Erst 5 Jahre alt, und schon steht der Noafer Bichl seit der Corona-Zeit im Focus der Plaisirkletterer. Von Bozen aus betrachtet erscheint die rötlich schimmernde Porphyrwand für Kletterer wenig reizvoll. Doch vorort tummeln sich die Seilschaften in einer Handvoll Touren mit einer Länge von bis zu 8 Seillängen. An schönen Wochenendtagen steht man nicht selten im Stau. Das reizvolle Klettergebiet hat sich längst schon herumgesprochen, deshalb legen nicht wenige Kletterer auf dem Weg von der Alpennordseite in den Süden hier einen Zwischenstopp ein..
Der Fels ist ganz untypisch: die oft geneigten Porphyrplatten sind mit Löchern, Leisten, kleinen Noppen griffig und rau und werden immer wieder von mehr oder weniger bewaldeten Bändern unterbrochen. Gelegentlich sind steilere Wändchen eingestreut, wo auch mal etwas kräftiger hingelangt werden darf. Aber insgesamt handelt es sich um ein eher gutmütiges Gebiet in den unteren bis mittleren Schwierigkeitsgraden, wo sich auch weniger geübte Kletterer ranwagen können.
Kein geringerer als der bekannte Dolomiten- und Arco-Erschließer Roly Galvagni hat hier 2021 den Bohrer angesetzt. Es muss eine Heidenarbeit gewesen sein, große Flächen an Moos bzw. Flechten zu entfernen um am unübersichtlichen Noafer Bichl den „Wintergarten“ einzurichten. Man klettert hier in einem Labyrinth aus plattigen Aufschwüngen, eingebettet von allerhand Botanik. Galvagni ist es jedoch gelungen, die besten Kletterpassagen im linken Wandbereich zu einer gelungenen Linie übereinander zu reihen. Entstanden ist dabei die längste und zugleich schwierigste Route am Noafer Bichl.
Am Anfang der Tour klettert man oft genüsslich über leicht geneigte Platten, die ab und zu durch kurze Steilstufen mit Rissen oder Verschneidungen unterbrochen werden. Etwa ab Wandmitte steilt sich der Weg dann deutlich auf: die Wände werden höher und der Schwierigkeitsgrad legt zu. Das große Finale ist dann eine eindrucksvoll senkrechte Headwall, die in kleingriffiger Kletterei erklommen wird. Gegen Ende gibt es dann noch eine fast schon gemütliche 5er-Länge, die zum Wandbuch hinaufführt.
Ganz klar, die gute Absicherung und humane Bewertung der Schwierigkeitsgrade zieht am Noafer Bichl immer mehr Kletterer an. Dazu kommen die überschaubaren bzw. unkomplizierten Zu- und Abstiegswege. Wegen der südseitigen Ausrichtung kann hier fast das ganze Jahr über geklettert werden. Und am Ende der Tour sollte man für Südtiroler Spezialitäten beim Gasthof Noafer einkehren. Zum Dank, denn die Wirtsleute müssen den ganzen Klettertourismus am Parkplatz aushalten …
Schwierigkeit
Überwiegend 4 bis 5, Stellen 6, maximal 7- (6 obligatorisch)
Absicherung
Die Route ist sehr gut mit Bohrhaken abgesichert
Ausrüstung
50-Meter-Einfachseil, 12 Exen
Ausgangspunkt
Man fährt von Bozen nach Jenesien hinauf und biegt Richtung Glaning ab. Nach ca. 3 km geht es linkshaltend zum Gasthof „Noafer“ hinab. Bitte nicht direkt beim Gasthof parken, unterhalb des Gasthofs gibt es ein paar Parkplätze. Wenn es am Wochenende bereits zu voll ist, dann besser weiter oben bei der Zufahrtsstraße beim Gasthof Messner das Auto stehen lassen.
Zustieg
Vom Parkplatz zu Fuß den Forstweg 11 B hinab. Der Einstieg mit blauer Tontafel befindet sich wenige Meter links über der 5. markanten Kehre. Vom Parkplatz ca. 30 Minuten.
Abstieg
Vom Ausstieg der Tour entlang des Pfads zurück zum Ausgangspunkt. Ca. 20 Minuten.
Webinfo
www.bergsteigen.com
www.outdooractive.com
www.allgaeu-plaisir.de
www.youtube.com
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