkt beim Gasthof parken, unterhalb des Gasthofs gibt es ein paar Parkplätze. Wenn es am Wochenende bereits zu voll ist, dann besser weiter oben bei der Zufahrtstraße beim Gasthof Messner das Auto stehen lassen.
Zustieg
Man geht den teils betonierten Forstweg 11 b bis zu einem Wassertank hinab. Hier nach rechts horizontal zur Viperwand queren. Der Einstieg befindet sich im rechten Wandbereich auf einem Sockel, auf den man ca. 5 m hinaufsteigt. Ca. 30 Minuten.
Abstieg
Vom Ausstieg entlang des Pfads zurück zum Ausgangspunkt. Ca. 30 Minuten
Webinfo
www.bergsteigen.com
www.youtube.com
alpenverein.it
Bildgallerie

