Die Immenstädter Klettergruppe „Pepperfreaks“ hat schon in den 1980er-Jahren das Potential auf der Grünten-Südseite erkannt und neben anderen Sektoren die „Nasse Wand“ erschlossen. Wie eine Pyramide sticht das megasteile Massiv hinter den Bäumen hervor. Von unten betrachtet, sieht man es der Wand nicht an: in den abschüssigen Platten gibt es immer wieder Henkel und Schlitze, die ein Klettern erlauben. Herausgekommen sind dabei überwiegend anspruchsvolle Mehrseillängen-Routen an der bis zu 80 Meter Hohen Wand. Mittlerweile wurde fast alles saniert, einen fähigen Vorsteiger braucht es aber trotzdem nach wie vor.
Ihr jüngstes Produkt nannten die Pepperfreaks „Pandemie“, die nun leichteste Möglichkeit durch die gesamte „Nasse Wand“ zu steigen. Nach der einfachen Zustiegs-Länge startet die eigentliche Tour mit einer tollen Riss-Verschneidung und bietet danach spannendes Klettern an Schlitzen entlang einer diagonalen Rampe. Bei einer ausgesetzten, kleingriffigen Wandstufe geht es dann deutlich zur Sache, um an die rettenden Henkel zu gelangen.
Am Wandbuch angekommen, mündet die Tour in den „Novembertraum“, der von rechts herüberzieht. Die Pepperfreaks schenken einem nun nichts: die letzte Seillänge führt anfangs über eine griffarme Platte mit zwingenden Passagen bis zum 7. Grad. Danach gibt es wieder schöne Risse, allerdings mit einem längerem Runout, der gelegentlich mit Friends entschärft werden kann. Man landet schließlich auf dem exponierten Grat der „Nassen Wand“, die wie eine Messerschneide auf der Südseite des Grüntens heraussticht.
Obwohl der Name dies nicht vermuten lässt, ist die „Nasse Wand“ meist trocken. Da viele Routen schwer und hart bewertet sind, ist man hier oft alleine unterwegs. Das ruhige Voralpen-Ambiente bietet eine eindrucksvolle Sicht in’s obere Illertal und in die Allgäuer Alpen. Wegen der südseitigen Lage kann man hier fast das ganze Jahr über klettern. Und wer nach der „Pandemie“ noch Zeit übrig hat, kann am benachbarten Freggelstein oder Rossberg die ein oder andere Tour d’ranhängen.
Schwierigkeit
3 Seillängen +/-6, 1 Seillänge 7 (7- obligatorisch)
Absicherung
Die Route ist ausreichend bis gut mit Bohrhaken eingerichtet. Gelegentlich können zusätzlich Friends gelegt werden.
Ausrüstung
70-Meter-Einfachseil, 10 Exen, mittelgroße Friends, Abseilausrüstung
Ausgangspunkt
Wanderparkplatz beim Gasthof Alpenblick bei Burgberg im Allgäu
Zustieg
Es lohnt sich, ein Stück mit dem E-Bike hochzufahren. Vom Parkplatz auf der Grünten-Südseite entlang der Teerstraße, bei der esten Abzweigung linkshaltend. Nach ca. 500 m zweigt der Weg wieder nach links zur Kehralpe ab. Hier über den Schotterweg bis zu einem Kuhstadel hinauf. Bikedepot. Nun zu Fuß auf dem Wanderweg zur Oberen Kehralpe empor. Man geht über der Hütte nach rechts entlang des horizontalen Schotterwegs, bis nach ca. 500 Meter linkerhand die Nasse Wand bei einem Steinmann sichtbar wird. Über eine steile, geröllige Wiese erreicht man den Wandfuß. Hier linkshaltend an einer Holzbank vorbei, bis eine zweite Bank erscheint. Der Einstieg führt hier nach rechts durch einen Spalt zum ersten Stand hinauf. Vom Parkplatz ca. 1,5 Stunden.
Abstieg
Vom letzten Stand 2 bis 3mal geradeaus abseilen.
Literatur
Kletterführer Allgäu Rock www.gebro-verlag.de
Webinfo
ulligunde.com
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