“Ecce Homo” an der Pala del Bò

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Seit dem Erscheinen des Kletterführers „New Age“ gewinnen wir einen Einblick in die modernen Alpinen Kletterrouten der Dolomiten. Das Buch beinhaltet 130 Anstiege, die mit Bohrhaken ausgestattet sind. Traditionell waren Bolts in den Dolomiten lange Zeit tabu, doch die Bohrhakengegner scheinen langsam zu verstummen, oder vielleicht finden sie ja auch Gefallen daran? Die neuen Kletterrouten gibt es oft an talnahen Wänden, unscheinbaren Vorbauten oder unbekannten, weniger bedeutsamen Gipfeln. In der Marmolada-Südwand beispielsweise, ist die Absicherung mit Bohrhaken nach wie vor unvorstellbar und hoffentlich bleiben alle weiteren großen Klassiker noch lange davon verschont …

Bei unserem letzten Dolomiten-Ausflug zog es uns u. a. Richtung Passo Duran in den südlichen Dolomiten. Bereits im Talort Agordino verschlug es mir den Atem: Die 1600 m aufragende Nordkante des Mont Agner ist der Hammer und sucht seinesgleichen. Auf halber Strecke den Pass hinauf liegt rechterhand der Vorbau des „Tamer“, eine unscheinbare Wand unweit der Straße. Die unermüdlichen Dolomiten-Erschließer Roly Galvagni und Diego Filippi hatten wie immer den richtigen Blick und richteten hier eine Handvoll Routen ein. Genussklettereien in den mittleren Graden, dazu mit Bohrhaken abgesichert, leider fuhren wir wegen der schattigen Lage daran vorbei …

Wir wollten Sonne! Und das bekamen wir an der Pala del Bó über dem Passo Duran den ganzen Tag. Bereits beim Zustieg über einen Schotterweg kamen uns zahlreiche Wanderer mit stattlich gefüllten Rucksäcken entgegen. Wie sich herausstellte, befanden wir uns auf einem der zahlreichen Dolomiten-Höhenwege, Pragser Wildsee – Belluno, München – Venedig und wie sie alle heißen …

Bei einem Schuttkar verließen wir die Zivilisation und stiegen weglos unter die Wand zum Einstieg der „Ecce Homo“ an der Pala del Bó, ebenfalls ein Produkt des Duos Galvagni/Fillipi. Die Tour verläuft durch einen Vorbau im Schatten der rießigen Moiazza-Wände gelegen. Gott sei Dank waren es heute nur 8 Seillängen, die vor uns lagen!

Die „Ecce Homo“ startet etwa am tiefsten Punkt des Massivs. Nach der ersten Genuss-Länge führen einige Meter im Steilgras, sowie wir es von den Allgäuer Bergen kennen, hinauf zum Beginn der eigentlichen Schwierigkeiten. Die Tour folgt nun immer dem besten, kletterbaren Fels durch die unüberschaubare Wand. Der Weg ist nicht immer ganz eindeutig, da die Hakenabstände gelegentlich etwas weiter sind. Es handelt sich um leicht geneigte bis steile Wandkletterei in kompaktem Gestein, das an den legendär griffigen Pala-Fels erinnert. Die Tour ist mit zahlreichen Löchern, Leisten und Kanten übersät, was ein genussvolles Klettern ermöglicht. Die wirklich schwere Passagen sind gut mit Bohrhaken gesichert, in den leichteren Längen darf auch mal mutig vom letzten Bolt weggestiegen werden …

Fazit: Die „Ecce Homo“ ist zeitlich betrachtet eine gemütliche Tagestour, bei der man rechtzeitig zum Nachmittags-Capuccino wieder an der Passhöhe zurück ist. Trotz der Absicherung mit Bohrhaken sollte man nicht vergessen, dass man in den Dolomiten unterwegs ist. Hier ist nach wie vor Alpine Erfahrung angesagt …

Schwierigkeit

Meist 5c bis 6a, eine Passage 6b. 5c obligatorisch. Zu Beginn und am Ausstieg etwas leichter.

Absicherung

Die schweren Passagen sind gut mit Bohrhaken abgesichert. Dazwischen sind die Abstände gelegentlich etwas weiter, es  können aber auch kleine Friends oder Schlingen dazu gelegt werden.

Ausrüstung

Einfach- oder Doppelseil, 10 Exen, kleine Friends, Schlingen

Ausgangspunkt

Passhöhe des Passo Duran in den südlichen Dolomiten

Zustieg

Von der Passhöhe auf einem Schotterweg Richtung Carestiato-Hütte. Nach ca. 30 Minuten erreicht man ein großes Schuttkar, das von rechts herabzieht. Man steigt an dessen linken Rand bis fast an die Wand empor. Nun nach rechts über das Schuttkar und durch die Latschen zum Wandfuß absteigen. Der Einstieg befindet sich links des tiefsten Punktes bei einem schwach ausgeprägten Pfeiler. Von der Passhöhe Duran ca. 1 Stunde.

Abstieg

Nach rechts das große Schuttkar überqueren und in einem großen Links-Rechts-Bogen zurück zum Einstieg. Der Abstieg ist auf dem weglosen Geländes teilweise etwas mühsam und unüberschaubar. Gelegentlich trifft man auf wegweisende Steinmänner. Ca. 30 Minuten zurück zum Einstieg.

Webinfo

www.montialpago.it

Topo

www.montialpago.it

Literatur

Kletterführer New Age www.kletterfuehrer.net

Bildgallerie

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