Klettern an der Mittagfluh

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Die Mittagfluh an der Grimselpass-Straße, steht da wie ein Monolith und die Verlockung ist groß in deren Südwand einzusteigen. Mit 10 Seillängen Kletterstrecke und einem geringen Zustieg von ca. einer halben Stunde ist das Preis-Leistungs-Verhältnis im übertragenen Sinn durchaus ergiebig. Im Vergleich zu den anderen Klettergebieten im Grimselgebiet kann aufgrund der relativ geringen Seehöhe an der Mittagfluh schon früh im Jahr und bis in den späten Herbst hinein geklettert werden. Die Plattenwand hat eine südseitige Ausrichtung und trocknet nach Regenfällen wieder sehr schnell ab. Sie bietet tolle Urgesteins-Kletterei mit kantigen Leisten, Untergriff-Schuppen und filigranen Trittstellen.

Am beliebtesten ist wohl die Südkante mit einer klaren Linienführung und moderaten Schwierigkeiten. Im zentralen Wandteil sind die Routen etwas schwerer, jedoch mit ähnlichem Charakter. Darunter „Heidi mier weidi …“ (Heidi wir wollen dich): Deren Schlüssel-Seillänge ist mit 5c+ bewertet und sollte nicht unterschätzt werden. Anscheinend hat es hier schon einige Abflüge gegeben … Von wegen Plaisir. Die Hakenabstände sind gelegentlich sehr sportlich und verlangen eine gute Vorstiegsmoral. Links der Südkante befindet sich mit 6b+ A1 die schwerste Tour am Massiv. „Abadia“, von den Remy-Brüdern erstbegangen, abenteuerlich und anspruchsvoll, etwas für die Spezialisten unter uns. Wir mussten bei einem Begehungsversuch vor langer Zeit auf die Südkante hinausqueren. Die nachfolgende Schweizer Damen-Seilschaft kletterte hingegen lässig weiter …

Aufgrund des geringen Zustiegs, der meist moderaten Schwierigkeiten und Überschaubarkeit der Wand kann der Andrang hier jedoch durchaus groß sein. Obwohl die Wand morgens noch im Schatten liegt empfiehlt sich an schönen Wochenend-Tagen ein früher Aufbruch, um in der jeweiligen Wunschtour nicht im Stau zu stehen. Es sei denn, man steigt in die „Abadia“ ein …

Schwierigkeit

„Heidi mier weidi“: Meist 5a bis 5c, Schlüsselstelle 5c+, 5b+ obligatorisch

Weitere Routen von links nach rechts

Abadia (6b+ A1)
Südkante (5a)
Durststrecke (5b+)
Am Ueli sis Chueli (5b)
Heidi mier weidi (5c+)
Loris Boxenstop (5c+)

Absicherung

Die Stände und Zwischensicherungen sind mit Bohrhaken eingerichtet. Deren Abstände sind allerdings gelegentlich etwas weit, dann ist es ratsam (wenn möglich) zusätzlich mit Keilen und Friends abzusichern.

Material

Doppelseil, 12 Exen, Schlingen, mittelgroße Keile und Friends, Abseilausrüstung

Zustieg

Vom Parkplatz führt erst ein ausgetretener Pfad,  etwas später gute Wegspuren nordostwärts an den Wandfuß. Ca. 30 Minuten.

Abstieg

Bei erhöhtem Andrang sollte man wegen Steinschlaggefahr nicht über die Routen abseilen. Der Fußbstieg ist zwar steil aber durch die deutlichen Wegspuren nicht zu verfehlen. Man steigt nach rechts über den Grat über die Kuppe der Mittagfluh auf. Ein Pfad führt zum Bach-Taleinschnitt und rechts von diesem hinunter. Zum Schluss sind nochmal 4 kurze Abseilstellen eingerichtet.

Ausgangspunkt

Tschingelmad zwischen Guttannen und Handegg Richtung Grimselpass. Ein Parkplatz befindet sich am Straßenrand.

Topos

Kletterführer Schweiz Plaisir West, Filidor Verlag

 

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1 Gedanke zu „Klettern an der Mittagfluh“

  1. Heidi, mier weidi [schweizer chauvi-deutsch; frei übersetzt: alle wollen die Heidi]

    ich hatte das Glück an einem herrlichen Sommertag im August am Seil meiner Tochter die Südkante am Mittagsflue (1740m) bei Guttannen, BE zu klettern, eine Südwand-Platte ohne schwitzen (zusammen 1,5 l Wasser). Wir kamen nur einmal kurz an die Kante.
    Über den Charakter der Kletterei ist schon genug gesagt, es handelt sich um ein geneigte Platte aus Gneis, die nach oben hin steiler wird; genauer aus OSGC Gneis (Ofenhorn-Stampfhorn Gneiss Complex) mit wenig Glimmer. Mein Eindruck beim klettern: Die Gneisplatten sind überhaupt nicht rutschig, eher kommt man gelegentlich und öfter auf kleinen Kanten (“Papierschuppen“) zu stehen. Eher selten sind Risse, sie sind wenig tief, und Klemmkeil und Friends kaum einsetzbar. Etwa in der Mitte der Wand (wir gingen an dieser Stelle links zur Kante ) kommt eine blockige Passage daher, die ist auch körnig wie echter Granit.
    Rechts im Sinne vom Aufstieg (oder besser links beim Abstieg), an den Platten zum Wasserfall, ist der Übergang zum Central Aar Granite. Zum Gestein heisst es auch: “das differenzierteste Gesteine des Aaremassivs.“
    Alle Gesteine aus https://www.grimsel.com/gts-partners/geology-of-the-gimsel-test-site.

    Eine Herausforderung ist der Abstieg
    Am Ende der Tour (MuniRing) klettert man nämlich an der Kante weiter, oder man „schlieaaft“ durchs Gebüsch jedenfalls mindestens eine halbe Stunde oder eher mehr (50 min) weiter im Aufstieg, bis man den Abstieg erreicht.
    Ich habe gelesen für den Abstieg (vage) 1-2 (ein bis zwei) Stunden, aber für uns war das illusorisch. Andere Angaben sind 3 Stunden bis zum Einstieg, realistisch. Schuhe mit Absatz sind auf jeden Fall angezeigt.
    Der Abstieg ist laut SAC.Beschrieb, T 4+ (Te.vier plus), PLUS viermal abseilen, 20m.
    (Beschriebe für den Abstieg gibt es ungezählte, einer schreibt sogar von “kriminell“)
    Stellenweise sind Seilgeländer installiert, stellenweise Eisenstifte, an einigen Stellen ist Klettern mit Gesicht zur Wand angesagt. Nach meiner Einschätzung also mindestens UIAA zwei plus.
    In der unteren Hälfte, in der Nähe das Wasserfalls kommt ein Kabel das zur ersten Abseilstelle führt (MuniRing). Jetzt dreimal abseilen (MuniRing). Dann kommt ein Kabel das zu einer weiteren Abseilstelle leitet (Abseile #4, bolts mit Schlinge). Wir sind ein weiteres mal abgeseilt (Abseil#5, bolts mit Schekel) und 5 m vor dem Rucksack am Einsteig gelandet.
    Über Abseilen an der Wand möchte ich nix sagen, weil wir es nicht gemacht haben. Es waren jedenfalls noch einige Seilschaften auf verschiedenen Routen am Weg.

    Es gibt verschiedene Topos, auch speziell zum Abstieg, die ich aber nicht anführen möchte.
    Meine Botschaft: Man kommt gut und sicher runter, wenns nicht pressiert.
    Hermann Reisach, 1.Sept 2025

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