Die Heidi scheint in Insiderkreisen berühmt zu sein! Nein, ich meine nicht die Heidi aus den Schweizer Spielfilmen. Die Rede ist von der Besitzerin des Campingplatzes „Hobby 3“ bei Interlaken. Der wird bei den Google-Rezessionen durchgehend gelobt und erreicht dadurch einen 5-Sterne-Status.
Als wir nach einigen Camping-Preisvergleichen bei der Heidi gelandet sind, wurden wir bei einem Rundgang zunächst ausführlich eingewiesen: „Das sind unsere Katzen, da müsst ihr aufpassen, dass sich der Kater nicht in eurem Bus versteckt. Am besten stellt ihr euch hier auf die Wiese, da habt ihr den besten Blick auf den Eiger. Und das hier ist unser Aufenthaltsraum, da könnt ihr euch abends gemütlich hineinsetzen. Die sanitären Anlagen sind mit Schwämmen und Tücher ausgestattet, dann könnt ihr die Waschbecken gleich wieder sauber hinterlassen. Ihr seid zum Klettern da? Da fragt ihr am besten die Gruppe da hinten, die geht jeden Tag an die Felsen und kennt sich hier gut aus …“ In der Tat wurden wir noch nie von einem Campingplatz-Betreiber so freundlich empfangen und beraten. Die Anlage ist sehr sauber gehalten und sucht, was das Ambiente betrifft, seinesgleichen …
Nachdem uns an Ostern das Wetter für eine Berner Oberland-Ski-Durchquerung im Stich gelassen hat, entschieden wir uns kurzfristig für ein alternatives Sportkletter-Programm bei Interlaken. Es ist doch immer wieder gut, die Schweiz-Plaisir-Führer mit im Gepäck zu haben. Dabei schneidet der Klettergarten Neuhaus besonders gut ab: 5 Sterne, was soviel heißt wie: “darf nicht ausgelassen werden“, wie es im neuen Plaisir-West steht.
Vom Campingplatz ist es nur ein Katzensprung bzw. eine gemütliche Wanderung in den weiträumigen Klettergarten. Der erste Eindruck: ein Gemisch aus Kalk- und Sandstein, glatt und haltlos wirkend, wir ließen uns überraschen. Immerhin herrschte bereits reger Kletterbetrieb, irgendwie musste da ja was dran sein. Erwartungsvoll stieg ich in die erste 5c-Verschneidungs-Linie ein. Die Griffe sind von unten kaum erkennbar, etwas versteckt und die Sohlen hielten auch an kleinen Strukturen gut. Marius und Michi wagten sich zu Beginn in eine 6a und sprachen anschließend eine klare Empfehlung aus. „Nur nicht von der Optik täuschen lassen“, kurze Zeit darauf stiegen sie eine 6b durch.
Bereits nach den ersten Routen entpuppten sich die Felsen als angenehm „kletterfreundlich“. Eine gutmütige Bewertung samt humaner Absicherung sowie ein rechhaltiges Angebot an mittelschweren Routen im Bereich 5c bis 6c machte immer mehr Lust auf weitere Anstiege. So tingelten wir im Laufe des Tages von einem Sektor zum anderen und mussten gegen Abend den Rückweg zum Campingplatz antreten.
Am nächsten Morgen wieder der Blick auf den Eiger: Während bei Interlaken die Sonne schien, war die Jungfrau-Region nach wie vor mit Wolken vorhangen und man erahnte aus der Ferne, wie dort oben der Föhnsturm wütete. Heidi erklärte uns, dies sei die Wetterscheide Nord-Süd und sorgt für deutlich unterschiedliche Wetterverhältnisse in der Region.
Die Entscheidung fiel nicht schwer, so begaben wir uns am nächsten Vormittag in den Sektor „Dällenboden“. Neben einer schönen Verschneidungslinie ist hier hauptsächlich Platten-Kletterei angesagt. Dazu wieder diese versteckten Griffe, was auf den ersten Blick unbezwingbar aussieht, ist schließlich eine schöne 6a. Obwohl sonst von Platten abgeneigt, kamen sogar sogar unsere Youngsters wieder auf ihre Kosten. Im Zeck (6b+) bissen sie sich die Zähne aus, bis die Akkus schließlich leer waren …
Routenangebot im Sektor Neuhaus
Ca. 70 Routen im Schwierigkeitsgrad 4c bis 7b+. Der Schwerpunkt liegt im Bereich 5c bis 6c
Routenangebot im Sektor Dällenboden
Ca. 20 Routen im Schwierigkeitsgrad 4c bis 7b+. Der Schwerpunkt liegt hier im Bereich 5c bis 6b.
Absicherung
Sämtliche Routen sind perfekt mit Bohrhaken abgesichert, humane Abstände, gelegentlich mit zwingenden Kletterpassagen.
Ausrüstung
60-Meter-Einfachseil, 12 Exen
Ausgangspunkt
Unterseen zwischen Interlaken und dem Thuner See. Der offizielle Parkplatz „Grüt“ befindet sich oberhalb des Campingplatzes „Lazy Rancho“.
Zustieg
Man folgt dem Schotterweg nach links und überquert eine Brücke. Hier wieder linkshaltend und kurz darauf bei einem Steinmann nach rechts hinauf zum Klettergarten „Neuhaus“ (ca. 15 Minuten). Für den Sektor Dällenboden folgt man dem Schotterweg Richtung Thuner See. Bei einem Parkplatz nach rechts hinauf zu den Felsen (ca. 25 Minuten).
Weitere Sektoren
Das Gebiet bietet noch viele weitere Klettergärten, wobei der Sektor „Lehn“ mit seinen athletischen Routen ab 6c und “Neuhaus” die vielleicht berühmtesten sind.
Unterkunft
Campingplatz Hobby 3 bei Interlaken www.campinghobby.ch
Topos
Kletterführer Schweiz Plaisir West (Band 1) www.filidor.ch
Bildgallerie