Klettern an der Ponte Brolla

4.7
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Der Name „Ponte Brolla“ ist wohl (fast) jedem erfahrenen Felskletterer ein Begriff. Wenn es auf der Alpennordseite regnet oder ein verlängertes Wochenende ansteht, dann hängen sie hier schaarenweise in der Wand. Vergleichbar mit Arco oder Ailefroide, nur etwas geballter auf engstem Raum. Anfänger, Kurse oder typische Plaisir-Kletterer fühlen sich an dem rießigen Granit-Hügel besonders wohl. Das liegt sicher auch am malerischen Maggia-Tal, welches sich für einen gelungenen Urlaub spürbar auswirkt …

Die Sektoren „Placce di Tegna, Rovine del Castelliere und Settore Est“ bieten insgesamt ca. 250 Routen (beim Anblick ins Topo wird es mir fast schwindelig) mit einer Länge von bis zu 8 Seillängen, vorwiegend in den mittleren Schwierigkeitsgraden 4 bis 6. Dabei ist die Absicherung durchwegs perfekt, sodass meist angstfrei geklettert werden kann. Es handelt sich oft um mehr oder weniger steile Reibungsplatten aus kompaktem Gneis, die immer wieder von silbernen Quarzadern durchzogen sind. Erstaunlicherweise sind die Platten trotz zahlreicher Begehungen noch kaum abgespeckt. In manchen Seillängen befinden sich aber auch Risse, Verschneidungen, Schuppen oder Kanten in allen Variationen.

Die kurzen Zustiege sowie ein teilweise ebener Wandfuß sind auch für Familien geeignet und tragen sicher zur Beliebtheit des Gebiets bei. Im Prinzip kann fast das ganze Jahr über an der Ponte Brolla geklettert werden, allerdings kann es im Sommer sehr heiß an den südseitig ausgerichteten Wänden werden. Der „Settore Est“ liegt dagegen etwas geschützter im Wald sowie nachmittags im Schatten, um der Hitze zu enfliehen. Dies ist auch der eigentliche Sportkletter-Sektor mit einigen wirklich schweren und steilen Routen.

Die Mehrseillängen-Fans sind dagegen besser in den Felsen von „Castelliere und Tegna“ aufgehoben. Mehr oder weniger steile Platten-Aufschwünge führen immer wieder auf teils geräumige Bänder, um den nächsten Standplatz zu beziehen. Das Routennetz ist insgesamt sehr dicht, sodass auch beliebig in eine Nachbar-Route gewechselt werden kann. Manche Linien führen sogar auf den höchsten Punkt der „Rovine del Castelliere“ (Ruinen des Kastanienhügels), so kommen auch mal 8 Seillängen zustande – für die man schon eine Weile unterwegs ist. Im linken Bereich des Castelliere gibt es auch einige kürzere und sehr schöne Routen (siehe Bildgallerie), die sich dafür eignen, dem Rummel an der Hauptwand zu entfliehen …

Fazit: Das Klettergebiet Ponte Brolla ist ein geeigneter Ort, um sich ans Klettern ranzutasten, Reibungsplatten anzutesten, dabei Spaß zu haben und zugleich einen erholsamen Urlaub im sonnigen Tessin zu verbringen …

Routenangebot

Sektor „Placca di Tegna“
Ca. 40 Routen im Schwierigkeitsgrad 2b bis 5 b. Hier befinden sich die leichtesten Routen von Ponte Brolla und sind deshalb für weniger Geübte zu empfehlen. Es gibt auch einige lange Route mit bis zu 4 Seillängen.

Sektor „Rovine del Castalliere“
Über hundert Routen im Schwierigkeitsgrad 3a bis 6c. Die unteren Grade überwiegen. Hier gibt es die meisten Mehrseillängen-Routen von Ponte Brolla.

Sektor „Settore Est“
Über 50 Routen im Schwierigkeitsgrad 5a bis 7a. Dies ist sohl der beliebteste Sportklettersektor des gesamten Maggia Tals.

Absicherung
Sämtliche Routen sind perfekt mit Bohrhaken eingerichtet. Die Stände eignen sich auch fürs Abseilen über die Routen. Die üppige Routendichte veranlasste in der Vergangenheit manche Seilschaften „kreuz und quer“ durch die Wand zu klettern. Um diesem Übel entgegen zu wirken, wurden die Bohrhakenlaschen teilweise richtungsweisend eingefärbt.

Ausrüstung
14 Exen, Abseilausrüstung. Für die kurzen Routen genügt ein Einfachseil. Für die Mehrseillängen-Routen ist ein Doppelseil vorteilhaft.

Ausgangspunkte, Zu- und Abstiege

Placce di Tegna
Man parkt am Ortsanfang von Ponte Brolla. Hier führt hinter den Bahngleisen ein Teerweg nach links zu weiteren Siedlungen (Tegna). Wieder linkshaltend geht es über einen Pfad zu den ersten Routen hinauf (ca. 15 Minuten). Abseilen über die Routen.

Rovine del Castalliere und Settore Est
Die kleine Ortschaft Ponte Brolla liegt am Taleingang des Maggiatals. Am hinteren, rechten Dorfende befindet sich der öffentliche Parkplatz bei der „Grotto America“. Auf der linken Seite des Lokals zwängt sich ein Pfad durch alte Gemäuer. Wenig später trifft man auf die erste Felswand. Hier geht es links zum Castalliere, nach rechts zum Settore Est hinauf (jeweils ca 10 Minuten). Abseilen über die Routen. Vom höchsten Punkt des Castelliere führt auch ein Pfad nach links zurück zum Ausgangspunkt (ca. 30 Minuten).

Unterkünfte
Es gibt zahlreiche Pensionen, Rusticos usw., die sich für Übernachtungen anbieten. Wer es etwas kostengünstiger haben möchte, der geht auf die Campingplätze

www.camping-piccoloparadiso.com
www.tcs.ch
www.myswisstrek.ch

Topos
Kletterführer Schweiz Plaisir Süd, Band 1 tmms-shop.de

Webinfo
www.felsklettern.ch
idnu.ch
www.mountain-adventure.de
bergsteiger.de
www.chalkviech.de
www.rebolting.ch

Bildgallerie

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1 Gedanke zu „Klettern an der Ponte Brolla“

  1. Ich hatte mich schon auf Menschenmassen an der Ponta Brolla eingestellt, und wurde Gott sei Dank enttäuscht. Danke für deinen Tip Pat!
    Ein toller sonniger Fels mit schönen, wenn auch sehr vielen Routen. Wir haben uns hauptsächlich im Sektor Castalliere aufgehalten. Sonnencreme nicht vergessen 😉

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