Klettern auf Mallorca

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Wer glaubt, auf dieser Insel gibt’s nur Ballermann mit Party und Sex on the beach, der irrt. Außerhalb der Insel-Hauptstadt Palmas ist es überall ländlich und zumindest in den Wintermonaten ruhig: Fincas, Obstplantagen, Weinberge, Olivenhaine, kleine und größere Dörfer prägen die Landschaft. Wer den Navi des Mietautos auf „kürzeste Distanz“ einstellt, fährt durch schmale Sträßchen, eingebettet von hohen Steinmauern, durch die Pampa. Die ist wahrlich ein Paradies für Wanderer und Biker. Die Westseite der Insel wird von der „Tramuntana“, einem bis zu 1500 m hohen Gebirgszug durchzogen. Durch ihn führt der Fernwanderweg GR 21 durch eine wunderschöne Landschaft mit Pfaden, Ziegen, Schafen, Hainen und Steinhütten als Unterkunft.

Doch wir waren ja zum Klettern hier. Der Flieger landete um 14 Uhr in Palmas, um 15 Uhr saßen wir im Mietauto, um 16 Uhr waren wir bei der Unterkunft und um 17 Uhr am Fels. Gerade noch Zeit für ein paar Routen unterhalb des Castells von Alaró bei einem glutroten Sonnenuntergang am Heiligen Abend.

Die Unterkunft im Zentrum von Alaró lohnte sich: morgens Frühstück mit Lunchpaket, Klettern bis zur Dämmerung, Abendessen in einem der vielen guten Restaurants in der Nähe unseres Hostels. Das Dorf liegt strategisch sehr günstig am Rand der „Tramuntana“, alle Kletterziele können sternförmig mit Entfernungen von einer halben bis zu einer Stunde anvisiert werden. Im Ort gibt es einen Bikeverleih, Läden sowie einen schönen Marktplatz mit Bars für jeden Geschmack, alles ganz authentisch, keine Spur von Ballermann.

Die meisten Klettergebiete befinden sich in der Tramuntana oder im Südwesten in der Gegend von Palmas. Wir fuhren aber auch an die Ost- und Nordküste, wo es herrliche Felsriegel direkt am Meer in Badebuchten gab. Und die härtesten aus unserer Clique zogen zwischen Weihnachten und Neujahr mehrmals die Badehose an, im Sommer ein Paradies für’s Deep Water Soloing …

Die Gebiete in der Nähe von Palmas sind schon ziemlich abgespeckt, kein Wunder, bei 400 000 Einwohnern gibt es mittlerweile bereits vier Kletterhallen und jede Menge Kletterer. Im Norden der Insel hingegen sind die Routen weniger frequentiert und deshalb meist noch rau, was die Gesteinsqualität betrifft. Das Hakenmaterial wirkt durch die feuchte Meeresluft jedoch oft sehr angegriffen, gelegentlich gibt es inzwischen auch sanierte Gebiete mit rostfreiem Material.

Generell ist die Absicherung jedoch als „gut bis sehr gut“ einzustufen. Der erste Haken liegt gelegentlich vielleicht etwas weit oben, aber mit einer „Panik-Exe“ im Gepäck sollte das kein Problem sein. Die Routenauswahl beginnt meist bei 5 c, nur wenige Routen sind leichter. Ab 6 a kann hier monatelang geklettert werden; und ab 7 a bekommt man lt. Kletterführer einige der besten Tufa-Routen weltweit  In Sa Gubia gibt es die meisten Mehrseillängen-Routen. Mobile Sicherungen können hier zu Hause bleiben, dafür ist ein Doppelseil für’s Abseilen von Vorteil, außer man wählt den abenteuerlichen Fußabstieg vom Massiv … Als Literatur empfehle ich den englischsprachigen Kletterführer „Mallorca, Sportclimbing and Deep Water Soloing“ vom Rockfax-Verlag.

Unsere besuchten Gebiete:

1. Alaró
Holprige Zufahrt, Parken unterhalb des großen weißen Restaurants ratsam, da die Straße immer schlechter wird. Schöner Zustieg über Treppen, tolles Ambiente unterm Castell, wenig leichte Routen, schöne Sintertouren. In Kombination mit einem Besuch auf dem Castell lohnend (Barbetrieb, ca. 20 Minuten von den Routen im linken Wandbereich entfernt)

2. Calvia
Windgeschützt, ruhig gelegen, viele leichte gut gesicherte Plattenrouten mit Tropflöchern

3. Sa Gubia
Die meisten Mehrseillängenrouten, allseits bekannt, schön gelegen, gut gesichert, Doppelseil fürs Abseilen ratsam. Gehört zum Pflichtprogramm. „Supernova“ eine sehr schöne, homogene, gut gesicherte 5 c Route, 8 Seillängen, sehr empfehlenswert

4. Cala Magraner
Sehr schön gelegene Wand in einer Bucht am Meer, viele mittelschwere Routen, teilweise abgespeckt, gut gesichert, viel besucht. Gehört zum Pflichtprogramm

5. La Creveta
Im Norden der Insel, tolle lange mittelschwere Routen, sehr schöne Aussicht aufs Meer. Gehört zum Pflichtprogramm

6. Puig de Garaffa
Viele Sektoren, kurze Routen, schöner roter Fels, teilweise abgespeckt, im rechten Sektor toller Blick aufs Meer

7. Valdemossa
Kurzer Zustieg, die ersten Routen befinden sich gleich an der Straße, daher ziemlich abgespeckt, schön gelegen. In der Nähe befindet sich Valdemossa, einer der meist besuchten Touristenorte Spaniens, sehr schöner Ort. Gehört zum Pflichtprogramm

8. Tijuana
Sehr schön am Meer gelegen, Hafenambiente, schöne, allerdings kürzere Routen, teilweise sehr abgespeckt, da kurzer Zustieg. Gehört zum Pflichtprogramm. In der Nähe befindet sich Chris Sharma’s Deep Water Soloing am berühmten Felsentor

9. El Calo de Betlem
Sehr schön im Nordosten am Meer gelegen, bequemer Zustieg über eine Schotterstraße, überwiegend noch sehr rauer Fels, ruhig gelegen, tolle Badebucht

10. S’estret
Kurzer Zustieg, viele leichte Routen, abgespeckt

 

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