Pussy Riot an der Gamssteig-Wand

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Es ist schon eine beeindruckende Szenerie, wie die Felswände über dem Säulinghaus steil empor ragen. Lange Zeit gab es hier lediglich in den oberen Etagen diverse kurze Kletterrouten. Bei einem Besuch im Jahr 2011 fasste ich den Entschluss, das Gebiet etwas aufzufrischen. So entstanden nacheinander die Routen „Guat g’flickt in Reutte und Knöchelbruch“ am Großen bzw. Kleinen Säuling.

Dabei sind verschiedene Charaktere entstanden: Die Guat g’flickt ist lang und abwechslungsreich, der Knöchelbruch kürzer, dafür mit excellentem Fels behaftet und dementsprechend beliebt. Doch da gab es noch ein weiteres Massiv rechts des Kleinen Säulings, das ich den Namen „Gamssteig-Wand“ verpasste. Namensgebend ist der Gamssteig, einem Mini-Klettersteig, der den Aufstieg zum Kleinen Säuling ermöglicht.

Um das Triple zu vervollständigen entschloss ich mich, auch hier eine Tour einzurichten. Die Wandhöhe von 130 Metern war ausreichend, das Gestein allerdings auf den ersten Blick etwas zweifelhaft. Dennoch gelang es mir die besten Felspassagen zu einer logischen Linie zu vereinen. Somit wird hier einiges geboten: Piaz-Verschneidungen, steile Wandkletterei und exponierte Querungen sind Programm. Ein paar Schrofen und Grasbüschel fallen kaum in’s Gewicht.

Lassen wir das Wandbuch sprechen: „zur Premiere gab’s gleich mal einen satten Sturz, ist ja ein netter Scherbenhaufen, mit etwas Abstand betrachtet: so schlimm war‘s gar nicht, schöne Tour, danke Pat, immerhin eine Herausforderung, erinnert mich an alte Zeiten, geile Route, schöner Bruch, alpiner Charakter in nicht immer festem Fels, für den der ein Großer werden will, hat uns gefallen, es muss nicht immer Plaisir sein, usw…“ So gehen die Meinungen auseinander …

Gut 10 Jahre nach der Erschließung bin ich hier wieder eingestiegen. Mein Eindruck: mittlerweile ist die Tour brauchbar abgeklettert. Die gute Absicherung mit Bohrhaken lässt bedenkenloses Klettern zu. Inmitten des alpinen Flairs mit brüchig anmutendem Fels sind auch einige schöne kompakte Passagen mit dabei. Nicht richtig schwer, trotzdem ist es ein kleines Abenteuer durch die Pussy Riot zu klettern. Sie ist ein geeignetes Ziel für Liebhaber alpiner Routen jenseits des Plaisir-Bereichs …

Der rustikale Abstieg über Schrofen und Geröll, mit anschließendem Klettersteig passt sicher auch zur Tour. Ein kurzweiliger Rundweg, der für den Neuling erstmal gefunden werden möchte. Die Route wurde übrigens dem feministischen regierungs- und kirchenkritischem Performance-Kollektiv Pussy Riot aus Moskau gewidmet. Die waren während meiner Erschließungszeit aktiv, sind mittlerweile jedoch zwangsläufig untergetaucht …

Schwierigkeit
1. Seillänge bis zum Gamssteig 3, dann überwiegend +/-5, gelegentlich +/-6 (6 obligatorisch)

Absicherung
Die Route ist gut mit Bohrhaken abgesichert.

Ausrüstung
50-Meter-Doppelseil, 10 Exen, Abseilausrüstung

Ausgangspunkt
Parkplatz Säulinghaus bei Pflach

Zustieg
Mit dem E-Bike in 30 Minuten Richtung Säulinghaus hinauf. Bikedepot am Wendeplatz. Weiter entlang des Wanderwegs bis der Weg nach links zum Säulinghaus abbiegt. Hier weglos diagonal rechtshaltend bis zu einer Baumgruppe. Dahinter befindet sich der Einstieg unter dem Gamssteig, dem Klettersteig nach der ersten Seillänge. Vom Bikedepot ca. 30 Minuten.

Abstieg
Vom letzten Stand kurz linkshaltend absteigen. Dann über Schrofen und Geröll hinab zu den Bäumen. Hier nach rechts unter die letzten Felsen. Wieder kurz absteigen und bei einem querliegendem Baum nach rechts zum Gamssteig queren. Über das Kabel zurück zur Route. Beim Schild „Gamssteig“ einmal zum Wandfuß abseilen. Ca. 30 Minuten.

Unterkunft
Säulinghaus, derzeit geschlossen

Literatur
Kletterführer Ammergau www.panico.de

Bildgallerie

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