Als wir nahe der Gotthardpass-Straße unser Nachtquartier aufschlugen, war die Überraschung groß: überall hingen junge Muskelpakete herum, die auf ihren Crashpads saßen und gesellig den Abend verbrachten. Am nächsten Vormittag pilgerten sie reihenweise zu wildverstreuten Felsblöcken hinaus, um sich dort zu verausgaben. Es seien nicht viele, aber zwei reichen für einen Urlaub auch schon aus, wie wir später erfuhren. Man kann sich kaum ausmalen, wie oft diese Spezies in ein 5 Meter langes Boulder-Problem einsteigen, um es nach Tagen zu lösen. Der Gotthardpass scheint sich in den letzten Jahren zu einem Hotspot für Boulderer entwickelt zu haben …
Was das Seilklettern betrifft: Von diversen Klettergärten bis hin zu Mehrseillängen-Gebieten ist hier alles vertreten. Aufgrund des vielfältigen Kletterangebots lohnt sich ein mehrtägiger Aufenthalt. Und dies alles in einer tollen Granit-Landschaft, wo auch einige kleine Seen eingestreut sind. Auf einer Höhe von 2000 Metern ist es angenehm kühl und deshalb ein geeignetes Hochsommer-Ziel. Außerdem scheint es eine luftige Gegend zu sein, was die mächtigen Windräder bezeugen. Es gibt eine Vielzahl an ungestörten Übernachtungsplätzen bzw. Parkmöglichkeiten unweit der Pass-Straße, alles noch ohne Parkautomat …
Der beliebteste Sektor ist sicher die „Placca delle Marmotte“. Hier zieht es vor allem die Anfänger und Familien hin, um sich auf gut strukturierten Granitplatten bei bester Absicherung auszutoben. Etwas herber geht es am darüberliegenden „Pizzo di Valletta“ zur Sache. Der eindrucksvolle Granit-Obelisk bietet phantastische Kletterei in der Preisklasse 6a bis 6c. Wegen der überschaubaren Wandhöhe und mehr oder wenigen kurzen Zustiege kann in die Routen auch nach einem längeren Frühstück noch eingestiegen werden …
Placca delle Marmotte
24 Routen, 70 Seillängen, 670 Bohrhaken, 70 Bohrhaken mit Ring am Standplatz, 5 Abseilpisten mit 14 Ketten: so wirbt der www.munggenverlag.ch für das typische Plaisirgebiet am Gotthardpass. Es handelt sich um leicht geneigte, gut strukturierte Granitplatten in den unteren Schwierigkeitsgraden 3a bis 4c. Die Routen sind bis zu 6 Seillängen lang. Der Sektor ist bestens für Anfänger und Familien geeignet.
Pizzo di Valetta
Was den Fels und die sonnige Lage betrifft: ein geniales Granitgebiet, das fast schon an’s Eldorado am Grimselpass erinnert. Wenn die Linien etwas länger wären … aber man kann ja auch an einem Tag in mehrere Routen einsteigen. Generell steilt sich die Wand nach oben hin immer mehr auf. Unten sind es meist geneigte Platten, nach oben hin gibt es dann Risse, Piazschuppen, Verschneidungen und Überhänge. Insgesamt sind es ca. 10 Linien im Schwierigkeitsgrad 6a bis 6c mit bis zu 5 Seillängen. Es ist für jede Seilschaft etwas mit dabei …
Absicherung
Die Placca delle Marmotte ist perfekt mit Bohrhaken abgesichert. An der Valletta sind die Hakenabstände etwas weiter. Dennoch werden hier Keile und Friends in der Regel nicht gebraucht.
Ausrüstung
Placca delle Marmotte: 70-Meter-Einfachseil, 12 Exen, Abseilausrüstung
Valetta: 50-Meter-Doppelseil, 12 Exen, Abseilausrüstung
Ausgangspunkt
Es befinden sich mehrere geräumige Parkplätze nördlich der Gotthard-Passhöhe. Wir standen bei einem Bunker-Hotel unweit der Pass-Straße.
Zustiege
Placca delle Marmotte: Vom Bunker-Hotel zuerst gerade hoch, später rechtshaltend hinauf zur markanten Platte. Das Klettergebiet liegt links über der Staumauer. Vom Parkplatz ca. 30 Minuten.
Valetta: Vom Bunker-Hotel gerade hoch, bis man auf einen Wanderweg trifft. Hier nach rechts hinauf, später weglos über Blöcke zur eindrucksvollen Granitwand. Vom Parkplatz ca. 1 Stunde.
Abstieg
Abseilen über die Routen
Topos
Kletterführer Schweiz Plaisir Ost www.kletterfuehrer.net
Webinfo
www.munggenverlag.ch
ikbv.clubdesk.com
www.olli.ch
www.rauchquarz.ch
www.keepclimbing.de
www.hikr.org
Bildgallerie